Brandenburg: Giftige Substanz Grund für Oder-Fischsterben?

    Polen und Brandenburg betroffen:Oder-Fischsterben: Giftige Substanz Schuld?

    11.08.2022 | 20:51
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    In der Oder ist ein ungewöhnliches Fischsterben zu beobachten. Deutsche Behörden kritisieren Polen, sie zu spät informiert zu haben. Derweil geht die Ursachensuche weiter.

    Das Fischsterben in der Oder ist nach Angaben der polnischen Umweltschutzbehörde wahrscheinlich von einer Wasserverschmutzung durch die Industrie ausgelöst worden. Man untersuche, um welche Substanz es sich handelt.12.08.2022 | 1:45 min
    Bei der Untersuchung des Fischsterbens in der Oder haben sich nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums erste Hinweise auf einen hochgiftigen Stoff ergeben. Die polnische Umweltschutzbehörde berichtete am Donnerstag, Auslöser sei wahrscheinlich eine Verschmutzung durch die Industrie. Das ganze Ausmaß des massiven Fischsterbens entlang des Flusses war noch ungeklärt.
    Das Landeskriminalamt in Brandenburg ermittelt zu dem Fischsterben. Behörden werteten Proben aus. Weitere Ergebnisse soll es laut Ministerium in Potsdam am Freitag geben. Offizielle Warnungen, Kontakt mit dem Wasser aus der Oder zu meiden, blieben bestehen.

    Verschmutzung könnte industriellen Ursprungs sein

    Das brandenburgische Umweltministerium teilte am späten Donnerstagnachmittag dann mit, es zeichne sich ab, dass ein noch unbekannter, hochtoxischer Stoff die Oder durchlaufe. Erste Analyse-Ergebnisse zeigten übereinstimmend, dass vor einigen Tagen eine starke Welle organischer Substanzen durch Frankfurt an der Oder gegangen sei und sich seitdem flussabwärts fortsetze, aktuell bis Schwedt. Die Auswirkungen auf das Ökosystem ließen auf synthetische chemische Stoffe, sehr wahrscheinlich auch mit toxischer Wirkung für Wirbeltiere schließen.
    Die stellvertretende Leiterin der polnischen Umweltschutzbehörde, Magda Gosk, sagte: "Alles deutet darauf hin, dass die Verschmutzung der Oder, die zum Sterben zahlreicher Fische geführt hat, industriellen Ursprungs sein könnte."
    Die Behörde versuche, mit Drohnenüberflügen potenzielle Verschmutzungsquellen aufzuspüren und festzustellen, wie der Zustand des Flusses sei. Man untersuche, um welche Substanz es sich handele und "vor allem, wer diese Substanz wo in die Oder eingeleitet hat", sagte Gosk weiter.

    Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen in der Kritik

    Fischermeister Henry Schneider aus dem Kreis Oder-Spree sagte: "Sowas haben wir noch nicht erlebt. Tote Fische sind überall zu sehen. Es sind viele." Berichte von Augenzeugen lassen auf mehrere Tonnen toter Fische schließen, wie das Landesamt für Umwelt in Brandenburg am Mittwochnachmittag mitteilte.
    Zudem wurde Kritik laut, Polen habe deutsche Behörden nicht rechtzeitig informiert. Aber auch in Polen selbst gibt es Vorhaltungen, die Bevölkerung sei nicht gewarnt worden, dass sie etwa keine Fische aus der Oder essen und nicht im Fluss baden soll. Bereits Ende Juli waren in Polen tote Fische gefunden und Wasserproben entnommen worden.
    "Diese ökologische Katastrophe hätte kein solches Ausmaß, wenn deutsche und polnische Behörden intensiver zusammengearbeitet hätten", kritisierte die Geschäftsführerin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Antje von Brook, am Donnerstag. Eine umfassende politische Aufarbeitung sei nötig.

    Kritik von Umweltminister Axel Vogel

    Auch Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hat die zuständigen Behörden in Polen wegen fehlender Informationen über das Fischsterben in der Oder kritisiert. Man habe zwar Kontakt mit der polnischen Seite, sagte Vogel am Donnerstag Radioeins vom RBB. Allerdings sei man über die Ereignisse in Opole, die offenbar am 27. oder 28. Juli stattgefunden hätten, bisher nicht offiziell informiert worden.
    Man wisse "nur von Dritten und aus Medien, dass in größerem Umfang Lösungsmittel freigesetzt wurden, die möglicherweise für das Fischsterben mitverantwortlich" seien, sagte der Minister.

    Es ist festzustellen, dass die vereinbarten Meldewege nicht eingehalten wurden und wir deswegen auch viele Informationen nicht haben, die wir hätten haben sollen.

    Axel Vogel (Grüne), Umweltminister Brandenburg

    Quelle: dpa

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