Der Vertreter des umstrittenen Kölner Kardinals Woelki hat einen aufwühlenden Bußgottesdienst abgehalten. Darin bekannte er die Schuld der Kirche im Missbrauchsskandal.
In einem Bußgottesdienst im Kölner Dom hat der Apostolische Administrator Rolf Steinhäuser das Versagen der katholischen Kirche beim sexuellen Missbrauch durch Geistliche bekannt.
Als derzeitiger Leiter des Erzbistums sei er "Chef der Täterorganisation Erzbistum Köln". Steinhäuser vertritt Kardinal Rainer Maria Woelki, der sich in einer mehrmonatigen Auszeit befindet.
"Schuldbekenntnis, Gedächtnis der Betroffenen, Fürbitte"
Steinhäuser sagte, er könne sich nicht für die Täter entschuldigen, wolle aber auch nicht die Gläubigen in Mithaftung nehmen. Er betonte:
Und weiter: "Wir können uns nicht selbst absolvieren. Wir bitten auch nicht die Betroffenen um Vergebung, damit es uns besser geht."
Vielmehr gehe es um "Schuldbekenntnis, Gedächtnis der Betroffenen, Fürbitte", sagte er in seiner Predigt.
Einbindung des Betroffenenbeirats
Der Betroffenenbeirat, in dem Opfer von kirchlichem Missbrauch organisiert sind, hatte den nicht öffentlichen Gottesdienst mitgestaltet. So wurden mehr als 100 Vornamen Betroffener verlesen, für die dann Kerzen entzündet wurden - plus eine große Kerze für ungenannte Opfer.
Dem Betroffenenbeirat sei es wichtig gewesen, dass in dem Gottesdienst die Folgen des Missbrauchs für die Opfer sichtbar würden, sagte Sprecher Peter Bringmann-Henselder im Anschluss.
Kritik von Maria 2.0
Während des Gottesdienstes protestierten Mitglieder der Initiative Maria 2.0 vor dem Dom. Im Vorfeld hatten unter anderen einige Betroffene Form und Zeitpunkt der Veranstaltung kritisiert.
"Die eigentlichen Täter, die sich mit der Faust an die Brust schlagen und Buße leisten müssten, sind nicht dabei", sagte etwa das frühere Beiratsmitglied Patrick Bauer der dpa. Auch dass der Gottesdienst ausgerechnet in Woelkis Abwesenheit stattfinde, sei unverständlich.
sagte Steinhäuser in seiner Predigt. "Ich werde ihn weder beschuldigen noch versuchen ihn zu entschuldigen."
Missbrauchsgutachten im Bistum Köln
Das Erzbistum steckt in einer Krise, seit Woelki 2020 entschieden hatte, ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen vorerst nicht zu veröffentlichen.
Daraufhin hatte Papst Franziskus die Situation im Erzbistum von zwei Bevollmächtigten untersuchen lassen und war im September zu dem Schluss gekommen, dass Woelki zwar "schwere Fehler" in der Kommunikation begangen habe, aber im Amt bleiben dürfe.
Das umstrittene Missbrauchsgutachten war im März 2021 doch noch veröffentlicht worden. Darin wurden Führungspersönlichkeiten des Erzbistums wie dem früheren Kardinal Joachim Meisner (1933-2017) und dem heutigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße Pflichtverletzungen bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen vorgeworfen.
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