Er hat das Verbrechen aufs Land gebracht und gilt als Mit-Erfinder der Regionalkrimis: Jacques Berndorf. Jetzt ist der bekannte Eifelkrimi-Autor gestorben. Er wurde 85 Jahre alt.
In seinen Krimis verteilte Jacques Berndorf seine Leichen über die gesamte Eifel: Im Steinbruch, am Vulkan-Maar, unter Eichen. "Ich habe mich schon immer für den Tod interessiert", hat der Autor mal gesagt, der in Dreis-Brück in der Vulkaneifel zu Hause war. Die Eifel lade als "sehr stille Landschaft" dazu ein, dort Krimis spielen zu lassen.
Berndorf recherchierte akribisch für seine Krimis
Am Sonntag ist Jacques Berndorf im Alter von 85 Jahren gestorben. Er sei krank gewesen und "altersbedingt nach einem langen, so ereignisreichen Leben" gestorben, teilte seine Frau Geli Gatzke-Preute mit. Der gebürtige Duisburger, der eigentlich Michael Preute hieß, galt als einer der erfolgreichsten deutschen Krimiautoren Deutschlands und Mit-Erfinder des Regionalkrimis.
Seine "Taten" waren von langer Hand geplant, nichts wurde dem Zufall überlassen. Bevor er einen neuen Eifelkrimi schrieb, recherchierte er meist sechs Monate lang - bei der Mordkommission, Psychiatern, Waffenexperten. Auch die Beschreibungen vor Ort mussten genau stimmen.
Berndorf startete mit "Eifel-Blues"
Mehr als sechs Millionen Bücher hat Berndorf verkauft. Los ging es 1989 mit dessen ersten Eifelkrimi "Eifel-Blues" - es folgten gut 20 weitere. Berndorf sei damals ein wichtiger Impulsgeber für den Regionalkrimi-Boom gewesen, sagte sein Verleger Ralf Kramp.
Vor "Eifel-Blues" hätten Krimis vor allem in großen Metropolen gespielt.
Als Autor von Krimis müsse man "so ein bisschen ticken können wie ein Verbrecher", meinte Berndorf einmal. Er selbst hatte mit seinem kauzigen Ermittler Siggi Baumeister Etliches gemeinsam: Beide wohnten in der Heyrother Straße, waren von Haus aus Journalisten, liebten Pfeifentabak und Katzen.
Dass Schreiben seine große Leidenschaft ist, wusste Berndorf früh. Als Jugendlicher schrieb er Kurzgeschichten. Nach einem Intermezzo als Medizinstudent ging er zum "Duisburger Generalanzeiger" als Journalist. Er wechselte die Blätter und Magazine und kletterte die Karriereleiter empor.
Berndorf lange als Reporter in Krisengebieten unterwegs
Etwa zwölf Jahre lang war er als Reporter unterwegs - im Libanon, in Vietnam und Südafrika. "Und irgendwann hat sich gezeigt, dass ich die Bilder nicht mehr schaffe", sagte er. Er verfiel dem Alkohol - und stieg aus.
Viele Krimis von Jacques Berndorf spielen in der Vulkaneifel. Wie Augen liegen sie in der sattgrünen Landschaft: Zwölf Maare, mit Wasser gefüllte Vulkankegel.
1984 kam er eher zufällig in die Eifel. "Ich hatte journalistische Aufträge in Bonn und Brüssel, und da lag die Eifel genau in der Mitte." Er zog in ein "winziges Bauernhaus" im Ort Berndorf - nach dem er sich dann später auch benannte. Den Vornamen Jacques hatte sich sein damaliger Verleger ausgedacht. Alles für den Neustart.
Durchbruch mit "Eifel-Gold"
Und dann kam der "Eifel-Blues". Dann legte er den zweiten und dritten Krimi auf. Ab "Eifel-Gold" kam der Durchbruch. Ideen für neue Krimis gingen ihm nicht aus, sagte er selbst. Gerne griff er auch mal Aktuelles auf: Wie in "Die Nürburg-Papiere" (2010), die vor dem Hintergrund des damals umstrittenen Nürburgring-Ausbaus zum Freizeit- und Businesszentrum spielten. Insgesamt schrieb Berndorf rund 40 Bücher.
Berndorfs Krimis locken bis heute viele Leser in die Vulkaneifel, um sich auf die Spuren seiner Verbrechen zu machen. Aber wehe, es stimmt was nicht: "Einmal hatte ich um das Gerolsteiner Krankenhaus eine Einbahnstraße erfunden, die es nicht gab", sagte der Autor mal. Da habe er Unmengen Protest-Post bekommen.
2019 hört Berndorf mit dem Schreiben auf
Anfang der 2000er Jahre hatte Berndorf mit dem heutigen Leiter des Krimifestivals "Tatort Eifel", Heinz-Peter Hoffmann, die Idee zur Gründung eines Festivals in der Eifel zum Thema Krimi gehabt. 2002 gab es die erste Ausgabe der Reihe, die inzwischen zum bundesweit größten Branchentreff der Krimi- und Filmszene geworden ist.
Im Herbst 2019 hörte Berndorf mit dem Schreiben auf. Es gehe noch, aber er habe "keine Lust" mehr. Ob er auf sein Werk stolz sei? "Mittelprächtig", antwortete er. Angst vor dem eigenen Tod habe er nicht. "Ich finde es aber traurig, eines Tages sterben zu müssen. Ich finde es einfach deswegen traurig, weil ich so gerne lebe", hatte er zu seinem 80. Geburtstag gesagt.