Die Mund-Nasen-Maske erschwert die zwischenmenschliche Kommunikation. Körpersprache-Leser Thorsten Havener gibt Tipps, wie dieses Manko erfolgreich ausgeglichen werden kann.
Die Augen werden auch als "Spiegel der Seele" bezeichnet. Aufgrund der Corona-Pandemie kommunizieren die Menschen anders, durch die Mund-Nasen-Maske fehlen Zweidrittel der gewohnten Mimik. Die Einschätzung des Gegenübers erschwert sich somit. Körpersprache-Leser Thorsten Havener gibt Tipps, wie man trotz Maske verschiedene Emotionen zeigen kann und erklärt, warum wir kommunizieren, wie wir kommunizieren.
ZDFheute: Kommunikation erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Warum?
Thorsten Havener: Weil eine Ebene nicht ausreicht. Mit Worten kann man lügen, kann Dinge vorgeben, die so gar nicht sind. Mit dem Körper ist das sehr viel schwieriger. Tatsächlich ist die Körpersprache viel älter als die gesprochene Sprache. Körpersprache kannten wir als Lebewesen schon bevor wir sprechen konnten und die Sprache hat sich erst viel später herausgearbeitet.
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ZDFheute: Wie lerne ich Körpersprache richtig einzusetzen?
Havener: Der erste Schritt ist immer: "Erkenne dich selbst, und dann erkenne andere." Das Studium von all diesen Themen führt zu Menschenkenntnis. Und die wiederum hilft ungemein darin, andere besser einschätzen zu können.
ZDFheute: Inwiefern?
Havener: Oftmals erfolgt die erste Kontaktaufnahme zwischen Menschen über Blicke. Wenn man sich diese Dinge also bewusst aneignet, kann man auch in anderen Situationen ganz anders mit Menschen umgehen.
ZDFheute: Was genau verbirgt sich hinter "erkenne dich selbst"?
Havener: Wir müssen unser Wertesystem kennen. Wissen, was und warum wir es mögen – oder eben auch nicht mögen. Wenn ich weiß, was unbewusst in mir abläuft, kann ich auch einschätzen wie andere reagieren. Dafür muss ich wissen, mit welcher "Brille" ich die Welt betrachte und wie ich andere Menschen durch diese Brille sehe.
ZDFheute: Aktuell fällt ein Großteil der Mimik weg – wir haben die Augen und den Körper.
Havener:
Begegnen wir jemandem, schauen wir zuerst in sein Gesicht, danach auf seine Hände, um einzuschätzen, ob er uns gefährlich werden kann. Das alles erfolgt im Bruchteil einer Sekunde und ist völlig unbewusst. Daraus resultiert die Reaktion: Lächeln oder nicht. Hier kommt die Brille, mit der wir die Welt betrachten, wieder ins Spiel.
Die aktuelle Situation verunsichert uns im Allgemeinen. Hinzu kommt die Unsicherheit, weil wir durch das Maske tragen nicht das Gesicht des anderen lesen können. Und dann reduzieren wir den anderen auch noch auf eine eventuelle Gefahrenquelle, was auch verunsichert.-
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ZDFheute: Wie gehen wir damit um?
Havener: Ich habe vor ein paar Jahren ein faszinierendes Programm kennengelernt: Anhand des Gangs eines Strichmännchens, das nur aus Punkten bestand, konnte man dessen Emotion ablesen. Wenn wir auf die Welt kommen, haben wir bereits das Wissen, am Gang des Gegenübers seine Emotion zu erkennen, in uns drin. Auf diese Dinge müssen wir uns jetzt vermehrt verlassen. Auch wenn es uns schwerfällt, weil es eben nicht unser genetischer Code ist, das Gesicht nicht lesen zu können.
Der Mund-Nasen-Schutz kann besonders für Gehörlose ein Problem sein.
ZDFheute: Was kann man selbst aktiv machen?
Havener: Man kann einiges tun. Über die Augen kommunizieren beispielsweise. Wir sind nur nicht so geübt darin. In Japan beispielsweise ist das Maske tragen gang und gebe. Hier unterstützen die Menschen das, was sie sagen, noch mit einer Geste. Das mache ich mittlerweile auch. Das wirkt, wenn man das zum ersten Mal macht, für einen Deutschen erstmal recht affektiert. Wenn ich im Supermarkt bin und mich bei der Kassiererin bedanken möchte, würde ich sie im Normalfall anlächeln und mich bedanken.
Mit Maske reicht das Lächeln nicht mehr, weil sie es nicht erkennt. Also unterstütze ich das, was ich sage, in dem ich mit dem Daumen nach oben zeige – also dieses "Gut-gemacht-Zeichen" zeige und Dankeschön sage.ZDFheute: Kommt es an?
Havener:
Sie wurden lockerer, weil sie mich lesen konnten. Deshalb: Unterstützen Sie das, was Sie sagen, ruhig mit einer Geste. Und vergessen Sie die Betonung beim Sprechen nicht. In der Betonung schwingt viel mit.
Das Interview führte Florence-Anne Kälble.
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