Wie sehr schadet das Weihnachtsshopping im Kampf gegen die Corona-Pandemie? Professor Thorsten Lehr erklärt, wie sehr uns diese zwei Tage vor dem Shutdown zurückwerfen könnten.
Am Mittwoch beginnt der Shutdown in Deutschland. Thorsten Lehr ist Professor für klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes und simuliert die Wirkung von Corona-Maßnahmen. Bei ZDFheute live stellt er fest, dass sich ein ausgeprägtes Weihnachtsshopping stark auf den Verlauf der Pandemie auswirken würde.
Die Infektionszahlen erreichen trotz der November-Maßnahmen immer wieder neue Rekordwerte. Deshalb haben Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsident*innen am Sonntag einen harten Shutdown beschlossen. Volle Innenstädte könnten zum Infektionsherd werden - und schlimmstenfalls die Ausbreitung des Coronavirus beschleunigen.
"Wenn wir alle sehr stark shoppen würden, in den nächsten drei Tagen, würde die Inzidenz sehr stark ansteigen. Wir würden bei einem Maximum bei einer 7-Tage-Inzidenz von 250 landen deutschlandweit", sagt Lehr bei ZDFheute live.
Familienfeste erhöhen Infektionszahlen
Die Kontakte würden sich um 25 bis 50 Prozent in der Weihnachtszeit erhöhen, nicht nur aufgrund des Weihnachtsshoppings, sondern aufgrund der Weihnachtszeit im Allgemeinen durch Besuche von Familien und Freunden. In den USA seien an Thanksgiving die Zahlen sehr stark in die Höhe geschnellt.
Das sei auch hier in Deutschland zu vermuten, wenn zu Weihnachten Familien zusammen kämen. Mit einem sehr harten Lockdown könnten die Zahl der Kontakte um 40 bis 60 Prozent gesenkt werden.
Deshalb appelliert Lehr zu überlegen, ob die nächsten Tage wirklich mit Shopping gefüllt werden müssen, oder ob vielleicht auch ein gebasteltes Geschenk oder andere Alternativen möglich seien.
Lehr: Lockdown im November wäre sinnvoll gewesen
Zurzeit seien 4.500 bis 4.600 Intensivbetten belegt. "Selbst wenn wir ab Mittwoch quasi alle zu Hause bleiben, wird die Belegung auf den Intensivstationen erst drei bis vier Wochen später ihr Maximum erreichen. Das heißt, wir werden erst im Januar sehen, dass wir den Peak erreichen." Im schlimmsten Fallszenario sei mit bis zu 7.000 belegten Intensivbetten zu rechnen.
Mit einem harten Lockdown im November und einem klugen Hygienekonzept hätten wir den Dezember etwas normaler leben können als jetzt, so Lehr. Dabei plädiert er dafür, den Fokus noch stärker auf Schnelltests zu setzen.
Infektionsgefahr öffentliche Verkehrsmittel?
"Wir wissen eigentlich gar nicht, wo die Infektionen wirklich stattfinden. Wenn ich mir Bilder aus dem Öffentlichen Personennahverkehr anschaue, würde es mich aber nicht wundern, wenn dort Infektionen statt fänden." Da fehle es einfach an Studien, aber nur weil es keinen Nachweis gebe, heiße das nicht, dass kein Problem besteht.
Die Sendung in voller Länge sehen Sie hier: