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Umgang mit Verschwörungsmythen : "Nicht über vermeintliche Fakten diskutieren"

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Die Corona-Krise bietet viel Raum für Verschwörungsmythen aller Art. Was tun, wenn Freunde oder Angehörige an eine "Corona-Verschwörung" glauben? Eine Beratungsstelle will helfen.

Demonstrant mit Aluhut in Stuttgart
Auf den "Querdenker"-Protesten gegen die Corona-Maßnahmen finden sich einige Menschen, die an Verschwörungserzählungen glauben.
Quelle: dpa

Mal sind es die Ehepartner, mal die Geschwister oder langjährige Freunde, die nicht mehr wiederzuerkennen sind. Kein Gespräch ist mehr möglich, keine Diskussion, die nicht eskaliert, wenn es um Corona geht.

"Gehen Sie nicht auf die Inhalte der Verschwörung ein. Versuchen Sie auch nicht, über vermeintliche Fakten ins Gespräch zu kommen" rät Tobias Meilicke. Er leitet in Berlin die Beratungsstelle VERITAS, die einzige deutschlandweit, sich explizit an Betroffene von Verschwörungserzählungen wendet.

Martin trennt sich von seiner Frau, weil sie Verschwörungserzählungen glaubt. Corona hat das Problem sogar noch verstärkt. Er sorgt sich um seine Kinder.

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Experte: Gefühle in den Vordergrund stellen - nicht Fakten

Täglich melden sich bei ihm Menschen, die nicht mehr weiterwissen. In einer Online-Beratung erzählt Daniela*, dass sie den Kontakt zu ihrem Bruder verliere, er ihr abdrifte. Seit der Flüchtlingskrise 2015 wurde es schon schwierig zu diskutieren, erzählt sie. Dann kam Greta Thunberg als neues Feindbild dazu, nun die Pandemie.

Mit Argumenten dringe sie schon lange nicht mehr durch. "Haben Sie das thematisiert, dass Sie sich um ihn Sorgen machen?" fragt Mailicke.

Versuchen Sie immer, die Gefühle in den Vordergrund zu stellen, nicht die Fakten.
Tobias Meilicke, Beratungsstelle VERITAS

Verschwörungsglauben von Skepsis unterscheiden

Laut Studien glauben rund 15 Prozent der Deutschen an eine Verschwörung im Zusammenhang mit Corona. Wo ist die Grenze zwischen gesunder Kritik und Skepsis und Verschwörungsglauben?

"Verschwörungsgläubige erkennen Sie daran, dass Weltereignisse wie die Pandemie dadurch erklärt werden, dass es im Hintergrund Mächte gibt - eine kleine Elite, die das Ganze schon lange geplant hat, die ihre eigenen Interessen durchsetzen und uns dabei als Mehrheitsgesellschaft schaden möchte", so der Experte.

Verschwörungsglauben hat es schon immer gegeben, laut Studien betrifft das zwischen 10 und 30 Prozent der Bevölkerung. Der Unterschied jetzt: Dadurch, dass wir uns in der Pandemie ständig positionieren müssen zu Maßnahmen wie Tests, Masken oder Impfung, werden diese unterschiedlichen Weltsichten sichtbarer und im Alltag zum Konflikt.

Martins Ehe zerbrach an Verschwörungsmythen

"Ich wurde beschimpft als naiv, als Schlafschaf. Ich bin unkritisch, und ich müsste ja nur mal nachdenken, dann würde ich schon die Wahrheit erkennen" erzählt Martin* von Auseinandersetzungen mit seiner inzwischen Ex-Ehefrau.

Sie war schon vor einigen Jahren in ein sektenartiges, radikal-evangelikales Milieu abgerutscht. Sie haben sich getrennt, trotz dreier gemeinsamer Kinder. Als Corona ausbricht, glaubt sie nicht an eine weltweite Pandemie und bombardiert ihren Ex-Mann mit täglich rund zehn Youtube-Videos. "Dann kamen immer obskurere Videos von Experten oder Verschwörungserzählern" erzählt Martin. Die Message: Die Pandemie sei geplant, die Medien seien gleichgeschaltet.

"Unsicherheit und Ambivalenz aushalten zu können, ist schwierig für manche Menschen und Verschwörungstheorien schaffen da Sicherheit", sagt Prof. Michael Butter.

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"Gemeinsame Faktenbasis anerkennen"

Auch er sagt, "Diskussionen über Fakten funktionieren nur, wenn beide eine gemeinsame Faktenbasis anerkennen". Und genau das ist meist das Problem. Wegen seiner Kinder bleibt Martin am Ball. Er setzt zwar Grenzen, will keine Videos mehr geschickt bekommen, bleibt aber ansprechbar. Und er versucht es mit Plausibilitätschecks: Wie wahrscheinlich ist es, dass ...?

Die gute Nachricht: Es hat sich gelohnt. Seine Ex-Frau überlege nun sogar, sich und den großen Sohn impfen zu lassen. "Wenn man die emotionale Kraft hat, sollte man dranbleiben" sagt Martin. Er hat es für seine Kinder getan.

*Name von der Redaktion geändert

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