In Louisiana müssen viele Kinder mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus. Sie sind der Delta-Variante ungeschützt ausgeliefert. Dabei ließe sich daran etwas ändern.
Das Kinderkrankenhaus New Orleans in Louisiana ist voll. Zu voll. Die Bilder sind im ganzen Land zu sehen, alle Fernsehsender berichten. "Wir haben im ganzen letzten Jahr noch nie so viele Kinder mit einer akuten Covid-Lungenerkrankung gesehen, wie jetzt", berichtete Kendal Jaffe, eine Krankenschwester aus New Orleans, auf CNN.
Staaten mit niedriger Corona-Impfquote besonders betroffen
Berichte wie diese kommen zurzeit aus mehreren Städten und Regionen. Vor allem von dort, wo die Corona-Zahlen steigen, die Impfquoten niedrig sind. Wie in Arkansas. Der Kardiologe Cam Patterson von der Uniklinik Little Rock spricht sogar von einem "komplett anderen Virus".
Ob Kinder an der Delta-Variante schwerer erkranken als an anderen Varianten, ist nicht bewiesen. Auch wenn erste Studien zeigen, dass Delta zumindest bei Erwachsenen zu schwereren Krankheitsverläufen führt.
Kinder erkranken an Corona seltener schwer
Bislang erkranken Kinder wesentlich seltener schwer an Corona als Ältere. Etwa ein Prozent aller Corona-infizierten Kinder in den USA landet im Krankenhaus. 0,01 Prozent sterben infolge einer Infektion.
Fest steht aber: Es müssen mehr Kinder mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus als jemals zuvor. 249 Kinder und Jugendliche unter 17 wurden laut US-Gesundheitsbehörde CDC in dieser Woche im Durchschnitt täglich ins Krankenhaus eingeliefert. Ein Anstieg um 23,5 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Und mehr als im Januar, dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie.
Mehr Hospitalisierungen durch ansteckendere Delta-Variante
Die Gleichung ist simpel: Die Delta-Variante ist ansteckender als bisherige Varianten. Deshalb steigen die Infektionszahlen in den USA seit einigen Wochen wieder, entsprechend auch bei Kindern. Das wiederum führt zu mehr infizierten Kindern in Krankenhäusern.
Doch während dieser Corona-Welle haben Kinder einen ganz entscheidenden Nachteil: Sie sind nicht geimpft. Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna sind erst ab zwölf Jahren zugelassen. Und auch unter den impfberechtigten 12- bis 17-Jährigen ist die Impfquote etwas niedriger als insgesamt.
In den USA gibt es eine klare Empfehlung, Kinder ab 12 Jahren impfen zu lassen.
Kinder vor Corona-Infektion am stärksten gefährdet
Damit sind sie besonders anfällig für die Corona-Infektion, vor allem jetzt, wo die Schule vielerorts wieder losgeht und über Maskenpflichten hitzig debattiert wird. Vielerorts lehnen sie Bürger*innen und Politik aber vehement ab.
Viele Eltern sorgen sich auch um Long Covid, die Langzeit-Beschwerden, die mit extremer Müdigkeit und Atembeschwerden einhergehen können. Laut dem Nationalen Gesundheitsinstitut zeigen Studien, dass zwischen elf und 15 Prozent aller infizierten Kinder und Jugendlichen an Long Covid leiden.
Auch in Deutschland breitet sich Corona vor allem in jüngeren Altersgruppen aus.
Einige landen damit bei Kinderärztin Amanda Morrow. Sie ist Professorin an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore und Kinderärztin an einer Rehabilitierungsklinik für Kinder, die schwer an Covid-19 erkrankt sind.
"Wir sehen auch einige kognitive Beschwerden. Kinder, die über Konzentrationsprobleme oder Schwierigkeiten bei ihren Schulaufgaben klagen", sagt sie.
Stark gefährdet sind Kinder und Jugendliche vor allem dort, wo die Impfquoten niedrig sind. So wie in Louisiana. In der Hauptstadt New Orleans ist das Kinderkrankenhaus an seiner Belastungsgrenze.
In Louisiana sind gerade einmal 39 Prozent vollständig geimpft. Zum Vergleich: Im nördlichen Bundesstaat Vermont sind es 67 Prozent. Vor allem im ländlichen Süden, in konservativen Staaten, wo die republikanische Partei stark ist, lehnen viele die Impfung ab.
Biden fordert zum Impfen auf
Ein Zusammenhang, vor dem Wissenschaftler*innen eindringlich warnen, und der den US-Präsidenten frustriert.
"Der Grund für die Infektion von Kindern besteht darin, dass sie in den meisten Fällen in Staaten und Gemeinden mit niedriger Impfquote leben und von ungeimpften Erwachsenen infiziert werden", sagt Joe Biden.
Übertragungen im Haushalt seien sehr verbreitet, erklärt Kinderärztin Morrow. "Wenn also Eltern geimpft werden, schützen sie letztendlich ihre Kinder."
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