Ärztepräsident Reinhardt fordert eine flächendeckende Grippeimpfung von Lehrern, Erziehern und Schülern. So könnten weitere Schulausfälle im Herbst und Winter vermieden werden.
Um weitere Schulausfälle während der Corona-Krise zu vermeiden, fordert Ärztepräsident Klaus Reinhardt eine möglichst lückenlose Grippeimpfung der Erzieher und Lehrer in Deutschland.
Die in den kalten Monaten zu erwartende Grippewelle dürfe nicht den Betrieb von Kitas und Schulen gefährden, sagte der Präsident der Bundesärztekammer den Zeitungen der "Funke Mediengruppe".
Bald steht die herkömmliche Grippeschutz-Impfung wieder an. Um das einfacher und schneller zu handhaben, sollen bald auch Apotheker impfen dürfen.
Das Bildungssystem schützen
Nicht nur die Kinder, sondern auch das Personal müsse deshalb "so umfänglich wie möglich" gegen Grippe geimpft werden, betonte Reinhardt. Nur so könne das gesamte Bildungssystem geschützt werden.
Das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut trat unterdessen Sorgen entgegen, es könne zu Engpässen beim Grippeimpfstoff kommen.
Ausreichend Impfdosen vorhanden
Auf Basis des Impfverhaltens der Bevölkerung in den vergangenen Jahren und der für diese Saison erwarteten 25 bis 26 Millionen Impfdosen sei derzeit damit zu rechnen, "dass die Grippeimpfstoffe für die Saison 2020/21 ausreichen werden", sagte der Präsident des Instituts, Klaus Cichutek, den Funke-Blättern.
Auch Reinhardt rechnet nicht mit einer "bundesweiten Mangellage" bei dem Impfstoff. Angesicht der erhöhten Impfbereitschaft in diesem Jahr könne es allerdings zu örtlichen Engpässen in einzelnen Praxen kommen.
Grippesaison könnte milder verlaufen
Reinhardt sagte auch, es sei gut möglich, dass die Grippewelle in diesem Herbst und Winter harmloser verlaufe als in früheren Jahren:
Die Grippeimpfung könne ihrerseits einen positiven Effekt auf das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus haben, erläuterte der Ärztepräsident.
Training für das Immunsystem
Jede Impfung sei "ein Trainingsprogramm für das Immunsystem". Die Grippeimpfung führe zwar nicht zu einer spezifischen Immunisierung gegen das Coronavirus, könne aber das Immunsystem derart stärken, dass eine Infektion mit dem neuartigen Erreger harmloser verlaufe.
Luftfilteranlagen für Schulkinder
Damit sich Schulkinder im Winter nicht mit dem Coronavirus infizieren, forderte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach indes von Bund und Ländern die Anschaffung mobiler Luftfilteranlagen für jeden Klassenraum.
"Eine Luftfilteranlage kostet pro Schüler maximal 100 Euro. Das sollten uns die Kinder wert sein", sagte Lauterbach der "Rheinischen Post".