Weltweit beobachten Ärzte bei einigen Kindern schwere Krankheitsverläufe im Zusammenhang mit Covid-19. Was das mit Kawasaki zu tun hat - und warum kein Grund zur Panik besteht.
Immer häufiger kommen auch Kinder mit schweren Entzündungssymptomen ins Krankenhaus. Experten vermuten – anders als bisher gedacht – einen Zusammenhang mit Covid-19.
Der aktuelle Wissensstand ist eindeutig: Bei Kindern verläuft eine Covid-19-Erkrankung nach jetziger Erkenntnis milder als bei Erwachsenen. Kinder zeigen zudem seltener Symptome. Der Nothilfekoordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Michael Ryan, erklärte unlängst:
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Das ist der aktuelle Wissensstand zu Kindern
Wie sehr begünstigen Schulen und Kitas eine Ausbreitung von Sars-Cov-2? Und wie infektiös sind die jüngsten Bürger? Ein Blick auf die Faktenlage zu Kindern und dem Coronavirus.
Allein in New York etwa 100 Fälle
Und doch häufen sich die Meldungen, wonach bei Kindern weltweit eine "mysteriöse" Blutgefäß-Erkrankung im Zusammenhang mit dem Coronavirus zu beobachten ist.
Ärzte aus Frankreich, Großbritannien, Italien oder den USA zeigen sich beunruhigt. Symptome bei den kleinen Patienten seien etwa Beschwerden im Verdauungstrakt und Gefäßentzündungen - und ähnelten dem Kawasaki-Syndrom.
Allein in New York werden aktuell - laut Bürgermeister Bill de Blasio - mittlerweile etwa 100 Kinder mit "Kawasaki-ähnlichem Syndrom" behandelt.
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Studie aus Italien zu Kawasaki-Symptomen
Gerade erst berichten italienische Ärzte in der renommierten Medizin-Zeitschrift "The Lancet" von einem Anstieg einer "Kawasaki-ähnlichen Erkrankung" bei Kindern in Bergamo. In der vom Coronavirus besonders betroffenen Region sei im vergangenen Monat eine "30-fach erhöhte Inzidenz" festgestellt worden. Daraus schließen die Mediziner:
Sie betonen aber auch, dass nur ein geringer Anteil jüngerer Patienten betroffen ist.
Briten nennen die Krankheit "PIMS-TS"
Ob es sich bei der weltweit beobachteten Erkrankung tatsächlich um Kawasaki handelt, ist unklar. Deshalb benutzen Forscher auch den vagen Begriff "Kawasaki-ähnliche Erkrankung".
In Großbritannien wird die Krankheit unter dem Namen PIMS-TS zusammengefasst - eine Abkürzung für "paediatric inflammatory multisystem syndrome temporally associated with Sars-CoV-2". Übersetzt lautet das in etwa "pädiatrisches entzündliches Multisystem-Syndrom in Verbindung mit Sars-CoV-2".
Keine Häufungen von Kawasaki-Symptomen in Deutschland
Tatsächlich zeige die italienische Studie - ebenso wie Untersuchungen aus Großbritannien - unterschiedliche Verläufe, die nur teilweise einem typischen Kawasaki-Syndrom entsprächen, häufig aber ein sogenanntes atypisches Kawasaki-Syndrom darstellten, betont Johannes Hübner von der Kinderklinik der Uni München.
"Aus Deutschland haben wir bisher von keinen derartigen Häufungen von Fällen gehört", fasst Hübner zusammen, der auch Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) ist. Die DGPI richte gerade ein Meldesystem für Verdachtsfälle ein und beobachte die Situation sehr genau.
Der Berliner Virologe Christian Drosten sieht ebenfalls derzeit keinen Grund zu Alarmismus. Es handle sich um ein seltenes Phänomen, über das die internationale Kinderheilkunde nun beginne zu diskutieren, sagte er in seinem NDR-Podcast. Drosten verwies auch auf die gute Behandelbarkeit.
Forscher beruhigen besorgte Eltern
Auch Russell Viner, Präsident des britischen Royal College für Kinderheilkunde und Kindergesundheit, beruhigt: "Obwohl der Artikel ein mögliches neu auftretendes, entzündliches Syndrom im Zusammenhang mit Covid-19 vorschlägt, ist es wichtig - sowohl für Eltern als auch für Beschäftigte im Gesundheitswesen - erneut zu betonen, dass Kinder insgesamt nur minimal von der Sars-CoV-2-Infektion betroffen sind."
Das Verständnis des Phänomens bei Kindern könne indes wichtige Informationen über Immunantworten auf Sars-CoV-2 liefern, die für Erwachsene und Kinder relevant sein könnten, so Viner.
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