Noch während die Impfstoffe gegen Corona in der Testphase stehen, beginnen Pharmaunternehmen bereits mit ihrer Herstellung. Auch die Glasproduktion läuft bereits auf Hochtouren.
Noch wartet die Welt auf Impfstoffe gegen Sars-CoV-2. In der letzten Phase vor einer möglichen Zulassung zum Markt befinden sich derzeit zehn. Von den Impfstoffen, die sich als sicher und wirksam erweisen, werden ungeheure Mengen produziert, abgefüllt, verpackt und mit Packungsbeilagen versehen, die weltweit verteilt werden müssen.
Es ist eine Aufgabe, die es in dieser Dimension noch nie gab. Pharmaunternehmen, Verpackungsspezialisten und Logistiker bereiten sich längst darauf vor.
Corona-Impfstoff bereits in der Produktion
Als erster klinisch geprüfter Impfstoff könnte BNT162b2 zugelassen werden, der Kandidat der Firma Biontech aus Mainz. Er wird von Biontech gemeinsam mit dem US-Pharmariesen Pfizer entwickelt.
Die Produktion läuft schon auf Hochtouren. Die Unternehmen gehen, mit finanzieller Unterstützung durch die Politik, das Risiko ein, den Impfstoff vernichten zu müssen, falls er die Zulassung doch nicht schafft.
Biontech und Pfizer hoffen auf die Marktzulassung
Im Fall der Marktzulassung aber wollen sie liefern können, schnell und viel. Biontech produziert in Mainz und Idar-Oberstein. Zusätzlich bald in Marburg.
Pfizer stellt BNT162b2 an drei Standorten in den USA her, sowie im belgischen Puurs - 100 Millionen Impfstoffdosen bis Ende dieses Jahres, potenziell 1,3 Milliarden Dosen bis Ende nächsten Jahres. Da der Impfstoff zweimal verimpft werden muss, würde die Menge für 700 Millionen Menschen reichen.
Herausforderung: Flaschen aus Spezialglas
Auch andere Pharmaunternehmen stellen ihre Impfstoffe gegen Sars-CoV-2 in großen Mengen her, während die Erprobung noch läuft. Um all diese Impfstoffe abfüllen zu können, braucht es viele Millionen kleiner Fläschchen aus Spezialglas.
Das könnte die kritische Stelle in der logistischen Kette vom Impfstoff zum Impfling sein. Doch drei der größten Hersteller von Glasfläschchen haben gemeinsam erklärt, sie könnten ausreichend liefern. Ganz vorne dabei der Weltmarktführer, noch eine Firma aus Mainz: Schott.
Produktion von Glasfläschchen läuft auf Hochtouren
In vier Werken von Schott in Deutschland, Indien und Brasilien wird rund um die Uhr das Ausgangsmaterial für die Fläschchen geschmolzen: Borosilicatglas Typ 1. Es ist sehr reines Glas - speziell gehärtet und beschichtet, damit es zu keinerlei chemischer Reaktion mit den Impfstoffen kommt. Dieses Glas wird zu Rohren gezogen, aus denen in vierzehn anderen Schott-Werken schließlich Fläschchen werden. Zehn Milliliter ist das Standardmaß für Sars-CoV-2-Impfstoff und fasst zehn Impfstoffdosen.
Schott hat die Produktion hochgefahren. "Wir sind total im Zeitplan", versichert der Pressesprecher. Doch was, wenn ein Lockdown oder Grenzschließungen kommen? Oder ein Covid-Ausbruch in einem Werk? Einzelne Ausfälle, heißt es, könnte Schott gut verkraften.
Aus Sicht der Kunden sind auch sonst wohl keine Engpässe mehr zu befürchten. "Das Glasproblem ist gelöst", meint der Verband forschender Arzneimittelhersteller. Und bei sonstigen Rohstoffen und Verbrauchsmaterialien hat der Verband "bis jetzt kein Problem konkret identifiziert".
Packungsbeilage wird einsprachig produziert
Sogar die Sache mit der Packungsbeilage ist geklärt. Die wird es wohl in englischer Sprache geben, zumindest in der EU: Die EU-Kommission hat grünes Licht gegeben für eine Sprache europaweit. Normalerweise muss Arznei mit Beschriftung und Packungsbeilage in der jeweiligen Landessprache ausgeliefert werden. Das aber hätte Zeit gekostet.
Die Hersteller müssen nur zusätzlich einen Ausdruck in der örtlichen Sprache zur Verfügung stellen, den jeder in die Hand bekommen soll, der gegen Sars-CoV-2 geimpft wird.
Transport der Impfstoffe
Bleibt die Frage des Transports ab dem Tag X der Zulassung von Impfstoffen. Die Deutsche Post DHL Group rechnet damit, dass mehr als zehn Milliarden Einzeldosen über die ganze Welt verteilt werden müssen. Erforderlich wären dafür laut DHL 200.000 Paletten, 15 Millionen Lieferungen in Kühlboxen sowie 15.000 Flüge.
Die größte Herausforderung dabei könnte die Transporttemperatur werden. Für einige der neuen Impfstoffe gilt in den klinischen Tests eine Vorgabe von bis zu minus 80°C. In diesen eisigen Bereichen weltweit eine ununterbrochene Kühlkette zu sichern, würde die logistische Aufgabe noch gewaltiger machen als sie ohnehin schon ist.
Von der Mainzer Firma Biontech kommt in dieser Hinsicht eine gute Nachricht. Demnach bleibt ihr Impfstoff BNT162b2 zumindest kurze Zeit auch bei den üblichen Kühlschranktemperaturen stabil. "Zurzeit haben wir Daten, die zeigen, dass der Impfstoff fünf Tage bei zwei bis acht Grad gekühlt haltbar ist", meldet Ugur Sahin, CEO von Biontech. Wie es über diese fünf Tage hinaus aussieht, wird derzeit untersucht.