Auf dubiosen Plattformen im Internet erzielen seltene Exemplare Höchstpreise. Weltweit werden exotische Pflanzen aus der Natur gerissen und verkauft. Artenschützer warnen.
Niemand weiß genau, wie groß der illegale Handel mit exotischen Pflanzen wirklich ist. Selbst Experten sind vorsichtig mit Schätzungen. Denn im Fokus der Behörden stehen der Schmuggel von Drogen oder exotischen Tieren. Dr. Amy Hinsley von der Universität Oxford hat sich intensiv mit dem Ausmaß des illegalen Handels mit Pflanzen beschäftigt:
Verkauf von Sukkulenten boomt
Sukkulenten beispielsweise sind seit Jahren heißbegehrte Verkaufsschlager. Der Verkauf der Dudleya farinosa beispielsweise boomt, aber es dauert Jahre, eine einzige verkaufsfähige Pflanze heranzuziehen. In Kalifornien werden diese Sukkulenten kultiviert und regelmäßig gestohlen.
2018 graben drei Männer Dudleyas im Wert von 600.000 Dollar aus, um sie nach Asien zu verkaufen. Erst dadurch erfahren Zoll und Polizei, dass es für diese spezielle Sukkulente einen boomenden Schwarzmarkt gibt.
Kakteen sind begehrtes Schmugglergut
Kakteen gehören zu den meistgeschmuggelten Pflanzen weltweit. Etwa 1.800 Arten gibt es weltweit, die Populationen finden sich vor allem in Nord- und Südamerika. In Arizona und Mexiko werden immer wieder große Saguaro-Kakteen ausgegraben.
Chile hat 2021 844 von 1.000 gestohlenen Copiapoa-Kakteen zurückerhalten, die Polizisten in einem Gewächshaus im italienischen Ancona sicherstellten. Sie sollten an Kunden in Asien verschickt werden.
Pflanzen können selten an Naturstandort zurück gebracht werden
Dieser Fall hat Seltenheitswert, weiß auch Boris Schlumpberger. Der Botaniker erhält regelmäßig beschlagnahmte Pflanzen vom Zoll, die dann meist im botanischen Garten von Hannover verbleiben.
-
"Die Pflanzen können nicht mehr zurück an den Naturstandort in aller Regel. Zum einen, weil wir oft nicht wissen, von welchem Standort sie kommen. Zum anderen, weil es oft extrem abgelegene Regenwaldgebiete sind und die Pflanzen keine Überlebenschancen hätten, wenn man die da wieder einpflanzen oder auf irgendwelche Ästchen binden würde."
Die biologische Vielfalt auf der Erde ist in Gefahr: Rund eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht. Immer mehr Wildtiere und Insekten werden in den nächsten Jahren für immer verschwinden.
Orchideen als Verkaufs-Schlager
Auch Orchideen sind bei Sammlern beliebt. Immer wieder werden sie deshalb aus Botanischen Gärten oder Parks entwendet - wie im Mai 2021 in einem Botanischen Park auf den Cayman Inseln. Zwei Encyclia phoenicia, bekannt für ihren intensiven Schokoladenduft, wurden gestohlen. Besonders ärgerlich für die Botaniker, denn eine der Pflanzen hatte sich gerade erst von einem abgeschnittenen Trieb erholt, der wenige Monate zuvor gestohlen wurde.
Stefan Schneckenburger ist Botaniker an der Technischen Universität in Darmstadt. Er weiß, welche Summen für Raritäten gezahlt werden:
Diebstahl hat Auswirkungen auf Nutzpflanzen und Bestäuber
Mit den Diebstählen werden auch zahlreiche Insekten- und Pflanzenarten in Mitleidenschaft gezogen. In den Nationalparks auf Borneo, in Vietnam oder Thailand finden Park Ranger meist nur noch Löcher, wo vorher Orchideen standen. Oft sind diese Pflanzen unwiederbringlich verloren.
sagt Biologe Stefan Schneckenburger von der TU Darmstadt, der regelmäßig Raubpflanzen vom Zoll erhält und wieder aufpäppelt. Das führt nicht nur zu einer drastischen Dezimierung der geraubten Arten, sondern hat unter Umständen auch Auswirkungen auf die umliegenden Nutzpflanzen und deren Bestäuber.