Wie wertvoll ehrenamtliches Engagement ist, wird besonders in der Krise sichtbar. Doch viele Vereine stehen vor existenzbedrohenden Herausforderungen.
Uwe Lauer ist in diesen Tagen immer alleine in der Halle. Das Training für seine Mannschaft der Volleyballfreunde Blankenburg in Sachsen-Anhalt fällt Corona-bedingt aus. Er kommt für kleine Wartungsarbeiten, mehr geht nicht.
Kontakt nur über Chat-Gruppe möglich
"Wenn man seit 47 Jahren Übungsleiter und Trainer ist und noch nie solch eine Situation erlebt hat, dann kann man mit Recht behaupten, das Training fehlt mir sehr,“ sagt Lauer.
Normalerweise trainiert er mehrmals die Woche die Mädchenmannschaften. Jetzt bleibt ihm nur die Chat-Gruppe, um Kontakt zu halten. Er schickt ihnen Ballübungen für zu Hause, schlägt ihnen vor, eine Runde Laufen zu gehen oder mal Spaziergänge zu machen. Das alles, damit ihre Motivation nicht "auf Null sinkt", wie er sagt. Damit sie nicht die Lust verlieren.
Vereinsleben steht wegen Corona-Krise still
Seit dem 1. Dezember darf Sport für Kinder und Jugendliche in Fünfer-Gruppen in Sachsen-Anhalt wieder stattfinden - inklusive Trainer. Das erlaubt die neueste Verordnung des Landes. Aber die Kommune in Blankenburg hat die Turnhalle noch nicht freigegeben. Bald soll es soweit sein.
Es wird Wege geben, wie es weiter gehen kann, daran glaubt Trainer Uwe Lauer genauso fest wie die Ehrenamtler im befreundeten Sportverein Lok Blankenburg. Auch hier geben sie nicht auf, so wie Peter Kleefeld.
Seit 60 Jahren ist er ehrenamtlich aktiv, sein Sport ist Tennis. Auch wenn das Training ausfällt, ist er zweimal in der Woche in der Geschäftsstelle. Jemand müsse dort ja die Stellung halten, sagt er.
Sorge um Mitgliederzahlen
Elf Abteilungen hat der Sportverein und rund 500 Mitglieder. "Es sind zurzeit noch keine großen Verluste mitgliedermäßig zu sehen. Toi, toi, toi," sagt Kleefeld. Doch mit Blick auf Januar und Februar 2021 ist er besorgt. Aus Gesprächen wisse er, dass nicht jeder in der Krise den Mitgliedsbeitrag für 2021 ausgeben wolle.
"Ist ja auch logisch", sagt Raik Baldamus, der Vorsitzende der Tennis-Abteilung des Sportvereins.
"Das ist, wie wenn man sich etwas kauft und es nicht anziehen darf", stimmt Trainer Lauer zu. Er fürchtet, dass das Verständnis für Mitgliederbeiträge bei den Eltern seiner Spielerinnen mit jeder Woche, in der kein Training stattfindet, schwinden wird.
Vereinen fehlen die Einnahmen
Da sind die Sportvereine in Blankenburg nicht alleine. 15 Prozent der Vereine in Deutschland sorgen sich um die Zahl ihre Mitglieder, laut einer von Ziviz im Sommer diesen Jahres durchgeführten Umfrage.
Demnach beobachten 25 Prozent deswegen auch Einnahmerückgänge. Mitgliedsbeiträge sind häufig eine wichtige Einnahmequelle. Ihr Wegfall erhöht die finanzielle Belastung, die die Corona-Pandemie für Vereine auslöst.
"Viele Vereine können ihre Veranstaltungen nicht anbieten, wo sie in der Regel auch Einnahmen generieren. Und wenn sie über Gebäude oder hauptamtliches Personal verfügen, laufen die Kosten weiter", berichtet Jan Holzer, Vorstand der Deutschen Stiftung für Ehrenamt und Engagement (DSEE).
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Hilfe im Bereich Digitalisierung gefragt
Mit einem Förderproramm unterstützt die DSEE Vereine und zivilgesellschaftliche Organisationen in der Krise. Über 12.500 Anträge gingen bis zur Frist Ende November ein, teilte die Stiftung mit. Über 1.950 waren Ende November demnach bereits genehmigt.
[Wie auch Bund und Länder Vereinen, Selbstständigen und Unternehmen helfen, lesen Sie hier.]
Doch die Nachfrage übersteigt laut Vorstand Jan Holze das vorgesehene Budget über ein Zehnfaches. Vor allem im Bereich der Digitalisierung sei um Förderung gebeten worden, ebenso in strukturschwachen und ländlichen Räumen.
Ehrenamtler sind optimistisch
Ehrenamtler wie die in den Sportvereinen in Blankenburg werden dafür einen großen Beitrag leisten - erst recht in der Krise.
"Bereitet euch auf die Situation nach Corona vor, sorgt dafür, dass eure Mitglieder das Interesse am Verein nicht verlieren", schlägt Trainer Uwe Lauer vor. Auch Peter Kleefeld bleibt optimistisch: "Abwarten, Tee trinken. Es geht bald wieder los."
Luisa Houben ist Reporterin im ZDF-Landesstudio in Magdeburg. Der Autorin bei Twitter folgen: @frauhou