Im Internet wird behauptet, dass es für Muslime in Berlin Corona-Sonderregelungen während des Ramadan geben wird. Die Faktenlage dazu ist jedoch dünn.
Was bedeutet der Ramadan für gläubige Muslime?
Nicht nur das christliche Ostern und das jüdische Pessachfest, sondern auch der islamische Fastenmonat Ramadan werden in diesem Jahr anders ablaufen als sonst. Grund sind die weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, vor allem die Kontakt- und Versammlungsbeschränkungen.
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Im Internet verbreitet sich nun aber das Gerücht, dass es eine Extra-Behandlung für Muslime in Berlin geben soll. Die Faktenlage dahinter ist aber ziemlich dünn.
Behauptung: Corona-Sonderregelung für Muslime an Ramadan
Mal ist es eine Person namens "Joe", mal eine "Frau L.F. Gelanti", die herausgefunden haben will, dass Muslime den Ramadan notfalls auch trotz bestehender Kontaktbeschränkungen in Berlin feiern dürfen.
Diese Sonderregelung gelte aber "nur für Menschen mit muslimischem Glauben". Die Information soll angeblich von einer nicht genannten Quelle aus dem "Krisenzentrum für Berlin und Brandenburg" stammen.
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ZDFheute hat sich einige der Accounts näher angeschaut, die diesen "Netzfund" auf Facebook oder dem russischen Pendant VK posten. Das Ergebnis: Die User und Accounts vertreten auch in anderen Posts häufig migrations- und islamfeindliche Meinungen. Zum Teil wurde der Post mehrere hundert Mal geteilt.
Einige der Posts wurden von Facebook bereits als "False Information" gekennzeichnet.
Faktenlage zu Ramadan und Coronavrirus
Nun zur Faktenlage: Laut der aktuellen Einschränkungen sind "Zusammenkünfte in Kirchen, Moscheen, Synagogen und die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften" untersagt. Eine Sonderbehandlung für Muslime ist nicht vorgesehen.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, stellte am 7. April auf Twitter noch einmal klar:
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, geht davon aus, dass die Moscheen auch zu Beginn des islamischen Fastenmonats am 23. April geschlossen bleiben.
"Zur Zeit ist es noch verfrüht, genaue Angaben zu Ramadan zu machen, aber es steht traurigerweise zu befürchten, dass wir die Moscheen geschlossen halten müssen, zumindest für ein Teil des Heiligen Monats", sagte er der Funke Mediengruppe.
Kein gemeinsames Krisenzentrum für Berlin und Brandenburg
Wie die "Tagesschau" berichtet, denken religiöse Autoritäten etwa in Ägypten sogar über eine komplette Aussetzung des Fastens nach. Die Gelehrte der Azhar-Universität, der wichtigsten sunnitischen Lehranstalt, wollen sich an den Hinweisen der Weltgesundheitsorganisation orientieren. Das könnte auch Vorbildfunktion für Deutschland haben.
Zudem hat die Nachrichtenagentur dpa rechechiert, dass es kein gemeinsames Corona-Krisenzentrum für Berlin und Brandenburg gibt.
Fazit: Keine Beweise für Corona-Ausnahmen für Muslime
Alle Religionen sind von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie also gleich stark betroffen. Nur wenn die Kontaktbeschränkungen nach Ostern bundesweit wesentlich gelockert werden, könnten Muslime auf mehr Freiheiten hoffen.
Trotzdem würde der Ramadan auch dann wohl anders anlaufen: Denn nicht nur das gemeinsame Feiern, sondern auch die körperliche Belastung durch das Fasten könnten dazu führen, dass mehr Menschen durch das Virus erkranken.
In ganz Deutschland gelten in der Corona-Krise Kontaktbeschränkungen, doch wann werden die Maßnahmen gelockert? Jedes Bundesland geht etwas anders vor.
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