In der vierten Corona-Welle stehen die Intensivstationen vor großen Herausforderungen. Intensivmediziner Karagiannidis über die aktuelle Lage und notwendige Maßnahmen.
Der Leiter des DIVI-Intensivregisters, Karagiannidis, befürchtet steigende Arbeitsbelastung in den Kliniken. Wo Inzidenzen hochgehen, müsse schnellstmöglich 2-G eingeführt werden.
Die vierte Corona-Welle scheint in Deutschland im vollen Gang zu sein. Am Montag verzeichnete das Robert-Koch-Institut die höchste Sieben-Tage-Inzidenz seit Beginn der Pandemie. Wie ist die Lage in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen?
Intensivstationen stehen vor Herausforderungen
Christian Karagiannidis, Intensivmediziner aus Köln und wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters, sieht besonders jetzt in der vierten Welle Schwierigkeiten auf den Intensivstationen. Man habe dieses Mal deutlich weniger Kapazitäten, so Karagiannidis im ZDF, denn es stünden weniger Pflegekräfte zur Verfügung, um Intensivbetten zu betreiben.
"Ich würde sagen, über Deutschland gemittelt wird es ab 4.000 Patienten wieder wirklich schwierig", so Karagiannidis im ZDF. Karagiannidis blickt der Situation eher besorgt entgegen. In der Pandemie habe die Zahl der betreibaren Intensivbetten jeden Monat weiter abgenommen.
"Insbesondere auch, weil die Welle wahrscheinlich erst im April oder Mai zu Ende sein wird." Die Arbeitsbelastung, nicht zuletzt durch den Mangel an Pflegekräften, werde so noch weiter zunehmen.
Auch vermehrt Impf-Durchbrüche auf Intensivstationen
Die vierte Corona-Welle in Deutschland ist aus Sicht von Karagiannidis von zwei wesentlichen Phänomenen geprägt: Jüngere umgeimpfte Patienten mit der Delta-Variante und zunehmend auch ältere Patienten mit Impf-Durchbrüchen.
"Wir sehen mit Delta deutlich jüngere Patienten und von den Jüngeren sehen wir fast ausschließlich Ungeimpfte", erklärt er. Hinzu gekommen sei auch eine höhere Zahl an Schwangeren und frisch entbundenen Patientinnen. Seit ein paar Wochen beobachte man auf den Intensivstationen aber auch zunehmend Impf-Durchbrüche bei älteren Patienten, so Karagiannidis.
Booster auch für jüngere Menschen sinnvoll
Der Mediziner appelliert an Politik und Bevölkerung. Wo Inzidenzen besonders hoch gingen, müsse "ganz schnell" die 2G-Regel eingeführt werden. "Das ist ganz wichtig", betont Karagiannidis. "Insbesondere auch, weil wir aus anderen europäischen Ländern sehen, dass es den nachhaltigen Effekt hat, dass sich doch mehr impfen lassen."
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Auch die Booster-Impfungen spielen aus seiner Sicht eine wichtige Rolle:
Eine Booster-Impfung schütze nicht nur die älteren Menschen in der Bevölkerung, sondern trage auch dazu bei, den R-Wert und die Verbreitung des Virus einzudämmen. Deshalb sei es aus seiner Sicht sinnvoll, "wenn wir die Jüngeren deutlich mehr boostern würden".
Die Bevölkerung könne nun auch den Intensivstationen helfen. "Das tut man insbesondere durch das Tragen von Masken auch in Innenräumen", so Karagiannidis. Und auch die Arbeitgeber seien gefordert. Es müsse verstärkt über die Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz diskutiert werden.
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