Eine Studie besagt, dass mindestens 20 Prozent der Corona-Tests trotz einer Infektion negativ ausfallen. Sollte man deshalb das Vertrauen in die Tests verlieren? Ein Faktencheck.
Eine Studie der Johns-Hopkins-Universität, die in der Fachzeitschrift Annals of Internal Medicine erschienen ist, hat ergeben, dass rund 20 Prozent der Tests trotz einer Infektion mit dem Coronavirus negativ ausfallen. Und das zu einem günstigen Zeitpunkt im Krankheitsverlauf, wenn viele Viren im Rachen der Patienten vorhanden sind. Vorher seien die Fehlerquoten noch erheblich höher, am ersten Tag der Infektion gar 100 Prozent, eine Infektion wird also nicht erkannt.
Was sagt die Studie genau?
Die Wissenschaftlerinnen und Forscher haben sieben Studien zur Genauigkeit von sogenannten PCR-Tests mit mehr als 1.300 Testergebnissen statistisch ausgewertet. Dabei haben sie festgestellt, dass vor allem der Zeitpunkt der Probenentnahme ein wichtiger Faktor für ein korrektes Ergebnis ist: An Tag vier nach der Infektion liegt die Fehlerquote noch bei 67 Prozent. Erst am achten Tag nach der Infektion hatte der Test die relativ niedrige Fehlerquote von 20 Prozent.
Die Forscher geben aber auch an, dass die Daten gewisse Schwächen haben, in den unterschiedlichen Laboren zum Beispiel verschiedene Qualitätsstandards gelten.
20 Prozent klingt viel, sind die Tests also nicht gut?
Dem widersprechen führende Virologen und Labormediziner im Gespräch mit ZDFheute. Für Michael Müller vom Verband der Akkreditierten Labore sollte das Studienergebnis auf keinen Fall am Vertrauen in die Corona-Tests rütteln:
Es sei jedoch wichtig, die Limitationen solcher Tests zu kennen und daher Testergebnisse auch mit anderen Faktoren wie dem Gesundheitszustand eines Verdachtspatienten abzugleichen und richtig zu interpretieren. Kein Test - auch nicht für andere Krankheitserreger - sei zu 100 Prozent sicher. Falls ein Patient Symptome zeigt, der Test aber negativ ausgefallen ist, sollte in jedem Fall in einigen Tagen nochmal getestet werden.
Wichtig sei außerdem, dass die Tests in der Regel nicht falsch liegen mit ihrem Ergebnis, meint Thomas Mertens von der Universität Ulm. Sie sollen nachweisen, ob in dem zu untersuchenden Material, meist aus dem Rachen des Patienten, Sars-CoV-2 enthalten ist. Ist dies nicht der Fall, ist der Test negativ. Das schließt aber eine Infektion im Körper nicht aus. Eine Information, die Labore auch stets in den Testergebnissen vermerken, wie Virologe Martin Stürmer vom IMD Labor Frankfurt bestätigt.
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Das A und O der Tests ist ein guter Abstrich
Die Genauigkeit der Corona-Tests hängt also auch sehr stark damit zusammen, wie der Abstrich der Probe entnommen wurde. Müller erklärt das so:
Fazit: Die Studie belegt eine bekannte diagnostische Schwäche von Labortests. Sie sind sehr abhängig vom zu testenden Material und von der darin enthaltenen Virenmenge. Alle Virologen, mit denen ZDFheute gesprochen hat, waren sich jedoch einig, dass die in der Studie genannten Fehlerquoten eher zu hoch gegriffen seien, das müssten aber eigene Studien mit einem verlässlicheren Studiendesign zeigen.
Wichtig sei aber, dass Personen, die Symptome feststellen oder Kontakt mit Infizierten hatten, nicht das Vertrauen in die Tests verlieren, sondern sich testen lassen sollten - im besten Fall mehrfach, um sicherzugehen.
Eine Vorab-Studie, Kollegen-Kritik an Prof. Drosten und die Schlagzeilen der BILD. Der Virologe Martin Stürmer über den Corona-Streit.
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