Darts-WM: Der Ally Pally feiert WM-Überflieger Clemens

Die Stimmung ist noch aufgeheizter als in den vergangenen Tagen. Super-Marios, Bananen und Biene Majas soweit das Auge reicht. Die Darts-Weltmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace, "Ally Pally" genannt, fühlt sich an wie ein großer Kostümball.

Rund 3.100 Menschen feiern am Montagabend. Die meisten davon verkleidet. Eine Mischung aus Karneval und Oktoberfest. "Sweet Caroline" schallt es schon von weitem aus dem Ally Pally. Es ist Halbfinale, und der deutsche Überflieger Gabriel Clemens, "The German Giant", spielt um den Einzug ins Finale. Als erster Deutscher überhaupt, damit hat er Darts-Geschichte geschrieben.

An diesem Abend sind rund 750 deutsche Fans im Ally Pally. Alle fiebern mit für ihren "Gaga" - neben "German Giant" ein weiterer Spitzname für Gabriel Clemens. So recht hatten den Deutschen aber selbst die hartgesottenen Darts-Fans vorher nicht auf dem Schirm. Christoph, der extra aus Hannover angereist ist, sagt: "Mein Tipp war, dass Clemens in der zweiten Runde gegen O'Connor ausscheidet."

Als die ersten Töne des Superhits "Wonderwall" der Band Oasis angestimmt werden, flippt die Halle aus. Denn die Darts-Experten wissen, dass jetzt "Gaga" einläuft. Jeder Spieler hat sein eigenes Lied. Textsicherheit ist ein absolutes Muss für den echten Fan. "Es gibt nichts Schöneres, wie wenn im Ally Pally 'Oh, wie ist das schön' zu hören ist oder mein Name", sagt Gabriel Clemens auf der Pressekonferenz vor seinem Halbfinale gegen Michael Smith.

Auch sein Gegner, der britische Vorjahresfinalist Smith, hat jede Menge Unterstützung. Heimspiel im Ally Pally. Es wird gefeiert, es wird gesungen und es wird vor allem auch getrunken. Jede Menge Bier. Nach zwei Wochen Darts-WM klebt der Boden. Laut Veranstalter werden rund 500.000 Pints während der Weltmeisterschaft ausgeschenkt. Ein Pint sind 0,6 Liter und kostet umgerechnet 7,50 Euro.

Gut geölt gehen dann auch die Schlachtrufe direkt viel besser über die Lippen. Trotz des vielen Alkohol bleibt die Stimmung friedlich - und das schon seit dem Start der Darts-WM am 15. Dezember. "Auf der Männertoilette kann ein Peter Wright-Fan neben einem Gary Anderson-Fan, nachdem einer von beiden verloren hat, miteinander singen", beschreibt Dominik die Stimmung vor Ort.

Darts scheint eher Männer anzulocken. Sie sind definitiv in der Überzahl hier im Ally Pally. Und feuern lautstark an: Clemens und Smith starten souverän, dabei hat der Favorit, Spitzname "Bully Boy", immer leicht die Nase vorn. Doch der "German Giant" bleibt gewohnt cool. Jedes Mal, wenn einer der Spieler die höchste Punktzahl 180 wirft, schmettert der Schiedsrichter "Onehundredeighty" in die Halle. Dann stimmen alle mit ein und halten ihre selbstgebastelten Schilder mit der Zahl 180 hoch.

"Gaga" kämpft, doch Favorit Michael Smith ist einfach zu stark. Der "Bully Boy" gewinnt mit 6:2 und zieht damit ins Finale ein. Die deutschen Fans sind zwar traurig, aber voller Repekt für "Gagas" Leistung. "Er hat sehr gut gespielt, aber Smith war noch eine Stufe höher", sagt uns Dirk aus Ostfriesland. Das sieht auch Gabriel Clemens in der Pressekonferenz nach dem Spiel so: "Er hat fantastisch gescored und besser gespielt."

Wie er die Stimmung heute erlebt hat, fragen wir ihn noch:

Das macht sie sicher aus, die besondere Atmosphäre im Londoner Ally Pally. Morgen findet hier das Finale statt. Den Sieger erwarten 500.000 Pfund (rund 546.000 Euro) Preisgeld und die begehrte Sid-Waddell-Trophy.