Mehr als 700 Sterbefälle im Zusammenhang mit Corona hat das Uniklinikum Hamburg untersucht. Im Schnitt waren die Verstorbenen 83 und hatten meist Vorerkrankungen. Die Ergebnisse.
Seit Beginn der Pandemie sind mehr als 67.000 Menschen in Deutschland an oder mit Corona gestorben. Das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat alle 735 Sterbefälle in Hamburg untersucht, die im Jahr 2020 in einen Zusammenhang mit Covid-19 gebracht wurden.
Was waren die häufigsten Todesursachen?
Heraus kam: Bei 618 Fällen stellten die Forschenden eine Corona-Erkrankung sicher als Todesursache fest. Konkret starben die meisten Infizierten an einer Lungenentzündung oder an den Folgen einer Thrombose - damit wurden die im Mai veröffentlichten UKE-Zwischenergebnisse noch einmal bestätigt.
In sieben Prozent der Fälle - also bei rund 50 - hatten sich die Verstorbenen zwar mit dem Virus angesteckt, doch die Infektion war nicht für den Tod verantwortlich. Bei den übrigen knapp 70 Verstorbenen wollten die Angehörigen keine Obduktion oder es fehlten Unterlagen. Zwei Drittel der Untersuchten starben in der zweiten Pandemie-Welle ab Oktober vergangenen Jahres.
Wie alt waren die Verstorbenen?
Im Schnitt waren die an Covid-19 verstorbenen Patienten 83 Jahre alt. Drei Viertel aller Todesopfer waren älter als 76 Jahre. Sieben an einer Infektion Verstorbene waren jünger als 50, also etwas mehr als ein Prozent. Kinder und Jugendliche waren nicht darunter. 55 Prozent der Corona-Toten waren Männer.
Die meisten der Untersuchten seien in Krankenhäusern verstorben, etwa ein Fünftel in Pflegeheimen, wie Benjamin Ondruschka, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin des UKE, bei der Vorstellung der Studie erläuterte.
Welche Vorerkrankungen wurden festgestellt?
Der Studie zufolge wiesen die an Covid-19 Verstorbenen eine sehr große Bandbreite an Vorerkrankungen auf - zu den häufigsten zählten: Bluthochdruck, eine chronische Nierenschwäche, eine dauerhafte Lungenschädigung, bosartige Tumorerkrankungen und Diabetes mellitus. 20 Prozent wiesen ein krankhaftes Übergewicht auf.
"88 Prozent der Untersuchten hatten zwischen einer und vier Vorerkrankungen, am häufigsten drei", so Benjamin Ondruschka. Nur in einem Prozent der Fälle wurden keine relevanten Vorerkrankungen gefunden.
Auch die sieben jüngeren Verstorbenen waren demnach vor ihrer Corona-Infektion nicht gesund. Fünf von ihnen wiesen eine "krankhafte Fettsucht" auf. Zusätzlich hatten sie "für dieses Alter untypisch fortschrittene Herzerkrankungen und vereinzelt Tumore".
Welche Untersuchungen wurden durchgeführt?
Neben einem PCR-Test würden ärztliche Vorbefunde der Verstorbenen ausgewertet. Die weitere Untersuchung der Todesursache erfolgte per Computertomographie, einer minimal-invasiven Autopsie in Verbindung mit Ultraschall-Untersuchungen oder einer konventionellen Obduktion.
Fließen die Erkenntnisse in die Corona-Therapie ein?
Bereits die ersten Ergebnisse im Mai hatten gezeigt, dass eine Corona-Infektion in vielen Fällen zu Thrombosen und Lungenembolien führt. In der Folge wurde für die Behandlung von Covid-19-Patienten Blutverdünnungsmittel empfohlen und verstärkt eingesetzt.
Trotz der Gabe von Blutverdünnern seien Blutgerinnsel in den Lungenschlagadern bei Obduktionen entdeckt worden, so der Rechtsmediziner Ondruschka.
Weitere Studien, die die UKE-Ergebnisse mit den Daten von überlebenden Intensivpatientinnen und -patienten vergleichen, müssten nun folgen, so Ondruschka. "Wir müssen abgleichen, wie viele der überlebenden Patienten mit Thrombosen und Embolien davon profitieren und vielleicht genau deswegen am Ende nicht sterben."