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Zweiter Corona-Booster ab 60 : Viertimpfung, ja oder nein? Wie der Stand ist

Datum:

Bundesgesundheitsminister Lauterbach plädiert für eine Viertimpfung ab 60 Jahren. Die Stiko und Forschende reagieren zurückhaltend. Fragen und Antworten zum zweiten Booster.

Archiv: Senioren lassen sich impfen
Gesundheitsminister Lauterbach dringt auf eine zweite Auffrischungsimpfung für über 60-Jährige.
Quelle: imago

Eine vierte Corona-Impfung schon für ab 60-Jährige: Dafür wirbt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) seit einigen Tagen und beruft sich auf neue israelische Daten. Auch auf EU-Ebene dringt er dazu auf eine entsprechende gemeinsame Linie.

Die in Deutschland für das Thema zuständige Ständige Impfkommission (Stiko) ist bisher zurückhaltend. Dazu Fragen und Antworten.

Wie sehen die Empfehlungen zur Viertimpfung bislang aus?

Seit Mitte Februar rät die Stiko angesichts der Omikron-Welle bestimmten Gruppen zur Viertimpfung:

  • Menschen ab 70
  • Bewohner von Pflegeeinrichtungen
  • Menschen mit Immunschwäche ab fünf Jahren
  • Beschäftigte von Einrichtungen wie Kliniken und Pflegeheimen

Bei gesundheitlicher Gefährdung rät die Stiko, die zweite Auffrischung frühestens drei Monate nach der ersten vorzunehmen. Bei Gesundheits- und Pflegepersonal soll es mindestens ein halbes Jahr Abstand sein.

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Wie viele Menschen sind der Empfehlung bisher nachgekommen?

Der Verlauf könne nicht zufriedenstellen, sagte Lauterbach kürzlich. Allein von den 13,5 Millionen Menschen über 70 Jahren sowie von den Menschen mit Immundefekt seien bisher weniger als zehn Prozent ein viertes Mal geimpft. Zu den denkbaren Gründen zählt, dass ein an Omikron angepasstes Vakzin immer noch fehlt.

Genug von bisherigen Impfstoffen scheint vorhanden: Lauterbach sagte kürzlich, wegen stockender Abnahme durch einkommensschwächere Länder sei zu befürchten, dass in Europa Impfstoff vernichtet werden muss.

Welche Erfahrungen hat Israel mit dem zweiten Booster gemacht?

Daten zu mehr als 560.000 Menschen zwischen 60 und 100 Jahren, die teils nur dreimal, teils bereits ein viertes Mal geimpft wurden, sind vor einigen Tagen als Preprint erschienen - also noch ohne die bei Studien übliche externe Begutachtung.

Ergebnis: Die Sterblichkeit durch Covid-19 sei in der vierfach geimpften Gruppe um 78 Prozent verringert gewesen, verglichen mit der Gruppe der nur Geboosterten. Darauf berief sich Lauterbach.

Was steckt hinter den Daten aus Israel?

Ein genauerer Blick in die Daten zeigt: Die Unterschiede zwischen den verglichenen zwei Gruppen aus drei- beziehungsweise vierfach Geimpften sind minimal, wie der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Reinhold Förster, sagte: "Beide Gruppen haben bei Omikron ein sehr geringes Sterberisiko durch Covid-19."

Die Angaben zur verringerten Sterblichkeit basierten daher auf relativ kleinen absoluten Zahlen. Bei den 60- bis 69-Jährigen zum Beispiel starben laut Preprint fünf der rund 111.800 vierfach Geimpften und 32 der rund 123.800 dreifach Geimpften.

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Welche weiteren Schwachpunkte hat das Preprint?

"Es ist ja die Frage, inwieweit die beiden Gruppen vergleichbar sind. Manche dreifach geimpfte Vorerkrankte dürften sich nicht zur Viertimpfung aufgerafft haben, was die Unterschiede bei der Sterblichkeit zum Teil erklärten könnte", sagte Förster.

Darüber hinaus weist das Autorenteam selbst darauf hin, dass sie nur auf eine relativ kurze Zeitspanne von 40 Tagen blicken. Bei der erfassten Todesursache Covid-19 in Krankenhäusern könnten zudem auch Fälle enthalten sein, in denen ein positiver Test ein Nebenbefund ist.

Wie sieht die Stiko den Lauterbach-Vorstoß?

Stiko-Chef Thomas Mertens sagte, dass das Gremium ohnehin ständig neue Daten sichte und die Notwendigkeit von Aktualisierungen prüfe. Die Frage der vierten Dosis lasse sich nicht ausschließlich am Alter der Impflinge festmachen. Vielmehr spielten auch Vorerkrankungen und Überlegungen zum Impfschutz auf längere Sicht eine Rolle.

Anhand bisher verfügbarer Daten kann man aber sagen, dass der zweite Booster offenbar nur bedingt vor Infektion schützt, aber schwere Verläufe in Risikogruppen reduzieren kann.
Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission

Die aktuelle 70-Jahre-Schwelle sei auch durch eine Analyse deutscher Daten zustande gekommen: mit dem Ergebnis, dass das Gros der schweren Erkrankungen und Todesfälle eben in diesem Alter auftrete.

Mertens sprach darüber hinaus von zu benennenden Prioritäten: "Ein Hauptproblem bei 60- bis 69-Jährigen auf Intensivstationen besteht im Augenblick in Patienten ohne erste Booster-Impfung, noch schlechterem oder völlig fehlendem Impfschutz."

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Wie bewerten andere Experten die bisherigen Erkenntnisse?

Mehrere angefragte Fachleute reagierten zurückhaltend und werten die bisherige Datenlage als dünn. "Eigentlich müsste man abwarten, ob sich die Beobachtung auch in anderen Ländern bestätigt", sagte die Infektiologin Jana Schroeder. "Auch Daten zur Sicherheit wurden in der israelischen Studie nicht erhoben. Warum sollten wir bei Senioren weniger vorsichtig sein als bei Kindern? Schließlich ist die Corona-Impfung für Fünf- bis Elfjährige in Deutschland immer noch nicht generell empfohlen, trotz mehr als acht Millionen geimpfter Kinder in den USA."

Bedenken gibt es auch, da völlig unklar ist, welche Virusvarianten in einigen Monaten vorherrschen, welche Impfstoffe es dann gibt und was das wiederum für die Impfempfehlungen zum Winter hin bedeutet.

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