Der Marburger Bund warnt vor der Belastung der Normalstationen durch die Omikron-Welle. Zudem könnten milde Symptome trügerisch sein - deswegen sei Vorsicht geboten.
Der Ärzteverband Marburger Bund hat davor gewarnt, die Omikron-Variante des Coronavirus zu unterschätzen. Wegen der schnellen Ausbreitung drohe den Kliniken erneut eine enorme Belastung, sagte die Vorsitzende des Verbands, Susanne Johna, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Das betreffe nicht nur die Intensivstationen, sondern auch die Normalstationen.
Ein Großteil der milder verlaufenden Omikron-Fälle müsse in Notaufnahmen und auf Normalstationen behandelt werden. Deswegen wäre es trügerisch nur die Belegung der Intensivbetten als Maßstab für Corona-Maßnahmen heranzuziehen, mahnt Johna. Insgesamt rechne der Marburger Bund mit deutlich mehr Krankenhauseinweisungen als bei der Delta-Variante.
Vorsicht trotz milder Symptome
Um eine "überbordende Belastung für das Gesundheitswesen" zu verhindern, dürfe man die Omikron-Welle auf keinen Fall ungebremst laufen lassen. Zwar werde es voraussichtlich weniger schwere Omikron-Fälle geben, bei explosionsartig steigenden Infektionszahlen würde es aber trotzdem zu schweren Erkrankungen kommen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, so Johna. Außerdem wisse man, dass auch Patienten mit milden Symptomen langfristig Schäden an Organen davontragen können.
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Bei Husten und Schnupfen testen
Die milderen Symptome würden außerdem die Gefahr bergen, dass Corona-Infizierte ihre Ansteckung nicht als solche wahrnehmen und stattdessen von einer Erkältung ausgehen, warnt Johna. So würden Geruchs- und Geschmacksstörungen bei einer Omikron-Infektion gar nicht mehr auftreten - das wüssten viele Infizierte aber nicht. Deshalb appelliert Johna, bei Erkältungssymptomen wachsam zu sein.
Wer einen Schnupfen habe, hustet oder sich unwohl fühle, solle sich vorsorglich testen und isolieren und im Zweifelsfall am zweiten Tag erneut einen Antigentest machen, sagt die Verbandsvorsitzende.
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