FBI: Immer mehr Teenager Opfer sexueller Nötigung

    FBI:Immer mehr Teenager Opfer sexueller Nötigung

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    In den USA sind laut FBI immer mehr Jugendliche von sexueller Belästigung und Erpressung im Internet betroffen. Das FBI will nun eine nationale Sicherheitswarnung herausgegeben.

    Ein junges Mädchen, das mit ihrem Laptop im Bett liegend im Internet surft, aufgenommen am 08.02.2022
    Die meisten Betroffenen sind laut FBI zwischen 14 und 17 Jahre alt.
    Quelle: Picture Alliance / Photoshot

    Das FBI ist alarmiert über den starken Anstieg von Fällen sexueller Nötigung und Erpressung junger Menschen im Internet in den USA.
    Mindestens 3.000 Minderjährige, zumeist Jungen im Teenager-Alter, seien in den USA im laufenden Jahr Opfer dieser Machenschaften geworden, die mit mehr als einem Dutzend Suiziden in Verbindung gebracht würden, teilte das Justizministerium in Washington mit.

    Opfer in der Regel 14 bis 17 Jahre alt

    Viele der Betroffenen ließen sich in der Annahme, mit Gleichaltrigen zu chatten, zum Absenden von Nacktfotos verführen, nur um dann erpresst zu werden.
    Täter drohten den Opfern mit der Veröffentlichung der Bilder, wenn sie ihnen nicht eine bestimmte Summe Geld zahlten. Die meisten Betroffenen seien zwischen 14 und 17 Jahre alt, doch seien auch schon Kinder ab zehn Jahren ins Visier geraten.
    Seit dem vergangenen Jahr seien Meldungen von Fällen von sogenannter Sextortion - Sex und Extortion (dt. Erpressung) - um das Zehnfache gestiegen, hieß es weiter. Es sei möglich, dass sich viele weitere Opfer aus Scham nicht zur Anzeige hätten durchringen können, hieß es aus FBI-Kreisen.
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    FBI will nationale Sicherheitswarnung herausgeben

    Der Direktor der US-Bundespolizei, Christopher Wray, ermunterte vor allem das Umfeld der Betroffenen, ihnen die Scheu zu nehmen.

    Die Opfer mögen denken, dass es keinen Ausweg gibt - es kommt auf uns alle an, ihnen zu versichern, dass sie nicht in Schwierigkeiten stecken, dass es Hoffnung gibt, und sie nicht alleine sind.

    Christopher Wray, Direktor der US-Bundespolizei

    Das FBI erklärte, es gebe nun eine offizielle nationale Sicherheitswarnung heraus, da viele Kinder in den Winterferien jetzt noch mehr Zeit im Netz verbringen dürften.

    Verdächtige geben sich als Gleichaltrige aus

    Viele der Erpressungswellen gehen nach Einschätzung von Ermittlern von Tätern mit Sitz in westafrikanischen Ländern wie Nigeria oder die Elfenbeinküste aus. Die Verdächtigen gäben sich in der Regel als gleichaltrige Kinder und Jugendliche aus.
    Dazu nutzten sie oft das Profilfoto eines Mädchens und führten sogar Schulen oder gemeinsame Freunde in sozialen Netzwerken auf, um den Anschein zu erwecken, als lebten sie in der gleichen Gegend wie die Opfer. Zu den sexuellen Nötigungen und Erpressungen komme es oft auf großen Plattformen wie Instagram oder Facebook, aber auch bei Chats in Videospielen oder herkömmlichen Online-Chats.

    Erwachsene sollen Kindern helfen

    Die nationale Sicherheitswarnung solle dem Thema eine öffentliche Bühne verschaffen, damit sich Kinder und Jugendlicher eher trauten, sich zu melden, sagte Kenneth Polite, stellvertretender Generalstaatsanwalt in der Kriminalabteilung des Justizministeriums.
    Und Erwachsene könnten ihren Kindern dadurch helfen, Fake-Profile zu erkennen und sich jeder Person zu verweigern, die anzügliche Fotos von ihnen wolle.
    Das US-Heimatschutzministerium arbeite auch daran, Fake-Accounts zurückzuverfolgen, sagte Steve Francis, geschäftsführender Direktor der Ermittlungsabteilung. Ob Bundesstaatsanwälte schon Ermittlungen zu irgendwelchen Fällen eingeleitet haben, war unklar.

    Beste Verteidigung: Kinder aufklären

    In jedem Fall würden die Taktiken der Erpresser hinter den falschen Profilen immer aggressiver, berichteten Fürsprecher von Opfern. Mitunter verlangten die Täter schon innerhalb weniger Minuten einschlägige Fotos, weltweit nähmen solche Fälle zu.
    "Das ist eine wachsende Krise und wir haben gesehen, wie Sextortion Kinder und Familien zerstört", sagte die Chefin des Nationalen Zentrums für vermisste und ausgebeutete Kinder, Michelle DeLaune.

    Die beste Verteidigung gegen dieses Verbrechen ist es, mit Ihren Kindern darüber zu sprechen, was zu tun ist, wenn sie online ins Visier geraten.

    Michelle DeLaune, Nationales Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder

    Quelle: AP, Reuters

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