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Zehn Jahre nach der Havarie : Costa Concordia: Ein Passagier erinnert sich

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Für Tobias Frasch und rund 4.200 weitere Menschen endet eine Mittelmeerkreuzfahrt im Januar 2012 in einer Katastrophe. Frasch schildert den letzten Abend auf der Costa Concordia.

Vor zehn Jahren reist Tobias Frasch mit seiner damaligen Freundin und zwei befreundeten Paaren auf der Costa Concordia durch das westliche Mittelmeer. Es ist seine fünfte Kreuzfahrt.

Doch der letzte Abend verläuft nicht wie geplant. Gegen 19 Uhr läuft das Kreuzfahrtschiff unter dem Kommando des damals 51-jährigen Kapitäns Francesco Schettino aus dem Hafen aus. Tobias Frasch schildert zehn Jahre danach, wie er den Abend erlebt hat.

"Ein richtig toller Tag" endet in einer Katastrophe

"Wir waren in Civitavecchia und Rom gewesen. Es war ein richtig toller Tag. Alle waren gut drauf." Man habe sich auf den letzten Abend auf dem Schiff gefreut. "Wir haben einen tollen Gala-Abend noch genossen, noch ein bisschen was getrunken, gut gegessen. Und gegen viertel, halb zehn haben wir gesagt, jeder will noch als Paar den Abend auf dem Schiff erleben."

Karte von Italien mit der Hafenstadt Civitavecchia
Karte von Italien mit der Hafenstadt Civitavecchia
Quelle: ZDF

Frasch ging mit seiner Freundin ins Theater. "Ich kann mich noch gut erinnern, die Show hat gerade angefangen und relativ schnell war es dann so, dass man irgendwie so einen kleinen Ruck gemerkt hat. Aber jetzt nicht so auffällig.

Was mir nur gleich aufgefallen ist, dass der Vorhang ein paar Grad schief da hing.
Tobias Frasch, Costa-Concordia-Passagier

"Also habe ich gedacht okay, komisch, interessant, wie sie das hingekriegt haben, diesen Effekt." Er berichtet weiter: "Es gab dann eine Durchsage, es gibt irgendwie Probleme mit der Stromversorgung, wir haben einen Blackout, das war das Einzige, was kam."

Frasch wollte sich einen Überblick verschaffen. "Wir sind eine Treppe hochgelaufen. Es war dann ja schon leicht schräg, aber noch nicht so, dass man sich wirklich unwohl gefühlt hat."

Frasch habe dann bemerkt, dass das Schiff relativ nah an Land sei, ungewöhnlich nah. "Und dann war ich eigentlich erst mal wieder beruhigt, weil ich gewusst habe, okay, selbst wenn jetzt irgendetwas am Schiff sein sollte, ist ganz nah Land. Man kann jetzt quasi nicht irgendwie ertrinken."

Alle Rettungsboote waren weg

Doch das Schiff neigte sich immer weiter zur Seite: "Dann hat man auch schon die Teller krachen gehört, also, weil das Schiff immer mehr in die Senke gegangen ist. Das war dann schon auch eine gespenstische Kulisse."

Frasch und seine Freundin seien dann aufs Rettungsdeck gegangen. Die Passagiere wurden nach geraden und ungeraden Kabinennummern aufgeteilt. "Wir hatten eine ungerade, wir waren quasi unten auf der Schräge, unsere anderen Freunde, die waren oben."

Am nach unten geneigten Rand des Decks habe man relativ schnell mit der Rettung begonnen. "Und wir sind relativ weit rechts gestanden vom Schiff, und die haben aber ganz vorne links erst mal angefangen, die Rettungsboote runterzulassen." Als sie endlich vor einem Rettungsboot standen, durften sie nicht mehr einsteigen.

Und dann haben wir nach rechts geschaut und haben gemerkt, das war ja jetzt das letzte Rettungsboot.
Tobias Frasch, Costa-Concordia-Passagier

Dann haben wir nach links geschaut, da haben wir dann nur noch diese Arme gesehen mit diesen Seilen, alle Rettungsboote weg." 30 Leute und einige Crewmitglieder waren übrig.

Das Schiff neigte sich immer weiter zur Seite

"Man hat sich total verlassen gefühlt." Die Crew forderte sie auf, an der Außentreppe ein Deck weiter nach unten zu den Rettungsinseln zu gehen.

Da war der Winkel schon relativ steil, man konnte nicht mehr richtig die Treppe laufen, sondern musste eigentlich, fast wie im Kletterpark, sich da runterhangeln.
Tobias Frasch, Costa-Concordia-Passagier

Glücklicherweise haben in dem Moment zwei Rettungsboote umgedreht, die nicht ganz voll waren, berichtet Frasch. "Und die haben dann am Schiff angelegt, und wir konnten dann ein Deck tiefer, weil grad unser Schiff ebenerdig war, noch einsteigen."

Das Rettungsboot brachte das Paar nach Giglio. "Wir haben dann zum Glück ein Paar von unseren Freunden relativ schnell getroffen."

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Am 16. September 2013 wurde die Costa Concordia geborgen, nach Genua geschleppt und dort zerlegt.
Quelle: dpa

Welle der Hilfsbereitschaft auf Giglio

Auf der Insel Giglio habe es eine große Hilfsbereitschaft gegeben. Frasch habe ein paar Pullis und eine Jacke organisiert: "Es waren sehr viele in der luftigen Abendrobe gekleidet, viele Frauen nur mit Kleid und Spaghetti-Oberteil. Manche hatten sogar nicht einmal mehr ihre Schuhe an."

Frasch sagt über das Unglück rückblickend: "Es gab ganz viele Situationen wo wir da Glück hatten. Das ist wirklich 'mit dem Schrecken davongekommen. Das war Glück im Unglück'."

32 Menschen haben das Schiffsunglück nicht überlebt

Nach der Rückkehr nach Savona trafen sie einen Mann, dessen Lebensgefährtin eines der 32 Opfer geworden war. "Die sind dann im Wasser gestanden auf unserer Seite, und die Decke hat sich immer mehr der Wasserkante angenähert. Und dann war es zu dem Zeitpunkt bei denen so extrem, der musste quasi aus der Luftblase durchtauchen, um auf die andere Seite zu kommen."

Seine Lebenspartnerin habe ihre Rettungsweste schon aufgeblasen, so dass sie nicht mehr tauchen konnte und starb.

Das Interview mit Tobias Frasch führte Jacqueline Vieth.

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