Offenbar ist nicht nur Bayern von Corona-Testpannen betroffen. Auch der Leiter des Gesundheitsamtes Trier klagt über Probleme mit den neuen Testzentren - und Arbeitsüberlastung.
Nachdem es in Bayern zu Pannen bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen von Reiserückkehrern kam, kommen auch aus anderen Teilen Deutschlands Berichte über Probleme bei der Einrichtung dieser neuen Testzentren.
Der Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Trier-Saarburg, Harald Michels, übt gegenüber ZDFheute deutliche Kritik:
"Uns ist am Anfang auch mitgeteilt worden, dass das kein hoher Aufwand wäre", so Michels weiter. "Einen Tag später haben wir dann erfahren, dass bei uns alle Laborbefunde von allen, die da untersucht würden, eingehen und wir die sichten müssen." Allein in der ersten Woche waren das 3.800 zusätzliche Untersuchungen.
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Befunde per Fax, Auswertung von Hand
Auch die Information von Infizierten, deren Kontaktpersonen und der für sie zuständigen Gesundheitsämter habe von heute auf morgen in der Verantwortung der Trierer gelegen. Die technische Ausstattung für eine automatisierte Auswertung der Testberichte habe man nicht erhalten.
Das vom Robert-Koch-Institut entwickelte elektronische Meldesystem Demis befindet sich aktuell noch in der Testphase und ist in den meisten Laboren und Gesundheitsämtern noch nicht verfügbar.
"Im Moment kommen deshalb die Befunde bei uns per Fax rein. Und die haben alle den gleichen Dateinamen: 'Telefax.pdf'", berichtet Michels. "Das heißt, wir müssen 3.800 Befunde, die 'Telefax.pdf' heißen, öffnen in der EDV, sie abspeichern unter dem Namen der betroffenen Patienten, damit da keine Verwechslungen passieren."
Um positive Befunde kümmere man sich zuerst und rufe die Betroffenen direkt an, sagt Michels. Auch am Wochenende würden Befunde gesichtet und Patienten informiert. "Wir hatten glücklicherweise nur vier Positive bisher. Deswegen war das für uns auch kein großes Problem, sie sofort zu informieren", sagt Michels.
Reiserückkehrer stellen Gesundheitsämter vor Herausforderungen: Der Leiter des Gesundheitsamts Trier-Saarburg, Harald Michels, über den hohen Aufwand und bürokratische Hürden.
Tests vieler Spanien-Urlauber kommen in Trier an
Nur rund 20 Prozent der im Gesundheitsamt von Trier verarbeiteten Fälle kämen tatsächlich auch aus seinem eigentlichen Zuständigkeitsbereich. "Die positiven Befunde waren aus Düsseldorf und Dortmund", sagt Michels. Viele heimkehrende Spanien-Urlauber kämen nahe Trier über die Grenze aus Luxemburg.
Dass es zu so massiven Pannen bei der Fallbearbeitung und -übermittlung komme, kann sich Michels nur mit Personalmangel erklären. Auch in Trier spürt man die aufgestaute Erschöpfung der letzten Monate:
Auch in Trier verspätete Information von Kontaktpersonen
Zur Überlastung trägt bei, wie kurzfristig die Politik die Teststationen an den deutschen Außengrenzen beschlossen hat: "Wenn Sie eine Teststation in Betrieb nehmen und das nicht mit einer Vorlaufszeit von ein bis zwei Wochen planen - so schnell kann eine Verwaltung gar nicht aufrüsten."
Gegenüber dem SWR weist das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium den Vorwurf zurück, es habe keine Abstimmung mit den Gesundheitsämtern gegeben. Man habe im Vorfeld mit allen Beteiligten im Austausch gestanden - auch mit Trier.
Dennoch kommt es auch in Trier aktuell zu Verspätungen bei der Information von Kontaktpersonen:
"Wir haben einen Rückstand, den wir aufarbeiten müssen. Aber wir haben uns bemüht, zumindest die Personen, von denen ein Infektionsrisiko ausgeht, ganz rasch in Isolation zu bekommen", sagt Michels. "Und den Rest erledigen wir nach und nach."
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