Die Festtage verschlimmern die Einsamkeit vieler älterer Menschen. Vor allem in Corona-Zeiten erfahren einige Seniorinnen und Senioren ihre Isolation noch stärker.
Rosa Otero bereitet ihr Abendessen zu, nur eine Portion, allein am Herd und in ihrer kleinen Wohnung in Barcelona - so wie fast jeden Tag, seit ihr Mann gestorben ist. Normalerweise wäre die 83-Jährige zu Weihnachten nach Galizien im Nordwesten Spaniens gereist, um das Fest und auch Neujahr mit ihren Angehörigen zu verbringen.
Aber Corona-Reisebeschränkungen und Warnungen der Behörden, dass die Zahl der Infektionen weiter ansteigt, haben Oteros Familie veranlasst, ihre Feiertagspläne fallen zu lassen. "Mir ist nicht nach Feiern zumute", sagt die Seniorin, als sie Heiligabend vor ihrem Teller mit Lachs und Kartoffeln sitzt.
Ältere Menschen wohnen oft allein
So wie Otero leben auch viele andere ältere Menschen abgeschottet in ihren Wohnungen und fühlen sich zu Weihnachten noch isolierter als sonst, insbesondere am Heiligen Abend. Otero vermisst die Gesellschaft im nahe gelegenen öffentlich betriebenen Seniorenzentrum, das sie und viele andere häufig aufsuchen, um mit anderen zu sprechen oder Karten zu spielen. Die Pandemie hat ihr diese Insel der Geselligkeit vorläufig genommen, das Zentrum ist geschlossen.
Die praktisch einzige Verbindung, die diese älteren Menschen derzeit zur Außenwelt haben, ist eine örtliche Einrichtung für medizinische Grundversorgung. Die Mitarbeiter dort haben trotz Corona alles Mögliche getan, um Hausbesuche bei Einwohnern fortzusetzen, die nicht völlig für sich selbst sorgen können.
Wegen Corona haben viele nur telefonisch Kontakt zu Verwandten
Die Wohnung, in der die 80-jährige Francisca Cano ihr bisheriges Leben verbracht hat, ist kunterbunt, spiegelt die vielen Leidenschaften dieser Spanierin wider. Sie strickt, stickt, bastelt Papierblumen und fertigt Collagen aus Teilchen von Holz, Plastik und Papier an, die sie auf der Straße gefunden hat. Wegen der Pandemie kann Cano nur telefonisch mit ihren beiden Schwestern sprechen. "Wir haben uns an diesen Weihnachtstagen gegenseitig vermisst", sagt sie.
Zur Zeit fühlen sich immer mehr Menschen einsam. Besonders zu Weihnachten suchen vielen von ihnen ein offenes Ohr.
Einige Senioren waren schon vor Corona isoliert
Und dann gibt es jene, die nicht mehr mobil sind, schon keine sozialen Kontakte mehr hatten, bevor das Coronavirus kam. Álvaro Puig war schon vorher isoliert und hat daher wenig von den Auswirkungen des Virus gespürt, das viele Familien davon abgehalten hat, die Festtage gemeinsam zu verbringen. Was es aber nicht leichter für ihn macht.
Der 81-Jährige wohnt in der alten, auf Pferdefleisch spezialisierten Metzgerei, die er einst von seinen Eltern geerbt und betrieben hat. Sie ist seit Langem geschlossen, aber der Tresen, an dem er Kunden bediente, die Waagen und die Ladenkasse sind noch alle intakt.
Der einstige Kühlraum für das Fleisch ist zu einem Mini-Wohnzimmer geworden, hier verbringt er im Wesentlichen sein abgeschottetes Junggesellenleben, guckt Fernsehen mit seinem Haustier, einem Kaninchen, das er von der Straße gerettet hat. "Die Einsamkeit trifft mich voll in diesen Tagen. Ich fühle mich oft deprimiert", sagt Puig.
"Der größte Teil meiner Familie ist gestorben, ich bin einer der letzten, die noch übrig sind." So musste er auch diesmal Weihnachten allein verbringen, "denn ich habe niemandem, mit dem ich es verbringen könnte."
- O du einsame? Was helfen kann
Wegen Corona sehen viele Politiker Weihnachten im Familienkreis in Gefahr. Worauf man achten sollte, damit die Feiertage nicht einsam werden, erklärt Therapeutin Sarah Beyer.