Rheinland-Pfalz und Saarland:Fracht-Jumbo lässt tonnenweise Kerosin ab
von Mark Hugo
15.08.2022 | 18:01
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89 Tonnen Kerosin hat ein Fracht-Jumbo am Freitag über Rheinland-Pfalz und dem Saarland abgelassen. Eine ungewöhnlich große Menge. Gefährlich sei das aber nicht, so die Behörden.
Eine Boeing 747 der Fluggesellschaft Magma Aviation ließ tonnenweise Kerosin ab. (Symbolbild)
Quelle: Imago
Nach Informationen des Luftfahrtbundesamtes gab es solche sogenannten Treibstoff-Schnellablässe - oder auch "Fuel Dumpings" - allein in diesem Jahr schon 17 Mal über Deutschland. Meist gehe es dabei um deutlich kleinere Mengen, erklärt Kristina Kelek, Sprecherin der Deutschen Flugsicherung, auf Anfrage von ZDFheute. Im Fall der Maschine der britischen Gesellschaft Magma Aviation sei die Menge ungewöhnlich groß gewesen.
Triebwerksprobleme nach dem Start
Die Boeing 747 sei am Freitagabend vom Flughafen Hahn mit Zielort Indien abgehoben, der Pilot habe aber kurz nach dem Start Triebwerksprobleme gemeldet, teilte die Flugsicherung mit. Daraufhin sei die Maschine über das Saarland sowie über das südliche Rheinland-Pfalz sowie im Norden bis Bad Neuenahr-Ahrweiler geflogen und habe Kerosin abgelassen, um für eine Landung in Lüttich leichter zu werden. Die Flughöhe betrug im Schnitt 14.000 Fuß oder rund 4.700 Meter.
Notwendig wird ein Treibstoff-Schnellablass in der Regel dann, wenn eine Maschine direkt nach dem Start in eine Notlage gerät. Das Problem: Oft hat das Flugzeug dann noch mehr Kerosin an Bord, als für eine Landung zulässig ist. Das Ablassen soll also eine Gefährdung ausschließen, wie es auf der Webseite des Luftfahrtbundesamtes heißt.
Treibstoff verdunstet in der Luft
Trotzdem wirken solche Nachrichten für die Menschen in den betroffenen Gebieten immer wieder beunruhigend. Sie fürchten, das Kerosin könne Gesundheit und Umwelt schaden. Fakt ist: Da der Treibstoff nur in einer Höhe von mindestens 1.800 Metern abgelassen werden darf - und meistens sehr viel höher abgelassen wird - und das bei hoher Geschwindigkeit passiert, verteilt sich die Flüssigkeit großflächig. Sie verdunstet noch in der Luft zum allergrößten Teil, so dass am Boden niemand etwas davon mitbekommt.
In einer 2019 veröffentlichten Studie kommt das Umweltbundesamt (UBA) zu dem Schluss:
Treibstoff-Schnellablässe haben nach dem aktuellen Kenntnisstand keine kritischen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.
Umweltbundesamt
Untersucht wurden mögliche Beeinträchtigungen auf die Luftqualität, den Boden, das Grundwasser und die menschliche Gesundheit.
Intensivere Studien gefordert
Dennoch empfiehlt das UBA, die Ablassgebiete möglichst abzuwechseln und außerdem die Mindesthöhe auf rund 3.000 Meter anzuheben. Forschende, Umweltverbände und Politikerinnen und Politiker fordern immer wieder intensivere Studien und Messungen.
Bürgerinitiativen wie die "gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung" übrigens bezweifeln, dass "Fuel Dumping" harmlos ist. Mitglieder berichten von Kerosingeruch in der Luft. Und sie kritisieren, dass in solchen Fällen keine Strafgebühren fällig werden würden.
Quelle: Mit Material von dpa