Prognosen gab es schon länger: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen werde wieder steigen. Aktuell bewahrheitet sich genau das in Deutschland. Ein Blick auf die neusten Entwicklungen.
Forschende warnen seit Wochen: Die Corona-Zahlen werden wieder ansteigen - nicht zuletzt wegen der rasanten Ausbreitung der ansteckenderen britischen Virus-Variante. Am Freitag sprach der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, bereits von deutlichen Signalen für eine "Trendumkehr".
Nachdem die Inzidenz in Deutschland zunächst stagnierte, stieg sie in dieser Woche wieder an. Auch die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen liegt wieder über dem Niveau der Vorwoche.
Inzidenz bei Über-80-Jährigen sinkt
Positive Anzeichen zeigen sich bei der Inzidenz-Entwicklung in der Altersgruppe der Über-80-Jährigen. Diese Personengruppe wird priorisiert geimpft, ein konstanter Rückgang der Inzidenz ist erkennbar. Aber: In den Altersgruppen bis 64 ging die Inzidenz zuletzt nicht mehr zurück.
Bereits am Dienstag vermerkte das RKI in seinem Lagebericht, dass die Inzidenz in den jüngeren Altersgruppen stagniere oder bereits leicht steige. Bei der letzten Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten wurde eine Ziel-Inzidenz von 35 angestrebt. Diese ist bereits jetzt in weite Ferne gerückt. Am kommenden Mittwoch beraten Bund und Länder erneut.
Corona-Zahlen: Negativer Trend weltweit erkennbar
Deutschland ist mit dieser Entwicklung allerdings nicht alleine. Auch global zeigen sich ähnliche Tendenzen. Während in den vergangenen Wochen die Zahlen konstant zurückgingen, steigen sie nun wieder.
Der SPD-Politiker und Epidemiologe Karl Lauterbach kommentierte diese Entwicklung auf Twitter: Die dritte Welle werde ganz Europa erfassen. "Gute Nachricht: Die Generation Ü 80 wird bald geschützt sein. Die schlechte: 50- bis 80-Jährige wird es besonders hart treffen", so Lauterbach.
Hinzu kommt, dass viele Länder aktuell Lockerungen der Corona-Maßnahmen beschlossen haben. Auch in Deutschland haben bereits einige Bundesländer über Schulöffnungen hinaus weitere Öffnungen in Aussicht gestellt. "Auch wenn die Lockerungen moderat sind, werden sie sich auswirken", sagt der Saarbrücker Pharmazie-Professors Thorsten Lehr.
Vorhersage: Corona-Ausbreitung wie vor Weihnachten
Lehr gilt als Experte für Corona-Prognosen. Er rechnet damit, dass in der ersten Aprilhälfte wieder Sieben-Tage-Inzidenzen um 200 erreicht werden. Denn die britische Mutante, die wohl um die 35 Prozent ansteckender ist, werde auch in Deutschland die Oberhand gewinnen und weiter ansteigen bis zu einem Anteil von mehr als 90 Prozent.
Lehr berief sich auf Zahlen des "Covid-Simulators" an der Uni des Saarlandes. Seit Mitte Februar hätten mehr Kontakte zu höheren Zahlen geführt. Es gebe eine Lockdown-Müdigkeit, in manchen Bereichen laufe das normale Leben wieder an.
Die Bundesregierung dämpft Hoffnungen auf schnelle und umfassende Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Laut RKI-Chef Wieler gibt es bei den Infektionszahlen deutliche Signale einer Trendumkehr zum Schlechteren. Beim Impfen gebe es aber Fortschritte.
Der Experte geht davon aus, dass es nach dem 7. März rund 20 Prozent mehr Kontakte gebe. Ohne jegliche Lockerung würde Anfang April die 100er-Inzidenz erreicht. Die Kombination aus Lockerungen und der Mutante werde zu einem relativ starken Anstieg führen, so Lehr. Lauterbach beschreibt es im Podcast von "The Pioneer" so: "Da rasen zwei Züge ungebremst aufeinander zu und wir wissen nicht, wie das noch zu lösen ist."
Effekte der Impfungen gibt es laut Lehr "bei einem optimistischen Szenario" im Juni - wenn man 30 Prozent der Bevölkerung geimpft habe.