Geht Fußball vegan? Ein englischer Klub wird zum Ökovorbild

    Geht Fußball vegan? :Wie ein Klub aus England zum Ökovorbild wird

    von Julian Prahl
    |

    Eine Fußball-Arena aus Holz, veganes Essen, Rasen ohne Pestizide. Vereinschef Dale Vince verfolgt für seinen Klub Forest Green Rovers eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie.

    Becher auf einem Fußballfeld
    Der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit in der Bundesliga wird immer lauter. Jeder Spieltag zeigt: Verkehrschaos und Müllberge. Viel Energie für Rasenheizung und Flutlicht.15.01.2023 | 28:45 min
    Nach und nach flogen alle tierischen Produkte von der Stadion-Karte: Fisch, rotes Fleisch – bis das komplette Essensangebot ohne tierische Produkte war. Dazu gibt es veganes Bier im Ausschank. Schon vor über zehn Jahren begann die grüne Mission bei den Forest Green Rovers: "Dabei mussten wir mit Traditionen brechen", meint Dale Vince, "Essen ist das schwierigste Thema. Wir haben den Leuten erklärt, das ist das Essen, woran wir glauben, um etwas zu ändern. Kommt her, probiert es – wir werden nichts anderes mehr servieren."

    Dale Vince, der freie Radikale

    Der Mann hinter dieser Verwandlung ist Klubchef Dale Vince, ein 61 Jahre alter Unternehmer. In seiner Jugend reiste er als Hippie durch Europa. Später gründete er eine Firma für Ökostrom und wurde damit zum Millionär. Dale Vince ist so etwas wie ein Umweltaktivist – engagiert sich auch gegen Massentierhaltung und deren Emissionen.
    Er will, dass Fußball-Klubs grüne Vorbilder sind. Vielen Vereinen fehle es am Willen, meint Vince. Die Heim-Fans mögen das vegane Essen mittlerweile gern. Manche Auswärtsfans beschweren sich, es sei zu radikal – vegan oder gar nichts. Dale Vince sieht sich und seinen Klub als Botschafter des grünen Fußballs.

    Leider scheuen viele Vereinsbosse negative Reaktionen der Fans. Wir verkaufen nun viermal so viel Essen wie vorher. In Zukunft wird Nachhaltigkeit auch im Fußball normal sein.

    Dale Vince

    Dale Vince und seine Ideen wurden ausgezeichnet: von der UN als erster klimaneutraler und von der Fifa als erster veganer Verein. 2013 bekam er sogar den Orden des britischen Empire für seine Dienste an der Umwelt und der Elektrizitäts-Industrie.

    Öko-Rasen ohne Pestizide

    Der Rasen im Stadion "The New Lawn" wird mit Algen aus Schottland gedüngt und auf den Einsatz von Pestiziden wird verzichtet. Dazu gibt es strombetriebene Mähroboter. Der Strom für das ganze Stadion stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien, allein 20 Prozent werden von den Solarpanels auf dem Stadiondach produziert.
    Mit Fußball die Welt retten: Vorbild für Bundesliga! - Analyse
    Die Forest Green Rovers zeigen: Umweltschutz im Fußball ist total einfach! Manu Thiele stellt den kleinen Verein aus England vor.24.08.2019 | 8:26 min
    Die neueste Idee: "Pee to Pitch". Der Verein sammelt den Urin der Auswärtsfans vor Ort, filtert ihn und bewässert damit den Rasen.

    Es gibt eine Menge Wasser: Bier wird getrunken und wieder entsorgt. Mit einer neuen Toilette sammeln wir den Urin hier direkt. Er muss also gar nicht wegtransportiert und woanders bearbeitet werden.

    Dale Vince

    Zusätzlich wird in einer Zisterne das Regenwasser gesammelt. Die Greenkeeper der englischen Nationalmannschaft und anderer Klubs kamen schon vorbei, um zu erfahren, wie der Klub den Rasen ohne Chemikalien so grün hält.
    Eine Hand berührt grünen Fußballrasen.
    Die Forest Green Rovers sind der erste klimaneutrale und vegane Fußballclub der Welt. Sogar der Urin der Auswärtsfans wird weiterverwertet.15.01.2023 | 1:51 min

    Immer neue Ideen

    Ein Ernährungsberater coacht die Spieler, wie sie mit veganem Essen Muskeln aufbauen können. Trikots und Schienbeinschoner aus Bambus sind im Fanshop-Portfolio. Elektro-Ladesäulen sollen zur Benutzung von E-Autos animieren.
    Das Prunkstück des Vereins soll der Eco-Park werden. Ein Holzstadion für anfangs 5.000 Fans, später 10.000 – es wäre das erste seiner Art. Eine solche Arena wird den kleinsten CO2-Fußabdruck aller Stadien der Welt hinterlassen, so Dale Vince. Der Verein hofft, die Anforderungen für die 2. Liga zu erfüllen. Denn da will der Klub hin, möglichst schnell und – nachhaltig.
    Die Forest Green Rovers haben eine 130-jährige Tradition, waren einer der kleinsten Klubs, der in die dritte Liga aufstieg. Über 50 Fangruppen weltweit sind heute aktiv für die Forest Green Rovers. Sportlich wollen sie noch erfolgreicher werden, um ihre Öko-Botschaft besser zu verbreiten. Fußball tritt bereits gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie ein – warum nicht auch gegen die Klimakrise, meint Dale Vince.

    planet e.-Logo
    Die Dokumentation "Tore für die Umwelt" können Sie am Sonntag, 15. Januar, um 15:45 Uhr im ZDF sehen oder jederzeit in der Mediathek.

    Mehr zum Thema Nachhaltigkeit im Sport