Führerscheinprüfung: Warum immer mehr Menschen durchfallen

    Negativtrend seit Jahren:Führerscheinprüfung: Warum viele durchfallen

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Die Zahl der Menschen, die bei der Führerscheinprüfung scheitern, steigt seit Jahren. Woran liegt das? Und was kann man gegen den Negativtrend machen?

    Ein Fahrlehrer sitzt in seinem Fahrschulwagen neben seinem Schüler und ist im Außenspiegel zu sehen.
    Immer mehr fallen bei der praktischen Führerscheinprüfung durch - vor allem in den Großstädten (Symbolbild).
    Quelle: picture alliance/dpa | Felix Kästle

    Immer mehr Fahrschüler in Deutschland fallen bei der theoretischen oder praktischen Führerscheinprüfung durch. Die Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes sprechen für sich: Noch vor zehn Jahren schafften knapp 29 Prozent der Fahrschüler die theoretische Prüfung nicht, im Jahr 2021 waren es bereits fast 37 Prozent. Die durchschnittliche Durchfallquote bei der praktischen Prüfung stieg im gleichen Zeitraum von 26 auf rund 30 Prozent. Das Corona-Jahr 2020 bildete eine Ausnahme - hier lagen die Zahlen unter denen des Jahres davor und danach.
    Dabei fällt auf: Gerade bei der praktischen Prüfung gibt es in Deutschland ein enormes Stadt-Land-Gefälle - die höchsten Durchfallquoten haben die Stadtstaaten. Ganz hinten steht Hamburg: 45 Prozent der praktischen Fahrprüfungen gingen hier 2021 schief. Es folgen Bremen (39,4 Prozent) und Berlin (38,3 Prozent). Die geringste Durchfallquote bei den praktischen Prüfungen gibt es im eher ländlich geprägten Rheinland-Pfalz (25,4 Prozent).
    Durchfallquote bei praktischen Führerscheinprüfungen
    ZDFheute Infografik
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    Für die immer weiter steigenden Durchfallquoten gibt es mehrere Gründe.

    Mehr Verkehr, mehr Regeln, schwierigere Prüfungen

    In Deutschland gibt es mehr Autos als je zuvor, das belegen aktuelle Zahlen des Umweltbundesamts. Während im Jahr 2000 noch 532 Autos pro 1.000 Einwohner zugelassen waren, ist diese Zahl im Jahr 2020 auf 580 angestiegen. Entsprechend gibt es immer mehr Verkehr: Die Fahrleistung aller Autos stieg in Deutschland von 1991 bis 2019 um rund 30 Prozent.
    Gerade in Großstädten macht nicht nur das gestiegene Verkehrsaufkommen Fahranfängern das Leben schwer, auch die Verkehrsführung mit Pop-Up-Radwegen, Fahrradstraßen oder Busspuren ist oft komplizierter geworden und erfordert noch höhere Aufmerksamkeit als früher.
    Pkw-Dichte pro 1000 Einwohner/-innen
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    Hinzu kommt: Sowohl die Menge der Regeln als auch die Anforderungen an die Fahrschüler während der Prüfung haben in den vergangenen Jahren zugenommen.

    Die Ausbildung ist heute anspruchsvoller als früher: Die Prüfungszeit wurde verlängert, Inhalte wurden vereinheitlicht, neue Inhalte kamen dazu.

    Jürgen Kopp, Chef der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände

    "Da sind heute in der praktischen Prüfung Fahraufgaben vorgegeben, exakte Situationen vorgeschrieben, die geprüft werden müssen. Das hat es früher in dieser Form nicht gegeben", erklärt Jürgen Kopp, Chef der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände.

    Sprachbarrieren und mangelnde Erfahrung bei Zugewanderten

    Ein weiterer Grund für die höheren Durchfallquoten: Der Anteil an zugewanderten Menschen unter den Fahrschülern ist gestiegen, erklärt Georg Meier, Vorstandsmitglied im Bayerischen Fahrlehrerverband.

    Es gibt zwar Ausbildungsmaterial in verschiedenen Sprachen - aber es ist natürlich was anderes, wenn man mit jemandem im Auto sitzt, der die Sprache nicht gut versteht. Da ist es nahezu unmöglich, komplizierte Verkehrsregeln zu erklären.

    Georg Meier, Vorstandsmitglied im Bayerischen Fahrlehrerverband

    Fahrschule trotz Führerschein: Angst beim Autofahren
    Führerschein gemacht aber nie wieder gefahren? Timm hat Fahrstunden genommen, um seine Angst vorm Fahren zu besiegen29.08.2018 | 10:08 min
    Und: Wer einen im Ausland erworbenen Führerschein in Deutschland dauerhaft anerkennen lassen möchte, muss ihn umschreiben lassen. Dafür müssen Führerscheininhaber aus Nicht-EU-Staaten in vielen Fällen eine theoretische und praktische Prüfung bestehen. Pflichtstunden vor den Tests gibt es aber nicht, Bewerber entscheiden selbst, ob sie sich die Prüfung zutrauen - viele überschätzen ihre vorhandene Fahrpraxis und scheitern dann an deutschen Verkehrsregeln. Auch diese Fälle lassen die Durchfallquote steigen.
    Durchfallquote bei Führerscheinprüfungen
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    Fahrschüler haben weniger Erfahrung als früher

    Fahrschüler bringen heute außerdem weniger Erfahrung im Straßenverkehr mit als früher - diese Beobachtung machen viele Fahrlehrer. "Kinder werden heute überall hingefahren, machen weniger eigene Verkehrserfahrung. Und wenn sie im Auto sitzen, achten die nicht mehr so auf den Verkehr, gucken lieber ins Handy", sagt Georg Meier.
    Er hat außerdem beobachtet, dass viele Jugendliche sich nicht mehr so gut auf die Führerscheinprüfungen vorbereiten - "manche starten einfach einen Versuch, auch wenn sie noch nicht genug gelernt haben."

    Was ist zu tun?

    "Schon in den Kindergärten und Schulen müsste es wieder viel mehr Verkehrserziehung geben", fordert Jürgen Kopp vom Fahrlehrerverband. Doch das scheitere oft an zu wenig Personal. Darüber hinaus wünscht sich Kopp, dass für die sogenannten "Umschreiber", die ihren Führerschein in Deutschland anerkennen lassen wollen, eine Ausbildungspflicht eingeführt wird: Also verpflichtende Fahrstunden, auch, wenn die Bewerber schon über Fahrpraxis verfügen.
    "Viele meinen, sie brauchen keine praktische Erfahrung, weil sie ja schon aus der Heimat einen Führerschein haben. Aber die müssten mal alle hier in Deutschland tatsächlich auf den Straßen gefahren sein, um zu merken, ob sie überhaupt zurechtkommen."
    Grafiken von Andreas Hottmann

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