Sushi? Das war einmal hipp. Und auch Bowls sind inzwischen kulinarischer Alltag. Die Food-Trends 2022 kommen anders daher: klassischer, nachhaltiger, fleischloser.
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Sushi, Burger oder Bowl? Das war gestern. Davon ist Alexander Herrmann überzeugt. Mit Blick auf die Essenstrends 2022 sieht der Sterne- und Fernsehkoch aus dem oberfränkischen Wirsberg vor allem eines: eine Sehnsucht vieler nach dem Traditionellen und nach kulinarischen Retromomenten.
Für ihn geht der Trend zur "Omi-Küche", neu interpretiert:
Blaukraut und Roulade sind nach seiner Ansicht derzeit vielen näher als die hippe Bowl.
Gemüse als Superstar auf dem Teller
Auch ein neuer Fastfood-Trend zeichnet sich für den Gastronomen, der mehrere (Sterne-)Restaurants, eine Kochschule und ein Hotel betreibt, nicht ab: "Das, was wir bereits an Fastfood kennen, wird sich an die neuen Geschmacksmomente anpassen und versuchen, für sich diese neuen Welten zu erschließen."
Will heißen: Der Burgerpattie aus Fleisch wird über kurz oder lang von den fleischlosen Alternativen abgelöst. Alexander Herrmann ist sich sicher, dass pflanzenbasierte Ernährung eine immer größere Bedeutung bekommt.
Burger aus Erbsen, Aufschnitt aus Soja – Fleischersatzprodukte erobern die Regale.
Nachhaltigkeit und Exotik beim Fleischersatz
Das sieht auch Denise Loga so. "Gemüse wird noch beliebter und somit zum absoluten Superstar auf dem Teller", so die Future Food-Expertin. "Besonders Pilze in allen Variationen sind als gesunder Fleischersatz der Trendsetter."
Außerdem steht für Denise Loga Nachhaltigkeit im Fokus: "Lokal produziert und exotisch verfeinert könnte zum Motto des Jahres werden. Wir bringen mit indischen Gewürzen die Exotik auf den Teller, aber das Gemüse kommt vom Bauern nebenan."
Regeneration in der Küche: der Natur etwas zurückgeben
Die Nachhaltigkeitsexpertin ist überzeugt: "Der nächste Schritt, von der Nachhaltigkeit zur Regeneration, ist nicht mehr weit." Das Kernza-Getreide, aus dem sich Brot backen oder Bier brauen lässt, hat in dieser Hinsicht für Denise Loga Potenzial zum Trendprodukt.
"Es geht darum, der Natur etwas zurückzugeben. Als mehrjähriges Getreide pflanzen wir etwas an, das mehr Kohlenstoff bindet, weniger Wasser verbraucht und besser die Nährstoffe in unseren Böden bindet." Auch der Gesundheitsaspekt spielt für Denise Loga eine große Rolle:
Vergorenes für das Immunsystem
Für Alexander Herrmann rückt auch die Darmgesundheit immer stärker in den Fokus: "Mit der Frage, welche Bakterien man im Darm für ein gesundes Immunsystem braucht, steigt das Interesse an Gerichten aus fermentierten Lebensmitteln."
Gemüse und Obst veredeln und länger haltbar machen durch Fermentieren: Das beugt Lebensmittelverschwendung vor und liegt im Trend.
Vom Siegeszug des Pflanzlichen und Fermentierten in der Restaurantküche ist der Kochbuchautor genauso überzeugt, wie von Infarming-Konzepten in der Gastronomie.
Ressourcenschonen mit Infarming
In seinem Gourmetrestaurant hat Alexander Herrmann bereits ein solches Gewächshaus für drinnen: "Wir ziehen dort Kräuter und Salate, die in puncto Aroma und Geschmack alles übertreffen, was ich mir liefern lassen könnte."
Besonders in der innerstädtischen Gastronomie sieht er das Infarming als einen der Trends, auch aufgrund des ökologischen Fußabdrucks. Denn lokal im urbanen Raum angebautes Gemüse stehe auch für kürzere Transportwege oder weniger Wasserverbrauch.
Zero Waste und Roboter in der Küche
Zunehmend Einzug in die Gastronomie wird nach Ansicht von Denise Loga auch die "Zero Waste"-Idee halten:
"Zum Beispiel die Walnussschalen zum Räuchern von Gemüse," ergänzt Loga. Und dann ist da noch die Automatisierung und Digitalisierung: Ein Roboter, der in der Küche am Herd steht? Das ist nach Ansicht von Denise Loga auch hierzulande bald schon keine Utopie mehr.