Ein starkes Erdbeben erschüttert Fukushima. Eine Tsunami-Warnung wurde aufgehoben. Ein Mensch starb. Störungen an Atomkraftwerken gab es nicht.
Im Norden Japans hat ein Erdbeben die Gegend rund um Tokio erschüttert. ZDF-Korrespondent Ulf Röller mit Details.
Bei einem schweren Beben vor der Nordostküste Japans sind am Mittwoch Medienberichten zufolge mindestens eine Person getötet und 69 verletzt worden. Das lang anhaltende Beben der Stärke 7,3 ereignete sich kurz vor Mitternacht (Ortszeit), fast auf den Tag elf Jahre, nachdem die Region im Nordosten des asiatischen Inselreiches von einem verheerenden Erdbeben der Stärke 9 und einem dadurch ausgelösten gewaltigen Tsunami verwüstet worden war.
Japan richtet Notfallstab ein
Nach Angaben der japanischen Wetterbehörde lag das Zentrum des Bebens in einer Tiefe von rund 60 Kilometern vor der Küste der Region Fukushima. Für Teile der Nordostküste war zunächst eine Tsunami-Warnung ausgegeben worden, die aber zurückgenommen wurde.
Ministerpräsident Fumio Kishida zufolge wurden keine Störungen an den Atomkraftwerken des Landes festgestellt. In einem Abklingbecken für gebrauchte Brennstäbe des zweiten Atomkraftwerks Fukushima Daini zwölf Kilometer südlich der Atomruine fielen zudem Pumpen aus.
Durch das Beben entgleiste außerdem ein Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug - die rund 100 Passagiere an Bord blieben örtlichen Medienberichten zufolge jedoch unverletzt.
Auch im 250 Kilometer entfernten Großraum Tokio gerieten Gebäude beängstigend lang anhaltend ins Schwanken. Berichte über größere Schäden lagen zunächst nicht vor, laut der Nachrichtenagentur Kyodo mussten in Fukushima aber zahlreiche Menschen in Krankenhäuser gebracht werden. In zwei Millionen Haushalten fiel zudem vorübergehend der Strom aus. Die S-Bahn in Tokio, eine wichtige Verkehrsader in der Millionenstadt, wurde vorerst auch lahmgelegt, berichtet ZDF-Ostasienkorrespondent Ulf Röller.
"Vorsichtige Entwarnung"
Röller betont, das sei zwar noch sehr vorläufig, aber man könne ganz "vorsichtig Entwarnung" geben, das Ausmaß der Katastrophe vor elf Jahren werde nicht erreicht.
Es wurde ein Notfallstab eingerichtet. In Fukushima kam es zu Stromausfällen, berichteten örtliche Medien. Das schwere Beben im Nordosten weckte schlagartig Erinnerungen an die verheerende Katastrophe vor elf Jahren.
Reaktorkatastrophe 2011 in Fukushima
Eine gigantische Flutwelle hatte sich an jenem 11. März 2011 an der Pazifikküste aufgebäumt und alles niedergewalzt: Städte, Dörfer und riesige Anbauflächen versanken in den Wasser- und Schlammmassen. Etwa 18.500 Menschen starben damals oder gelten bis heute als vermisst. Die meisten Opfer sind auf die bis zu 16,7 Meter hohe Flutwelle zurückzuführen.
In Fukushima kam es in der Folge im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu einem Super-GAU. Er wurde in aller Welt zum Sinnbild der "3/11" genannten Dreifach-Katastrophe - auch wenn keiner der Todesfälle auf die Strahlung zurückgeführt wird.
Der Betreiber des Kernkraftwerks, Tepco, prüfe, ob es durch das erneut starke Beben zu Unregelmäßigkeiten kam, hieß es. Japan ist eines der am stärksten von Erdbeben gefährdeten Länder der Welt.