Wegen der Corona-Pandemie sind zur Zeit auch die Spielhallen in Deutschland geschlossen. Für Glücksspielsüchtige bringt das auch Chancen.
Suchtberatungen sehen die Corona-bedingten wochenlangen Zwangsschließungen von Spielhallen in Deutschland mit Erleichterung. "Zum Teil hören wir: Hätten die Hallen doch bloß schon viel früher geschlossen. Ich fühle mich gerade so wohl", sagt Ilona Füchtenschnieder, Vorsitzende des bundesweiten Fachverbands Glücksspielsucht. Das sei aber nicht bei allen Betroffenen der Fall.
Süchtige spielen in Corona-Zeiten online
Rund 70 Prozent der Glücksspielsüchtigen, die sich bei Suchtberatungsstellen melden, spielen Füchtenschnieder zufolge an Automaten. Niedrigschwellige Hilfsangebote wie Hotlines oder Online-Beratungen würden seit einiger Zeit verstärkt von Online-Casinospielern und Sportwettern aufgesucht.
"Das Drama ist, dass bei Online-Glücksspielen alles fix geht. Man wird sein Geld viel schneller los als am Automaten", sagte Füchtenschnieder, die gleichzeitig Leiterin der Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht Nordrhein-Westfalen ist.
Eine unbedachte Minute reiche, um Tausende Euro zu verlieren - für viele Betroffene seien das alle Ersparnisse, die sie besäßen. Am Anfang der strengen Kontaktbeschränkungen im Frühjahr hätten sich weniger Spielsüchtige bei der Hotline und Online-Beratungsstelle der Koordinierungsstelle gemeldet.
Wohl rund eine halbe Millionen Menschen in Deutschland spielsüchtig
Inzwischen habe sich die Zahl der Anfragen aber wieder normalisiert und sei leicht gestiegen. Wie sich die Pandemie auf die Zahl der Glücksspielsüchtigen insgesamt auswirke, könne man noch nicht abschätzen, sagte Füchtenschnieder.
Menschen bräuchten eine Weile, um sich einzugestehen, dass sie ein Problem haben und suchten sich zum Teil erst nach fünf, sechs Jahren Hilfe.
Bei den "problematischen" Spielsüchtigen sei das Verhalten zwar gefährlich, aber es gebe möglicherweise noch einen Weg zurück. Glücksspielsüchtige müssten dagegen lernen, dauerhaft auf Glücksspiel zu verzichten.