Einen Tag nach dem Brand in der Essener Innenstadt mit drei Verletzten und 35 zerstörten Wohnungen ist die Ursache noch unbekannt. Klar ist nur: Das Gebäude muss abgerissen werden.
Nach dem verheerenden Großbrand in der Essener Innenstadt vom frühen Montagmorgen muss der betroffene Wohnkomplex abgerissen werden. Das sagte der Chef des Eigentümerunternehmens Vivawest, Uwe Eichner, am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Essen.
Der Schaden liege in zweistelliger Millionenhöhe. Abriss und Sanierung der Brandstelle inklusive der darunterliegenden Tiefgarage seien sehr langwierig. Vivawest kümmere sich nun vor allem darum, den 128 Betroffenen neue Wohnungen zu vermitteln.
Bei der Erkundung der Brandstelle kam am Dienstagmittag auch ein vierbeiniger Polizei-Roboter zum Einsatz. Der 35 Kilo schwere Laufroboter untersuchte mit Kameras und Sensoren das einsturzgefährdete Haus, das weiterhin nicht betreten werden darf.
Verletzte konnten Krankenhaus bereits verlassen
Nordrhein-Westfalens Bau-Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) sprach in Essen mit Brandopfern. Sehr unterschiedliche Menschen seien betroffen - vom 86-Jährigen und einem alleinlebenden Rollstuhlfahrer bis zu Familien, sagte die Ministerin danach bei der Pressekonferenz. Sie sei erleichtert, dass die drei Verletzten, die Rauchgasvergiftungen erlitten hatten, inzwischen das Krankenhaus verlassen konnten.
Aussagen zur Brandursache und zu den Gründen für die sehr schnelle Ausbreitung des Feuers seien nach wie vor nicht möglich, betonte der Vivawestchef. Dazu müssten die Sachverständigengutachten abgewartet werden.
Feuerwehr überrascht von massiver Brandausbreitung
Am Montag war mitgeteilt worden, dass sich das Feuer offenbar von einem Balkon aus ausgebreitet habe. Das in der Nacht wütende Sturmtief "Antonia" sorgte dafür, dass sich das Feuer dann rasend schnell über die im Wind liegende Fassade und Balkone ausdehnte, so die Feuerwehr.
Sie zeigte sich "sehr überrascht" über die massive Brandausbreitung. So etwas habe man noch nie erlebt, sagte ein Sprecher am Montag. Normalerweise gebe es in modernen Gebäuden Brandsperren, sodass so etwas egentlich nicht möglich sei.
Es gebe nach Studium der Bauakten keinerlei Hinweise für Unregelmäßigkeiten oder Pfusch beim Bau des 2015 fertiggestellten Hauses, betonte der Essener Ordnungsdezernent Christian Kromberg am Dienstag. "Sowohl im Baugenehmigungsverfahren als auch bei der Bauabnahme hat es keine Schwierigkeiten gegeben. Wir können und müssen zum jetzigen Zeitpunkt davon ausgehen, dass alles korrekt gelaufen ist", sagte der Essener Dezernent.
100.000 Euro Spenden gesammelt
Die Brandopfer seien entweder privat untergekommen oder mit Wohnungen und Hotelzimmern auf Kosten von Vivawest versorgt worden. "Keiner war obdachlos", sagte Kromberg. Die Stadt ermögliche es den Betroffenen, verbrannte Ausweise und Papiere unbürokratisch, das heißt ohne Termin und ohne Kosten, wiederzubeschaffen. In der Stadt seien bereits rund 100.000 Euro Spenden für die Betroffenen gesammelt worden, sagte eine Sprecherin. Für die Betroffenen ist ein Spendenkonto eingerichtet.
Bei dem Feuer hatte der viereinhalbstöckige Wohnkomplex in sehr kurzer Zeit komplett in Flammen gestanden, 35 Wohnungen brannten völlig aus, insgesamt 39 können nicht mehr benutzt werden. 128 Menschen mussten sich noch am Montag eine neue Unterkunft suchen.