Die Stiko kündigt die Zulassung eines Kinderimpfstoffs ab fünf Jahren an. Es gibt auch schon einen konkreten Zeitplan für Dezember. Allerdings bleiben die Risiken vorerst ungewiss.
Ab dem 13.12. soll in der EU der Corona-Impfstoff für Kinder ab fünf Jahren verfügbar sein. Die Stiko möchte bis dahin eine Empfehlung aussprechen.
Es gibt in Deutschland Kinder zwischen fünf und elf Jahren, denen ein Impfstoff verabreicht wird, der noch nicht für sie zugelassen ist - und zu dem es noch keine vollständige Sicherheit gibt. "Off label" nennt man das. Dabei wird der zugelassene Erwachsenenimpfstoff in niedrigerer Dosierung dem Kind verabreicht.
Dieses Vorgehen sei ausdrücklich nicht empfohlen und der Arzt in diesem Fall auch nicht von einer Haftung befreit, mahnte Martin Terhardt, selbst Kinderarzt und Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko), bei "Markus Lanz". So habe es die Gesundheitsministerkonferenz am vergangenen Montag festgehalten.
Stiko-Arzt: Empfehlung bis zum 13. Dezember
Eine problematische Situation, die sich aber bald entspannen könnte: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat bereits am 25. November empfohlen, den Kinderimpfstoff von Biontech und Pfizer ab fünf Jahren zuzulassen. Terhardt dazu:
Das Ganze komme in einer anderen Flasche, die auch anders aussehe. "Die ist jetzt erst ab dem 13. Dezember in Europa verfügbar", so Terhardt. Und weiter: "Wir werden sicherlich bis dahin eine Empfehlung haben."
Kinderarzt Terhardt: Sicherheitsdaten noch nicht ausreichend
Weitere Details wollte er noch nicht nennen, weil weitere Beratungen der Stiko dazu noch ausstehen würden. "Auch die EMA hat sich so ein bisschen vorsichtig geäußert, weil die Sicherheitsdaten für diesen Kinderimpfstoff eben im Moment noch nicht hundertprozentig ausreichend sind."
In der EMA-Zulassung stehe bislang nur, dass der Impfstoff für die Kinder sinnvoll sei, die "den höchsten Nutzen" davon hätten. "Mehr steht da noch nicht", stellte der Berliner Kinderarzt klar.
Weitere Daten aus den USA erwartet
"Wir wissen die Daten von den Erwachsenen, den Jugendlichen, da gibt es auch noch nachträgliche Daten, was das zusätzliche Risiko von Herzmuskelentzündungen angeht. Das wissen wir bei diesem Kinderimpfstoff bislang noch gar nicht." Man erwarte dazu demnächst Daten aus den USA.
Die Amerikaner hätten jetzt gerade damit angefangen, Kindern die zweite Impfung zu geben. Dann werde man sehen, ob Entzündungen des Herzmuskels oder Herzbeutels auftauchen oder nicht. "Wir hoffen ja alle, dass es nicht auftaucht", sagte Terhardt.
Zunächst nur eingeschränkte Impfempfehlung
Und weiter: "Das kann durchaus sein, dass es in der Altersgruppe keine große Rolle spielt, das wissen wir einfach noch nicht." Die Daten aus den USA müssten dazu nun erst erfasst, gemeldet und veröffentlicht werden. Bis man genau Bescheid wisse, werde es wohl dauern bis Januar, Februar.
Die Stiko-Empfehlung, die schon bis zum 13. Dezember komme, werde entsprechend erstmal eingeschränkt sein und dann zu einem späteren Zeitpunkt angepasst, so Terhardt.
- Soll ich mein Kind impfen lassen?
Der Corona-Impfstoff von Biontech ist in Europa auch für 5- bis 11-Jährige zugelassen. Er ist aber noch nicht offiziell empfohlen. Was Eltern jetzt dazu wissen sollten.
Krankheitslast in Amerika viel höher
Dass die Amerikaner Kinder ohne entsprechende Sicherheitsdaten impfen, erklärte das Stiko-Mitglied damit, dass dort eine andere Risikokultur herrsche und die Krankheitslast in dieser Altersgruppe viel höher ausfallen.
Es gebe bei Kindern in den USA deutlich mehr Todesfälle und Hospitalisierungen. Das hänge vor allem mit der Art der Vorerkrankungen bei Kindern zusammen. Etwa Übergewicht und Diabetes.
Stephan Weil: Schulschließungen vermeiden
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, der ebenfalls Teil der Runde bei Lanz war, begrüßte derweil die Pläne der Stiko:
"Der Gedanke, die Hälfte der Kinder sind geimpft, wäre für mich eine enorme Entlastung bei der Frage: Können wir das auch wirklich durchhalten auf Dauer?" Und abschließend: "Wir sind da finster entschlossen."