Experten zufolge dürfte sich innerhalb der nächsten zwei Monate mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Europa mit der Omikron-Variante infizieren.
Die WHO nimmt an, dass sich bis März 2022 mehr als 50% der europäischen Bevölkerung mit der Omikron-Variante anstecken wird. Weil Infektionen oft nicht bemerkt werden, könnte es zu einer rasanten Ausbreitung kommen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt unter Berufung auf eine Hochrechnung davor, dass sich in zwei Monaten schon über die Hälfte der Menschen in Europa mit Omikron infiziert haben könnten. Omikron stelle eine Flutwelle dar, die von West nach Ost über die europäische Region hinwegfege und zu dem Anstieg der Delta-Zahlen hinzukomme, den die Länder bis Ende 2021 erlebt hätten, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Dienstag auf einer Online-Pressekonferenz.
Hälfte Europas könnte in acht Wochen mit Omikron infiziert sein
Omikron werde schnell zur dominanten Variante in Westeuropa und verbreite sich nun auch auf dem Balkan, sagte Kluge. Angesichts des aktuellen Ausbreitungstempos prognostiziere das Forschungsinstitut IHME anhand von Modellrechnungen, dass sich mehr als 50 Prozent der Bevölkerung in der Region in den nächsten sechs bis acht Wochen mit Omikron infiziert haben könnten. In einem Bericht des Instituts vom 8. Januar heißt es wörtlich:
Und weiter: "Wir rechnen damit, dass sich in den nächsten 6-8 Wochen mehr als 50 Prozent der EURO-Bevölkerung mit Omikron infizieren werden."
Die Modellierer betonten allerdings auch, dass bei Omikron im Vergleich zu Delta ein deutlich größerer Teil an asymptomatischen Infektionen beobachtet werden könne. Dies bestätigten aktuelle Daten. Zudem gebe es bei Omikron weniger Hospitalisierungen und die Sterberate unter den Hospitalisierten sei erheblich geringer als bei der Delta-Variante.
Verdopplung der Corona-Fälle inerhalb von zwei Wochen
Allein in der ersten Woche 2022 seien in der europäischen Region mehr als sieben Millionen neue Corona-Fälle nachgewiesen worden, was mehr als eine Verdopplung innerhalb eines Zwei-Wochen-Zeitraums bedeute, sagte Kluge. Die Sterberate bleibe stabil und weiterhin in Ländern mit hohen Inzidenzen und niedrigen Impfzahlen am höchsten.
Omikron sei in 50 von 53 Ländern in Europa und Zentralasien gemeldet worden. Die WHO-Region Europa reicht weit über die EU hinaus und umfasst 53 Länder. Die Organisation rechnet auch östliche Staaten wie Russland, die Ukraine und Länder in Zentralasien dazu.
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Kluge appelliert Vorkehrungen gegen Omikron zu treffen
Kluge nutzte seine erste Online-Pressekonferenz des Jahres für drei Botschaften:
- Zum einen rief er Länder ohne bisherige Omikron-Zunahme dazu auf, das verbleibende Zeitfenster zu nutzen und Vorkehrungen zu treffen - Omikron breite sich schneller aus als jede andere zuvor gesehene Variante des Coronavirus Sars-CoV-2.
- Wo die Omikron-Ausbreitung begonnen habe, müsse die Priorität darauf liegen, Auswirkungen auf Anfällige zu vermeiden und Störungen der Gesundheitssysteme zu miniminieren.
- Drittens ging es Kluge um das Offenhalten der Schulen. Dies sei äußerst wichtig für die Kinder, weshalb Schulen der letzte Ort sein sollten, der geschlossen werde - und der erste, der wieder geöffnet werde.