Mindestens drei Millionen Menschen starben direkt oder indirekt durch das Coronavirus, so die offiziellen Fallzahlen. WHO-Experten gehen aber von bis zu acht Millionen Toten aus.
Die Corona-Pandemie hat laut einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) deutlich mehr Menschen das Leben gekostet, als aus offiziellen Statistiken hervorgeht. WHO-Vertreterin Samira Asma erklärte anlässlich der Vorstellung des Jahresberichtes 2020 der UN-Organisation:
Laut WHO wurden viele Corona-Tote gerade zu Beginn der Pandemie nicht offiziell registriert, da sie vor ihrem Tod nicht getestet wurden. Hinzu kämen "die Todesfälle, die auf die schwierigen Bedingungen zurückzuführen sind, unter denen viele Menschen auf der Welt wegen der Pandemie leben", sagte der WHO-Datenanalyst William Msemburi.
Viele Menschen nicht angemessen behandelt
So hätten viele Menschen, die an chronischen oder akuten Krankheiten leiden, wegen der Lockdowns und der Belastung der Gesundheitssysteme keine angemessene Behandlung erhalten. Zudem gibt es in einigen Teilen der Welt nach Angaben der WHO Hinweise auf steigende Selbstmordraten infolge der psychischen Belastungen der Pandemie.
Allein im Jahr 2020 lag die Übersterblichkeit dem WHO-Bericht zufolge bei mindestens drei Millionen. Als Übersterblichkeit wird die erhöhte Sterberate im Vergleich zu den unter normalen Umständen erwarteten Werten bezeichnet. Drei Millionen Menschen starben also direkt oder indirekt durch das Coronavirus - dies sind 1,2 Millionen mehr, als offiziell Corona-Todesfälle registriert wurden.
Auf dem amerikanischen Kontinent lag die geschätzte Übersterblichkeit demnach bei bis zu 1,46 Millionen, in Europa bei bis zu 1,21 Millionen. Wie viele Todesfälle tatsächlich direkt auf die Corona-Pandemie zurückzuführen sind, lässt sich schwer sagen. Die Zahl der offiziell registrierten Corona-Toten wird von Experten seit Langem angezweifelt.
Geringe Testquote in vielen Ländern
Das Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) in Seattle geht sogar davon aus, dass seit März 6,9 Millionen Todesfälle direkt durch die Pandemie verursacht wurden. In einigen Ländern wie Mexiko oder Indien sei "ein erheblicher Teil" der zu niedrigen Zahlen auf eine geringe Testquote zurückzuführen, sagte Institutsleiter Chris Murray.
In Afrika ist das Sterberisiko für schwer erkrankte Covid-19-Patienten einer Studie der Universität Kapstadt zufolge besonders hoch. In den untersuchten Krankenhäusern seien auf Intensivstationen nach 30 Tagen 48 Prozent der Patienten gestorben. Außerhalb Afrikas starben nur durchschnittlich 31,5 Prozent der schwer erkrankten Corona-Patienten binnen 30 Tagen.