Mord dritten Grades: Gegen den früheren Polizisten, der dem Schwarzen George Floyd minutenlang sein Knie auf den Hals presste, wird ein dritter Anklagepunkt zugelassen.
Im Verfahren um den Tod des Schwarzen George Floyd in den USA muss sich der frühere Polizist Derek Chauvin wegen eines weiteren Anklagepunkts verantworten. Er steht nun auch wegen "Mordes dritten Grades" vor Gericht. Den Tatbestand gibt es nur in wenigen US-Staaten, darunter auch Minnesota. Er kann mit bis zu 25 Jahren Gefängnis bestraft werden und entspricht in etwa Totschlag nach deutschem Recht.
Rechtsexperten sind der Ansicht, dass der zusätzliche Anklagepunkt die Möglichkeiten erweitert, Chauvin zu verurteilen. Der weiße Ex-Polizist steht bereits wegen "Mordes zweiten Grades" mit einer Höchststrafe von 40 Jahren und wegen "Totschlags zweiten Grades" mit einer Höchststrafe von zehn Jahren vor Gericht. Die in dieser Woche begonnene Geschworenenauswahl sollte am Donnerstag fortgesetzt werden.
Zehn Monate nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd hat in Minneapolis der Prozess gegen einen ehemaligen Polizisten begonnen.
Hauptverfahren könnte Ende März beginnen
Die juristische Auseinandersetzung um die Zulassung des Anklagepunkts drohte den Beginn des Hauptverfahrens zu verzögern. Nun deutet alles darauf hin, dass es wie geplant Ende März beginnt. Cahill hatte den Antrag der Staatsanwaltschaft ursprünglich abgelehnt, Chauvin auch Mord dritten Grades anzulasten. Ein Berufungsgericht hatte aber am Freitag erklärt, dass der Richter die Anklage zulassen sollte. Am Mittwoch lehnte das oberste Gericht des Bundesstaates einen Antrag von Chauvins Anwälten gegen die Entscheidung des Berufungsgerichts ab. Der 44-Jährige befindet sich derzeit gegen Kaution auf freiem Fuß.
Floyds auf einem Handyvideo festgehaltener Tod am 25. Mai 2020 hatte weltweit Schlagzeilen und Proteste ausgelöst. Chauvin hatte dem wegen eines mutmaßlich gefälschten 20-Dollar-Scheins festgenommenen 46-Jährigen rund neun Minuten lang auf offener Straße das Knie in den Nacken gedrückt, obwohl Floyd wiederholt klagte, er bekomme keine Luft.
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Neun Monate nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd beginnt der Prozess gegen einen Ex-Polizisten. Was hat sich seit den Massenprotesten gegen Polizeigewalt in den USA getan?
Floyds Satz "I can't breathe" wurde zu einem Motto der Black-Lives-Matter-Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze.
Die Erwartungen an den Prozess sind immens - Floyds Schicksal hatte in den USA mitten in der Corona-Pandemie monatelang zu Massenprotesten gegen Polizeigewalt und Rassismus geführt. Die Proteste erschütterten das Land in historischem Ausmaß. Auch in anderen Ländern der Welt, darunter in Deutschland, gingen Menschen gegen Rassismus auf die Straße. Viele Menschen in den USA hoffen auf ein Urteil, das ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt setzt.
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