Die Regierung will die Mehrwertsteuer auf Gas befristet auf 7 Prozent senken. Was die Maßnahme bedeutet, wer profitiert und wie sich die Senkung auf Ihre Gasrechnung auswirkt.
Die Regierung will die Mehrwertsteuer auf den Gasverbrauch für eineinhalb Jahre senken. Damit sollen Kunden entlastet werden. Denn sie müssen künftig die höheren Beschaffungskosten für Gas mittragen. Ökonomen kritisieren das Vorhaben.
Angesichts der stark gestiegenen Gaspreise will die Bundesregierung die Bürger*innen entlasten. Denn seit Montag steht fest: Ab 1. Oktober fallen pro Kilowattstunde rund 2,4 Cent zusätzlich an. Dafür soll nun die Mehrwertsteuer auf den kompletten Gaspreis von 19 auf sieben Prozent sinken - das hat Bundeskanzler Olaf Scholz heute bekannt gegeben. Die Verbraucher*innen dürften sich freuen, aber es gibt auch Kritik.
Was wurde bei der Mehrwertsteuersenkung auf Gas beschlossen?
Die Bundesregierung will die Mehrwertsteuer auf den gesamten Gasverbrauch absenken: Sie soll zeitlich befristet statt 19 Prozent nur sieben Prozent betragen. Dadurch würden die Menschen stärker entlastet, als sie durch die Gasumlage belastet werden.
Die Steuersenkung soll so lange gelten, wie die Gasumlage greift - nach jetzigem Stand also von Oktober 2022 bis Ende März 2024. Die Bundesregierung wollte die Gasumlage eigentlich vollständig von der Mehrwertsteuer befreien, das ließ die EU aber nicht zu.
Was bedeutet die Senkung konkret für die Haushalte?
Ein Rechenbeispiel: Für einen durchschnittlichen 1-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 5.800 Kilowattstunden ergibt sich rechnerisch eine Entlastung von etwa 143 Euro für den Rest des Jahres 2022, für einen Zwei-Personen-Haushalt mit 11.200 Kilowattstunden 254 Euro und eine Familie mit zwei Kindern wird um 364 Euro entlastet.
Welchen Einfluss hat die Senkung vermutlich auf die Inflation?
"Die Senkung der Mehrwertsteuer auf Erdgas dürfte die Inflation über den Winter spürbar senken", stellt Wirtschaftsforscher Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung gegenüber ZDFheute fest. Wenn die Senkung zum 1. Oktober 2022 in Kraft treten würde, rechnet das IMK damit, "dass dadurch die Verbraucherpreisinflation in den letzten drei Monaten dieses Jahres etwa 0,7 Prozentpunkte niedriger ausfällt, als das ohne die Senkung der Fall gewesen wäre. Damit würde die angekündigte Mehrwertsteuersenkung etwas mehr als zwei Drittel des Inflationseffekts der jüngst beschlossenen Gasumlage ausgleichen."
Für das Jahr 2023 dürfte die Mehrwertsteuersenkung die Inflation etwa um 0,8 Prozentpunkte dämpfen, so Dullien. Der Effekt fiele dann etwas stärker aus als in den letzten Monaten 2022, "weil die Gaspreise für die Endverbraucher absehbar weiter steigen werden".
Wer profitiert am meisten von der Mehrwertsteuersenkung?
"Die Entlastung über die Mehrwertsteuer führt erfreulicherweise dazu, dass die gemessene Inflationsrate sinkt und damit das Risiko abnimmt, dass die Inflationsrate im Winter über die psychologisch wichtige 10-Prozent-Marke springt", stellt Wirtschaftsforscher Sebastian Dullien gegenüber ZDFheute fest. Allerdings sei die Senkung "aus Verteilungs- und Anreizgesichtspunkten" nicht die ideale Lösung.
"Hätte man die nun aufgewendeten Mittel verwendet, um einen Gaspreisdeckel für einen Grundverbrauch von Gas für jeden Haushalt einzuführen, wäre die Entlastung in Euro gleichmäßiger auf die Haushalte verteilt", sagt Dullien und führt weiter aus, dass der Anreiz zum Gassparen durch den niedrigeren Preis gedämpft werde.
- Was Sie zur Gasumlage wissen müssen
Jetzt steht es fest: Die Gasumlage ab Oktober wird 2,419 Cent betragen. Wie funktioniert das Prinzip? Was ist zu beachten? Und mit welchen Kosten ist zu rechnen? Ein Überblick.