Das Filmfestival von Cannes begeistert zum 75. Jubiläum mit Hollywood-Stars und schreckt dabei nicht vor politischen Diskussionen zurück.
Tom Hanks macht Selfies auf dem roten Teppich, Sharon Stone verzaubert die Fotografen und für Tom Cruise malt die Patrouille de France, die Kunstflugstaffel der französischen Luftwaffe, die Tricolore in den Himmel. Cannes ist wieder da und hat nichts von seiner Leuchtkraft verloren.
Nachdem das Filmfestival 2020 wegen Corona ausfiel und letztes Jahr im Juli und mit Maske stattfand, war pünktlich zum 75. Jubiläum alles, wie man es kennt und liebt. Neben viel Hollywood-Glamour fanden auch ernste politische Themen und Filme ihren Platz an der Croisette.
"Elvis" berauscht das Publikum
Der Höhepunkt des Festivals war die Premiere von Baz Luhrmanns neuem Film "Elvis". Das Biopic ist ein Rausch der Sinne, schnell geschnitten und pompös ausgestattet. Es erzählt das Leben von Elvis Presley und sein schwieriges und letztendlich fatales Verhältnis zu seinem Manager, Colonel Tom Parker, gespielt von Tom Hanks.
Bei der Premiere gab es über zehn Minuten Schlussapplaus für den Musikfilm, der viele Bühnenauftritte des "King of Rock'n'Roll" zeigt. Priscilla Presley, die Witwe von Elvis, war im Saal und konnte die Tränen nicht zurückhalten und auch Baz Luhrmann war sichtlich gerührt.
Großer Auftritt für Tom Cruise und "Top Gun: Maverick"
Viele Fans lockte gleich in der ersten Woche des Festivals Tom Cruise an. Er stellte die Fortsetzung seines Actionfilms "Top Gun" vor und kehrte zum ersten Mal seit 1992 an die Croisette zurück. Der 59-Jährige nahm sich viel Zeit für Selfies und Autogramme.
"All meine Filme habe ich für meine Fans gemacht. Sie wünschen sich seit Jahrzehnten eine Fortsetzung. Ich möchte, dass er ihnen gefällt. Sie sollen eine gute Zeit im Kino haben und einen schönen Sommer", so der Hollywood-Star in dem einzigen und sehr kurzen Interview, das er am roten Teppich gab.
Politisches Kino in Cannes
Cannes bietet aber nicht nur den großen Stars eine Plattform. Das Festival ist auch deshalb so bedeutend, weil es nicht vor politischen und sozialkritischen Themen zurückschreckt. Einer der emotionalsten Momente war die Vorstellung von "Mariupolis 2".
Die Dokumentation zeigt das Leben in Mariupol nach der russischen Invasion. Der Filmemacher Mantas Kvedaravicius starb während der Dreharbeiten in April. Er wurde von der russischen Armee erschossen, seine Kamera in der Hand. Seine Verlobte Hanna Bilobrova rettete das Material und stellte den Film fertig. Im ZDF-Interview sagte Hanna Bilobrova:
Protestaktionen auf dem roten Teppich
Der Krieg in der Ukraine fand auch seinen Weg auf den roten Teppich. Es gab einige kleinere Protestaktionen, die aber nur wenig Aufmerksamkeit erhielten. Schon gleich zu Beginn des Festivals musste sein Direktor Thierry Frémaux erklären, warum der russische Filmemacher Kirill Serebrennikov im Wettbewerb vertreten ist, obwohl dessen Film "Tschaikowsky's Frau" von dem Oligarchen Roman Abramowitsch finanziert wurde.
Serebrennikov sei ein Dissident und der Film vor Beginn der Sanktionen fertiggestellt worden, rechtfertigte Thierry Frémaux die Entscheidung. Die Mehrzahl der Kritiker ist begeistert von "Tschaikowsky's Frau". Ob das historische Drama, in dessen Mittelpunkt die Homosexualität des Komponisten steht, eine Chance auf die Goldene Palme hat, wird sich morgen zeigen. Die Preisverleihung beginnt um 20:30 Uhr. Deutsche Filme sind nicht im Wettbewerb vertreten.
- Zwischen Krieg und Feierlaune
Auf dem roten Teppich wird gegen die Vergewaltigung von Kriegsopfern protestiert, gleichzeitig feiert die Filmwelt. Über Widersprüche in Kriegszeiten beim Filmfestival Cannes.