Gut drei Millionen Menschen werden in den USA täglich geimpft. Doch es ist ist ein Wettrennen gegen steigende Infektionszahlen. Expert*innen mahnen: Die vierte Corona-Welle kommt.
Es herrscht Aufbruchstimmung in den USA. Die Restaurants sind geöffnet, touristische Reisen im eigenen Land wieder möglich. Selbst die Maskenpflicht ist in einigen Bundesstaaten längst aufgehoben. Die Pandemie - mancherorts wirkt es, als sei sie überstanden.
Tatsächlich kann das Impftempo berauschen. Gerade erst hatte US-Präsident Joe Biden verkündet, in seinen ersten 100 Tagen im Amt 200 Millionen Impfdosen zu verabreichen - da ist das Ziel auch schon fast erreicht. Laut der US-Gesundheitsbehörde CDC erhielten 126 Millionen Menschen bereits ihre erste Impfung, 78 Millionen sind komplett immunisiert - ein Viertel aller US-Amerikaner*innen.
Neuinfektionen steigen deutlich
Doch es ist ein trügerischer Rausch. Das mahnen Expert*innen seit Wochen. Der oberste US-Virusexperte Anthony Fauci betonte gerade erst, das Level der Neuinfektionen sei "inakzeptabel hoch". Lisa Maragakis, Professorin für Medizin und Epidemiologie an der Johns Hopkins Universität wird noch deutlicher.
Schon seit Mitte März steigen die Infektionszahlen wieder - in manchen Bundesstaaten dramatisch. Michigan etwa: Dort infizieren sich täglich im Durchschnitt fast 8.000 Menschen neu mit dem Coronavirus - etwa so viele wie auf dem bisherigen Höhepunkt der Krise Ende November. Die Intensivstationen sind zu 79 Prozent ausgelastet. Auch in Minnesota, Pennsylvania und Florida verschärft sich die Lage täglich.
Dubiose Geschäfte mit dem Impfstoff
Die Gründe: Virus-Mutationen und Lockerungen
Epidemiologin Maragakis befürchtet, dass es in anderen Staaten bald genauso aussehen wird. Vor allem, wenn sich die Virus-Mutationen weiter so stark verbreiten, die Corona-Regeln nicht wieder verschärft werden.
Die Corona-Maßnahmen seien vielerorts zu früh zurückgenommen worden, sagt Maragakis. Die Menschen hätten sich zu früh wieder normal bewegt. Das zeigten die Bewegungsdaten von Handy-Nutzer*innen deutlich. Vor allem für Jüngere sei das gefährlich. Viele seien noch nicht geimpft. Deshalb steige der Anteil junger Menschen, die mit einer Covid-19-Erkrankung ins Krankenhaus müssen, gerade erheblich.
In den USA wird im Schnelltempo gegen Corona geimpft. Doch viele Amerikaner*innen sind auch misstrauisch gegenüber dem Impfstoff – vor allem in benachteiligten schwarzen Gemeinden.
Maske tragen, Abstand halten, geschlossene Räume meiden - darauf komme es jetzt wieder an. "Allerdings denke ich nicht, dass der politische Wille dafür da ist. Und ich weiß, dass auch die Menschen sehr erschöpft davon sind", so Maragakis.
Keine neuen Corona-Regeln in Michigan
Joe Biden rief in den vergangenen Wochen immer wieder eindringlich dazu auf, die Corona-Maßnahmen beizubehalten. Doch selbst viele seiner Demokraten ziehen nicht mehr mit. Darunter auch Gretchen Whitmer, die Gouverneurin von Michigan - obwohl ihr Bundesstaat mit am stärksten von den steigenden Infektionszahlen betroffen ist. Sie setzt auf Appelle, ermutigt zum Maske tragen, zu freiwilligen Obergrenzen in Restaurants und Geschäften.
Das Wettrennen geht also weiter in den USA: Schnelligkeit gegen Leichtsinn, Impfung gegen Virus.
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