Gaming in der Medienpädagogik: Zocken in der Schule?

    Gaming in der Medienpädagogik:Interaktive Medien: Zocken in der Schule?

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    Statt sich berieseln zu lassen, sollen Kinder in der Schule möglichst oft selbst aktiv werden. Ausgerechnet Videospiele haben großes Potential, den Unterricht zu verbessern.

    Mehrere Kinder stehen mit großen Virtual Reality-Brillen über den Raum verteilt, jedes versunken in einer eigenen Welt. Sie sind abgetaucht, etwa weit hinunter in die Ozeane wie Laura. "In ungefähr drei Sekunden müsste an deiner linken Seite ein Wal vorbeikommen", erklärt Lisa König dem Mädchen.
    Ist das die Zukunft unserer Schulen? An der Pädagogischen Hochschule Freiburg will eine eigene Forschungsabteilung herausfinden, wie Games im Bildungsbereich eingesetzt werden können. "Computerspiele oder überhaupt Medien sind eben nicht nur Kinderspiel oder Ballerei, sondern da ist ganz viel dahinter", sagt König vom Zentrum für didaktische Computerspielforschung.
    Spieler, Zocker, Influencer
    Gaming ist der neue Mainstream. Egal ob an PC, Konsole oder Handy – die Deutschen zocken mehr als je zuvor. Um die Spiele herum entstehen neue Geschäftsfelder und Berufe.26.01.2023 | 42:57 min
    Sehen Sie hier die WISO-Dokumentation "Spieler, Zocker, Influencer: So tickt die deutsche Gaming-Branche" von Rayk Anders und Daniel Hawiger:

    Lehrkräfte zweifeln an Nutzen von Games

    Vorurteile gibt es viele. Während Gaming mit den Kindern und dementsprechend auch mit den Eltern mitwachse, hätten gerade Lehrkräfte anfangs viele Ressentiments, so König. Sobald sie aber mit interaktiven Medien arbeiteten, würden diese fast weggeblasen. Unterricht lasse sich plötzlich ganz anders gestalten.

    Es wird in der zukünftigen Schule nicht mehr darum gehen, wie Wissen vermittelt werden kann. Sondern es geht darum, Kompetenzen aufzubauen, die zukunftsorientiert sind. Problemlösungsorientierung, Kreativität, eigene Geschichten zu entdecken: Darum muss es gehen und das können Medien ganz wunderbar leisten.

    Lisa König, Pädagogische Hochschule Freiburg

    Computerspiele: Schon lange Thema in der Medienpädagogik

    Als langjähriger Professor für Medienpädagogik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz kennt Stefan Aufenanger viele Bedenken an neuen Lernformen.
    "Man muss sehen, wie relevant Spiele als Medium heute sind, und wie unglaublich wenig Raum sie in der Schule einnehmen", sagt er. Computerspiele in der Schule auszublenden, würde bedeuten, Eltern und Kinder mit dem Medium allein zu lassen.

    Das Nutzen von Computerspielen im Unterricht ist ein guter Anlass, um auch über problematische Aspekte zu sprechen.

    Stefan Aufenanger, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Potential, digitale Lernspiele gewinnbringend einzusetzen und mit den Lehrplänen zu verbinden, sieht er in vielen Fächern. Besprochen werden könnten ebenso ethische Dimensionen des digitalen Spiels wie sie auch bei der Sprachvermittlung zum Einsatz kommen könnten.   

    Wann die Zeit am Bildschirm einschränken?

    Die Bildschirmzeit ist oft Streitthema in Familien. Spiele sollten keine Gewalt oder Werbung enthalten, empfiehlt Aufenanger. Außerdem könnten Eltern mit ihren Kindern Nutzungszeiten vereinbaren, wobei bei Regenwetter oder Krankheit auch mehr als sonst erlaubt werden könne.

    Bei jedem Kind wird man Nutzungszeiten anders handhaben. Schluss ist, wenn Freunde und Schule deswegen vernachlässigt werden.

    Stefan Aufenanger, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Wichtig bleibe bei all dem aber auch, Gaming nicht als pädagogische Aufgabe zu sehen, sondern Kinder und Jugendliche auch Spaß daran haben zu lassen.
    Quelle: ZDF

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