Die Corona-Krise hat die finanzielle Lage der Kirchen in Deutschland verschärft. Bei der seelsorgerischen und caritativen Arbeit drohen Einschnitte.
Die Gottesdienste der katholischen und evangelischen Kirche fanden auch zu Pfingsten unter strengen Auflagen statt. Auch neben diesen Einschränkungen leidet die Kirche unter Corona.
"Ich würde gerne mehr aufbauen als abreißen", sagt der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ziemlich nüchtern, "aber wir müssen uns natürlich auch der Realität stellen." Die Kassenlage zwingt sein Bistum zu sparen.
Durch Corona ist die Finanznot größer geworden. Dabei ist dem Bischof klar: "Geld und Kirche ist ein heikles Thema", schließlich ist die Kirche auch im Besitz großer Reichtümer. Dennoch wird sich das Bistum Mainz langfristig von einigen seiner Immobilien trennen müssen. Zudem drohen Einschnitte in der seelsorgerischen und caritativen Arbeit. "Wir werden nicht mehr alles machen können", kündigt der Bischof an.
Die Corona-Krise verschärft das finanzielle Problem der katholischen und evangelischen Kirchen in Deutschland: Ihre Ausgaben sind höher als ihre Einnahmen. Langfristig war das abzusehen, weil es immer weniger steuerpflichtige Kirchenmitglieder gibt.
Einnahmen aus der Kirchensteuer sinken deutlich
Vergangenes Jahr erst hatten die Kirchen den Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen beauftragt, die Entwicklung zu berechnen. Das Ergebnis: Bis 2060 werden die Erträge aus der Kirchensteuer um die Hälfte sinken.
Die Hälfte - spätestens da war klar, dass die Kirchen in Zukunft mit weniger Geld auskommen müssen. Durch Corona aber bricht die Kirchensteuer jetzt schon ein. Und die Kirchensteuer ist die Haupteinnahmequelle der Kirchen. Im Bistum Mainz macht sie 70 Prozent der Gesamteinnahmen aus. In diesem Jahr sollten es 230 Millionen Euro sein.
Durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie drohen aber massive Ausfälle, denn die Kirchensteuer ist abhängig von Lohn- und Einkommenssteuer. Beide werden sinken und die vielen Menschen in Kurzarbeit müssen auf ihr Kurzarbeitergeld gar keine Kirchensteuer zahlen.
Die katholische und evangelische Kirche leiden nicht nur unter Einschränkungen bei den Gottesdiensten. Die Kirchen leiden finanziell unter Corona.
Corona verschärft die finanzielle Lage
Der Finanzdirektor des Bistums Mainz, Christof Molitor, kann den Schaden derzeit nur schätzen:
Auch sonst kommt weniger rein als erwartet: Große Kollekten sind ausgefallen, durch leerstehende Tagungshäuser und abgesagte Veranstaltungen entstehen Verluste, Mieteinnahmen fehlen sowie Elternbeiträge für kircheneigene Kitas und Schulen. So geht der Kirche das Geld aus, schneller als gedacht.
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Mainz und weitere Bistümer wie Speyer, Freiburg und Würzburg haben Haushaltssperren verhängt. Ebenso die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und die Pfälzische Landeskirche.
Katholische und evangelische Kirchen sind "im Wesentlichen gleich betroffen", erläutert Bernd Raffelhüschen aus seiner Kenntnis der Kirchenfinanzen:
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Das leisten Kirchen in der Corona-KriseMehr Telefonseelsorge und Gemeinde-Engagement in der Corona-Krise - aber zusätzliches Geld, um Bedürftigen zu helfen, verteilen die Kirchen spärlicher. Daran wird Kritik laut.
Geld fehlt vor allem bei der Seelsorge
Das Geld wird vor allem im seelsorgerischen Bereich fehlen, meint Raffelhüschen: "Die Gemeinden, die Kirchen, Bauten, das Personal, das direkt dort angestellt ist, das ist das, was uns Sorgen macht. Denn die Kirchenausgaben sind zu 70 Prozent Personalausgaben und zu 20 Prozent Bauausgaben - da ist nicht viel Luft und das sind alles quasi Fixkosten."
Das Bistum Mainz war, wie manch andere, schon vor Corona defizitär. Allein letztes Jahr musste ein Defizit von 24,7 Millionen Euro aus Rücklagen ausgeglichen werden. Dieses Jahr war ein Fehlbetrag von 32,3 Millionen Euro eingeplant, ohne Corona.
Mit der Haushaltssperre hat das Bistum die Notbremse gezogen. Nun werden alle Ausgaben über 10.000 Euro neu geprüft. Es ist eine kurzfristige Maßnahme, doch Bischof Peter Kohlgraf weiß, dass er gemeinsam mit anderen Verantwortlichen im Bistum auch die Weichen für die Zukunft stellen muss.
Um langfristig gut wirtschaften zu können, muss die Kirche ihren Besitz und ihre Strukturen den veränderten finanziellen Möglichkeiten anpassen. Dieser Verantwortung will der Mainzer Bischof sich stellen, durchaus kämpferisch:
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Wie die Situation in Ihrer Region aussiehtOb Corona-Maßnahmen gelockert oder verschärft werden, hängt auch von der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz ab. Eine Karte zeigt, ob die Obergrenze in Ihrer Region eingehalten wird.