Neue Ratsspitze für die Evangelische Kirche: Annette Kurschus, Präses der westfälischen Kirche, ist zur neuen Vorsitzenden der EKD gewählt worden. Das teilte die EKD-Synode mit.
Die westfälische Theologin Annette Kurschus ist neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Synode wählte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen mit 126 von 140 Stimmen zur obersten Repräsentantin der rund 20,2 Millionen deutschen Protestanten.
Zur stellvertretenden Ratsvorsitzenden wurde die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs (60) gewählt. Beide waren am Dienstag im ersten und im zweiten Wahlgang in das Leitungsgremium gewählt worden.
Zusammen mit der im Mai gewählten Präses (Vorsitzenden) der Synode (des Kirchenparlaments), Anna-Nicole Heinrich (25), sind sie die obersten Repräsentantinnen der Protestanten in Deutschland. Erstmals werden alle drei Ämter von Frauen ausgeübt.
Ruhig und überlegt auftretende Theologin
Die 58-jährige Kurschus war zuvor bereits stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende und ist nach Margot Käßmann die zweite Frau an der Spitze der EKD in deren Geschichte. Sie folgt auf Heinrich Bedford-Strohm, der nicht für eine weitere sechsjährige Amtszeit kandidierte.
Kurschus steht seit 2012 an der Spitze der westfälischen Landeskirche, die derzeit rund 2,1 Millionen Mitglieder hat. Besonders geschätzt sind die Predigten der ruhig und überlegt auftretenden Theologin. Bei den Wahlen zum Rat der EKD war Kurschus am Dienstag als einzige Kandidatin bereits im ersten Wahlgang mit der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit in das kirchliche Leitungsgremium gewählt worden. Damit wurde sie zur Favoritin für den Ratsvorsitz.
Kurschus: Mache Thema Missbrauch zur Chefinnensache
Als neu gewählte Ratsvorsitzende hat Kurschus Betroffenen von Missbrauch in der Kirche mehr Aufmerksamkeit für ihre Anliegen versprochen. Opfer sexualisierter Gewalt hätten gefordert, das Thema zur Chefinnensache zu machen, sagte Kurschus in einer kurzen Rede nach ihrer Wahl und ergänzte: "Das werde ich tun."
Es gehe um verbindliche Strukturen und Konzepte, damit solche Taten nicht mehr passieren können, sagte die westfälische Präses. Betroffene sexualisierter Gewalt hatten am Montag bei der digital tagenden Synode Kritik an der Aufarbeitung von Missbrauch in der evangelischen Kirche geäußert. "Das waren starke, schmerzliche und bitter notwendige Momente", sagte Kurschus.
Als weitere Schwerpunkte für ihren Ratsvorsitz nannte sie das Thema Klimawandel und die Aufgabe der Kirche, an der Seite der Schwachen, Abgehängten und Verletzten zu stehen.
Die Kirchenführung der Evangelischen Kirche sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, Missbrauchsfälle nicht offensiv genug aufgeklärt zu haben. Das soll sich nun ändern: Mit offen geführten Diskussionen und der Einsetzung von Aufklärungsgremien.