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Terra X - die Wissens-Kolumne : Rebound - wenn viel Verbesserung wenig hilft

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Unsere Motoren und Glühbirnen werden immer energieeffizienter. Unsere Energiebilanz aber nicht unbedingt besser. Im Gegenteil. Ein Grund dafür ist der Rebound-Effekt.

Terra X - Die Wissens-Kolumne: Mai Thi Nguyen-Kim

In der neuen Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.

Es klingt so simpel: Etwa ein Viertel der Treibhausgase in der EU stammen aus dem Transportwesen. Wenn die Industrie nun Fahrzeuge entwickelt, die weniger Kraftstoff verbrauchen, dann sollte dieser Wert dadurch doch gesenkt werden können. Das ist nur nicht genau das, was die Zahlen uns zeigen. Insgesamt arbeitet sich Deutschland zwar näher an seine CO2-Ziele beim Transport heran - aber das könnte (und müsste) noch viel besser werden.

Doch mit der Wirtschaft ist es ein bisschen wie beim Schach: Die Grundregeln versteht jedes Kind, aber bei der Anwendung tun sich selbst die erfahrensten Köpfe schwer, verschiedene Entscheidungen und Wendungen vorherzusehen.

Reaktion auf Einsparung vermindert Auswirkung

Ein Beispiel dafür: Ein effizienterer Motor bedeutet eben nicht automatisch, dass pro gefahrenem Kilometer weniger Treibstoff verbraucht und weniger CO2 ausgestoßen wird. Es kann auch bedeuten, dass ein Autohersteller jetzt die Möglichkeit hat, ein größeres oder PS-stärkeres Fahrzeug anzubieten, das trotzdem denselben Verbrauch hat wie sein Vorgängermodell.

Wer sieht nicht seit einiger Zeit mehr SUV auf den Straßen? Durch ihre Zunahme werden manche der Klimagewinne, die Ingenieur*innen und Entwickler*innen hätten erzielen können, wieder aufgefressen. Das ist der Kern des Rebound-Effekts: Die Reaktion auf eine Einsparung vermindert ihre Auswirkung.

Thora Schubert erklärt den Rebound Effekt.

Beitragslänge:
3 min
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Rebound-Effekt wird in Prozentzahlen angegeben

Wenn wir beim Auto-Beispiel bleiben, bedeutet das: Würden Hersteller CO2-effizientere Autos verkaufen, gäbe es immer noch einen Rebound-Effekt bei den Konsument*innen. Denn wenn das Auto weniger Treibstoff verbraucht, kann damit bei gleichen Kosten mehr gefahren werden. In der Praxis führt das dazu, dass man häufiger fährt oder sogar eine Flugreise mehr bucht. Denn durch das verbrauchsärmere Fahrzeug hat man nicht nur Geld gespart, sondern auch ein besseres Gewissen gegenüber der Umwelt. Beides beeinflusst die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte CO2-intensive Handlung.

Forschende drücken den Rebound-Effekt in Zahlen aus. Der Energieverbrauch eines Motors zum Beispiel ließe sich um fünf Prozent reduzieren. Bei der Benutzung kommt es in Wirklichkeit aber nur zu einer Reduktion von zwei Prozent. In diesem Fall spricht man von einem Rebound-Effekt von 60 Prozent. Das ergibt sich daraus, dass in diesem Beispiel nur zwei Fünftel des Potentials, oder 40 Prozent, tatsächlich eingespart werden.

Rebound-Effekt beträgt oft rund 25 Prozent

Im Alltag variiert das Ausmaß des Rebound-Effekts je nach Bereich (z.B. Verkehr, Raumwärme, Beleuchtung) und liegt häufig um eine Größenordnung von 25 Prozent herum. Man verliert also etwa ein Viertel der möglichen Einsparung.

Wenn man auf diese Weise über den Rebound-Effekt nachdenkt, kann er zu einer Art Fatalismus führen. Warum überhaupt effizientere Technologien entwickeln, wenn ihre Wirkungen ohnehin zunichte gemacht werden - durch die Uneinsichtigkeit bei Hersteller*innen und Nutzer*innen?

Politische Maßnahmen werden begleitend gebraucht

Aber das ist nicht ganz richtig: Der Rebound-Effekt sagt uns nicht, dass eine umweltschonendere Technologie nutzlos ist, sondern nur, dass sie nicht alleine funktionieren kann. Also nicht ohne begleitende politische Maßnahmen, also bestimmte Regulationen.

Auf Regulationsebene gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, mit dem Rebound-Effekt umzugehen. Zum Beispiel könnte man die Effizienzansprüche an die Hersteller einfach so sehr erhöhen, dass der erwartete Rebound-Effekt dadurch aufgehoben würde.

Auf Ebene der Verbraucher*innen gibt es Ideen, das eigene Verhalten sichtbarer und transparenter zu machen, z.B. über modernisierte Stromablesegeräte. Sie lassen schneller erkennen, wenn der eigene Verbrauch ungewollt nach oben ausreißt und damit die hart erkämpfte Energieeffizienz ungewollt reduziert.

Spielregeln gemeinsam verbessern

Forschende testen bereits seit Jahrzehnten Modelle, die den Rebound-Effekt auf Seiten der Industrie oder der Verbraucher*innen reduzieren sollen. Aber was sie alle gemeinsam haben, ist, dass sie nicht vom Einzelnen ausgehen können, sondern nur vom Gesetzgeber.

Denn auch darin ist die Wirtschaft wie Schach: Als einzelner Spieler können wir uns immer nur innerhalb der vorgegebenen Regeln bewegen. Um den Rebound-Effekt auszuhebeln, müssen wir uns alle zusammen überlegen, wie wir die Spielregeln gemeinsam verbessern können. Und die Politik muss diese Regeln dann für alle gültig machen.

Alternative Energien: die Hoffnung in der Klimakrise. Doch Sonne und Wind sind nicht immer und überall verfügbar. Was können Energiespeicher leisten und wo steht die Forschung?

Beitragslänge:
28 min
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