Ob Schulen öffnen oder schließen, soll weiterhin von den Corona-Ansteckungszahlen abhängig sein, fordert der Lehrerverband. Millionen Schüler hätten inzwischen "große Lücken".
Nach Ansicht des Lehrerverbandes soll die Frage von Schulschließungen auch im nächsten Schuljahr und bei zunehmendem Impffortschritt weiter an die Corona-Ansteckungszahlen (Inzidenz) gekoppelt werden.
"Auch wenn Kinder und Jugendliche ein vermindertes Risiko an schweren Krankheitsverläufen bei Covid-19 haben, gibt es diese Gefahr. Darauf hat der Schulbetrieb Rücksicht zu nehmen, solange nicht alle Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit zur Impfung hatten", sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der Deutschen Presse-Agentur.
Von "vollständigen Präsenzunterricht" sei auszugehen
Allerdings stellt sich der Lehrerverband "auf vollständigen Präsenzunterricht in ganzen Klassen" im nächsten Schuljahr ein, "und zwar fast ausnahmslos".
- Welche Länder zum Regelbetrieb zurückkehren
Zurück ins Klassenzimmer: Bei sinkenden Inzidenz-Zahlen kehren ab Montag viele Bundesländer zum Regelunterricht mit voller Klassenstärke zurück.
Die medizinischen Experten rechneten nicht mit einer vierten Welle, "weil die fortschreitenden Impfungen in der Gruppe der über 16-Jährigen und auch zunehmend bald bei den 12- bis 15-Jährigen die Neuinfektionszahlen unabhängig von saisonalen Einflüssen nach unten drücken werden", sagte Meidinger.
Einschränkungen in mehreren Bereichen
Mit Einschränkungen rechnet er zunächst aber noch bei Schulfahrten, Sportwettkämpfen, Schulfesten oder Konzerten.
Maskenpflicht und Tests müssten zudem aufrechterhalten bleiben, solange es viele "unwillentlich" ungeimpfte Schüler gebe, etwa weil für unter 12-Jährige noch kein Impfstoff vorhanden sei oder keine Empfehlung zur Impfung durch die Ständige Impfkommission vorliege.
Zwei Millionen Schüler mit "großen Lücken"
Von den elf Millionen Schülerinnen und Schülern in Deutschland hätten zwei Millionen Schüler wegen der Shutdowns "sehr große Lücken, die sie in der Regel alleine nicht mehr aufholen können", sagte Meidinger außerdem dem Bonner Generalzeiger. Sie bräuchten jetzt eine intensive Förderung.
Allerdings gebe es regional und nach Schulart große Unterschiede. Von den 1.200 Präsenzstunden, die ein Schüler pro Schuljahr normalerweise habe, seien in den beiden Schuljahren des Shutdowns pro Schüler zwischen 350 und 900 Präsenzstunden verlorengegangen.
Sommerferien nicht streichen
Der Lehrerverbandschef wandte sich dagegen, für Schüler die Sommerferien ganz zu streichen, um den verlorenen Lehrstoff in dieser Zeit nachzuholen. "Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen diese Erholungszeit. Allerdings ist beispielsweise gegen einen zweiwöchigen Sommerkurs nichts einzuwenden."
In einigen Klassen und Fächern sei darüber nachzudenken, auf einzelne Noten in Zeugnissen zu verzichten. Dies gelte aber nicht für Abschlussklassen.