So trocken waren Spanien und Portugal laut Forschern Tausend Jahre nicht - die Folgen für Wein- und Olivenproduktion könnten verheerend sein. Italien ruft den Ausnahmezustand aus.
Teile von Spanien und Portugal sind so trocken wie seit mehr als Tausend Jahren nicht mehr. Grund dafür ist eine durch den Klimawandel ausgelöste Veränderung des Azoren-Hochdruckgebiets, wie es in einer am Montag in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience" veröffentlichten Studie heißt, die vor schwerwiegenden Folgen für die Wein- und Olivenproduktion warnt.
Das Azorenhoch, ein Hochdruckgebiet im Atlantik, hat großen Einfluss auf das Wetter und langfristige Klimatrends in Westeuropa. Im Sommer schickt das Azorenhoch heiße, trockene Luft nach Portugal, Spanien und Frankreich. Im Winter sorgt es für Feuchtigkeit und Niederschläge. Die winterlichen Niederschläge sind laut den Autoren der Studie "lebenswichtig" für die ökologische und ökonomische Gesundheit der Iberischen Halbinsel.
Bereits im Juni erreichen im Süden und Südwesten Spaniens die Temperaturen Werte bis zu 40 Grad.
US-Forscher: Beispielloser Klimawandel
Anhand von Klima-Modellierungen der vergangenen 1.200 Jahre haben US-Forscher nun herausgefunden, dass sich das Hochdrucksystem im vergangenen Jahrhundert "dramatisch verändert hat" und "dass diese Veränderungen des nordatlantischen Klimas innerhalb des letzten Jahrtausends beispiellos sind".
Demnach begann das Hochdrucksystem vor etwa 200 Jahren, als die Treibhausgase zunahmen, sich auf eine größere Fläche auszudehnen. Im 20. Jahrhundert dehnte es sich durch die globale Erwärmung noch stärker aus. Die Niederschlagsmengen hingegen gingen zurück - die Winter im westlichen Mittelmeerraum sind trockener geworden.
Frühere Studien hatten nicht zeigen können, ob der menschengemachte Klimawandel für die Veränderungen des Klimas im Nordatlantik verantwortlich ist - nun haben die Autoren nach eigenen Angaben den Zusammenhang festgestellt.
Weite Teile Europas sind von einer Hitzewelle betroffen, bevor der eigentliche Sommer begonnen hat. Die Temperaturen steigen auf über 40 Grad und es gibt Flächenbrände.
Azorenhoch soll noch extremer werden
Das Azorenhoch wird sich im 21. Jahrhundert durch den Klimawandel noch weiter ausbreiten. Bis Ende des Jahrhunderts werden die Niederschläge in der Region voraussichtlich um weitere zehn bis 20 Prozent sinken, was verheerende Folgen für die Landwirtschaft haben könnte.
Die Weinbaugebiete auf der Iberischen Halbinsel könnten bis 2050 um mindestens ein Viertel schrumpfen. Die Olivenernte in Südspanien könnte früheren Studien zufolge bis 2100 um 30 Prozent zurückgehen.
Ausnahmezustand in Italien ausgerufen
Nicht nur die iberische Halbinsel ist von der Trockenheit und Hitze betroffen. Auch Italien leidet unter einer Dürre. Nach einer Kabinettssitzung teilte die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi mit, es gelte der Ausnahmezustand in den Regionen Emilia-Romagna, Friaul-Julisch Venetien, Lombardei, Piemont und Venetien bis zum Ende des Jahres.
Die Regierung stellt den betroffenen Regionen 36,5 Millionen Euro zur Bekämpfung der Wasserknappheit bereit. Die landwirtschaftlich wichtige Po-Ebene in Norditalien erlebt die schlimmste Dürre seit 70 Jahren. Laut dem größten Bauernverband des Landes, Coldiretti, bedroht die Trockenheit mehr als 30 Prozent der landesweiten Agrarproduktion und die Hälfte der Viehzucht in der Po-Ebene. Dort wird vor allem der Parmaschinken produziert.
Der Wasserspiegel des Lago Maggiore und des Gardasees liegen deutlich tiefer als sonst für diese Jahreszeit üblich. Auch der Tiber, der durch Rom fließt, führt Niedrigwasser. Städte wie Verona schränken wegen der Trockenheit bereits den Trinkwasserverbrauch ein. Weitere Folge der Dürre: Die Stromerzeugung aus Wasserkraft ging deutlich zurück. Wasserkraftwerke gibt es vor allem in den Bergen im Norden des Landes. Sie liefern normalerweise fast ein Fünftel des in Italien benötigten Stroms.
- Durstiges Land
Trockenheit, Waldbrände und Dürren—Italien leidet unter Wasserknappheit. In der Lombardei wurde der Notstand ausgerufen. Alle Bürger sollen Wasser sparen. Der längste Fluss im Norden, der Po, führt so wenig Wasser wie seit 70 Jahren nicht mehr.