CDU-Ministerpräsident Laschet will Reisen innerhalb Europas rasch möglich machen. In der ZDF-Sendung "maybrit illner" fordert er hohe Sicherheitsstandards in den Urlaubsregionen.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet will den Deutschen ab Mitte Juni wieder Reisen innerhalb Europas ermöglichen. "Die Frage ist, bewegen sich die Menschen oder verbieten wir ihnen es. Ich glaube, man kann Ihnen freies Reisen nicht verbieten", sagte Laschet am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "maybrit illner".
Laschet stellt sich hinter Maas und gegen Söder
Es müsse spätestens Mitte Juni eine europäische Lösung gefunden werden, "wie wieder der Schengen-Raum hergestellt wird". Der stellvertretende CDU-Vorsitzende stellte sich dabei ausdrücklich hinter den Kurs von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und gegen die zögerliche Haltung des bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden, Markus Söder.
Maas habe seine "volle Unterstützung" dabei, "einen Konsens herbeizuführen, dass wir uns wieder in Europa bewegen können", sagte Laschet und stellte klar: "Ich war immer gegen Grenzschließungen." Der Ministerpräsident forderte allerdings hohe Standards bei den Corona-Sicherheitsmaßnahmen in den europäischen Urlaubsregionen.
Kipping: Kind ist bereits in den Brunnen gefallen
Für Katja Kipping, die Parteivorsitzende der Linken, ist "das Kind bereits in den Brunnen gefallen, als zwischen den Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin die bundeseinheitlichen Linien aufgehoben wurden". Kipping erklärte, dass es um Menschenleben gehe und ein Zurückrudern, weil man sich geirrt haben könnte, in solchen Fällen sehr schwierig sei.
Kipping ist sich sicher, selbst wenn alle gesetzlichen Beschränkungen und Reisewarnung fallen sollten, "wird Urlaub für viele Menschen in diesem Land anders aussehen". Denn die Krise habe gerade Menschen mit niedrigem Einkommen besonders hart getroffen. "Viele Leute können sich keinen Urlaub leisten", betont Kipping. Auch ein "zurück in die alte Normalität" werde es nicht geben.
Experte: Reisemedizinische Beratung nutzen
Der Virologe am Bernhard-Nocht-Institut der Uni Hamburg, Jonas Schmidt-Chanasit, ist sich sicher, dass man "sich mehr Freiheit, durch clevere, smarte Maßnahmen erkaufen" kann. Er empfehle jedem Reisewilligen, eine reisemedizinische Beratung in Anspruch zu nehmen - auch wenn man nur durch Europa reist. "Das Risiko steigt umso mehr, je mehr ich mich bewege", gab Schmidt-Chanasit zu bedenken. Der Virologe hofft daher, dass die Reisenden verstanden haben, wie Risikosituationen entstehen.
Messner: Aus Solidarität Urlaub in Italien machen
Die Südtiroler Bergsteigerlegende und Autor, Reinhold Messner, warb für Urlaub in den Bergen: "60 Prozent der Südtiroler Flächen sind Wälder und Almen." Auch sollten seiner Meinung nach Deutsche Urlaub in Italien machen - als Zeichen der Solidarität. Messner forderte die Öffnung des Schengen-Raums, damit die EU-Bürger innerhalb dieser Grenzen reisen können. Jetzt sei es an der Zeit, sich die Freiheit, die gegen Sicherheit getauscht wurde, wieder zurückzuholen.
"maybrit illner“ mit dem Thema "Reise ins Ungewisse – wie gefährlich wird der Urlaub?" vom 28. Mai 2020, um 22:15 Uhr im ZDF.
Reisebüros: Gutscheine sind keine Lösung
Marija Linnhoff, erste Vorsitzende vom Verband unabhängiger selbständiger Reisebüros e.V. (VUSR), erklärte, dass die Reisebüros derzeit als Krisenzentren fungieren. Unentgeltlich.
Sie erwarte deshalb von der Politik ein Eingreifen. Auch die Gutschein-Lösung kritisierte Linnhoff, denn "nur fünf Prozent der Urlauber im Pauschalbereich akzeptieren einen Gutschein". Einige bräuchten einfach das Geld zurück.
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