Die Innenminister wollen Vorbereitungen treffen, auch die Nato wappnet sich nun für eine zweite Corona-Welle. Doch wann kommt eine solche Welle - und kommt sie überhaupt?
Kann eine zweite Welle von Corona-Infektionen in Deutschland verhindert werden? Christian Drosten von der Berliner Charite hält es für möglich. Entscheidend sei vor allem das Verbot von Großveranstaltungen.
Die Nato treibt nach Angaben ihres Generalsekretärs konkrete Planungen voran, um sich für eine mögliche zweite Welle der Corona-Pandemie zu wappnen. Das sagte Jens Stoltenberg der "Welt am Sonntag". Das Bündnis will beispielsweise Transportkapazitäten für medizinisches Material bereitstellen und Vorratslager mit medizinischer Ausrüstung anlegen.
Und auch die Bundesländer wollen Vorkehrungen für eine mögliche zweite Infektionswelle treffen. Das kündigte der Chef der Innenministerkonferenz Georg Maier (SPD) an. Doch wie heftig würde eine zweite Infektionswelle werden? Wann könnte sie Deutschland treffen - und kommt sie überhaupt? ZDFheute hat die wichtigsten Fakten zusammengetragen.
Mehr Infektionen im Herbst
Vermutlich kommt eine zweite Welle - wenn überhaupt - erst im Herbst. Maier sagte, man müsse "damit rechnen, dass es im Herbst ein Wiederaufflammen gibt, weil man sich dann beispielsweise wieder öfter in geschlossenen Räumen aufhält". Eine Studie von US-Forschern deutet darauf hin, dass sich Menschen in geschlossenen Räumen durch winzige Schwebeteilchen in der Luft häufiger anstecken, als bisher angenommen.
Auch das Wetter selbst könnte beim Infektionsgeschehen eine entscheidende Rolle spielen. Laut einer statistischen Untersuchung mindern höhere Temperaturen die Gefahr durch das Coronavirus. Der Virologe Hendrik Streeck sagte in einem Interview mit dem General-Anzeiger, dass es im Sommer generell weniger Übertragungen gebe. Das sehe man auch mit Blick auf die Südhalbkugel, die gerade auf den Winter zusteuert: Südamerika beispielsweise werde gerade zum "Hochepidemiegebiet".
Streeck sieht keine zweite Welle kommen
Wenn es in Deutschland wieder kälter wird, rechnet Streeck auch hierzulande wieder mit steigenden Infektionszahlen. Doch an eine zweite Welle glaube er nicht:
Ähnlich, aber etwas vorsichtiger beurteilt die Situation Christian Drosten, der Direktor der Virologie des Berliner Universitätsklinikums Charité. Dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" sagte Drosten, es gebe die theoretische Möglichkeit, "dass wir ohne eine zweite Welle durchkommen". Das liege an der Art und Weise, wie die Erkrankung sich verbreite: "Wir haben wenige Leute, die viele andere Menschen infizieren." Ein solches Infektionsgeschehen könne man besser kontrollieren.
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Drosten: Japan als Vorbild nehmen
Drosten sieht in dieser Hinsicht die "Cluster-Strategie" von Japan als Vorbild, um eine zweite Welle zu vermeiden: Sobald dort eine infizierte Person entdeckt wird, werden alle Kontakte des Betroffenen analysiert, sofort als infiziert betrachtet und isoliert, ohne erst ein Testergebnis abzuwarten.
Diese Strategie befürwortet Drosten auch für Deutschland. Japan weist vergleichsweise wenig Infektionsfälle und Tote auf. Das Land vermeldete inzwischen, es habe Corona unter Kontrolle.
Fazit: Nach Meinung von Virologen wird es im Herbst zu einem vermehrten Auftreten von Corona-Infektionen kommen. Doch eine zweite Welle, die Deutschland hart trifft, ist eher unwahrscheinlich bzw. lässt sich wohl verhindern.
Dem Autor auf Twitter folgen: @OliverKlein
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