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9.000 Jahre altes Grab:Rätselhafte Schamanin starb wohl bei Heilung
22.11.2022 | 12:00
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Das rund 9.000 Jahre alte Grab einer Schamanin mit Kind aus dem Saalekreis gibt weitere Geheimnisse preis. Offenbar war das Kind schwer krank.
Die Schamanin, deren Grab bereits 1934 entdeckt wurde, ist im Landesmuseum in Halle/Saale zu sehen.
Quelle: dpa
Die Forschungen am 9.000 Jahre alten Grab einer Schamanin in Sachsen-Anhalt gehen weiter. Den Erkenntnissen von Experten zufolge war sie eine spirituelle Spezialistin, die den Kontakt zu den Geistern pflegte und heilerisch tätig war.
Einzigartig für ihre Zeit
Die 30 bis 35 Jahre alte Frau war demnach in einem für ihre Zeit einzigartigem Grab bestattet. In eine weiß gefärbte achteckige Grube war ein rot verputztes Weidengeflecht eingelassen, das mit Hölzern abgedeckt war. An der Brust der Schamanin lag ein sechs bis acht Monate altes Kind.
Es zeigen sich Auflagerungen, die auf Mangelerscheinungen hinweisen. Das Kind war nicht gesund.
Jörg Orschiedt, Anthropologe
Jörg Orschiedt hat die zerbrechlichen Knochen des Kindes untersucht. Fest steht außerdem, dass der Junge nicht der Sohn der Schamanin war. Dass wisse man dank den archäogenetischen Untersuchungen des Leipziger Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie, sagt Landesarchäologe Harald Meller.
Es könnte ein Menschenopfer gewesen sein, aber das erscheint unwahrscheinlich.
Harald Meller, Landesarchäologe
Warum wurden die beiden dann gemeinsam begraben? Das Grab in Bad Dürrenberg (Saalekreis) wurde 1934 zufällig bei Kanalarbeiten entdeckt und 2019 fanden Nachgrabungen statt.
Heilerin sollte Kind offenbar behandeln
Einem Team von Archäologen, Genetikern, Anthropologen und Medizinern war in zweijähriger Forschungsarbeit die Lösung zahlreicher Rätsel rund um das Grab gelungen. Bei den Nachgrabungen waren etwa Knochen gefunden worden, die es ermöglichten, die Identität des Kindes festzustellen.
"Es spricht viel dafür, dass der Säugling zu ihr gebracht wurde, damit sie ihn behandelt", sagt Meller.
Sie war eine erfolgreiche Heilerin. Die Menschen sind zu ihr gepilgert.
Harald Meller, Landesarchäologe
Dafür spreche der für seine Zeit einmalige Reichtum des Grabs. Neben zahlreichen Werkzeugen fanden sich eine Schamanentracht, die aus Knochen und Tierzähnen bestand. Ein Rehgeweih diente demnach als Kopfschmuck.
Fehlbildung machte Geisterkontakt glaubhaft
Wo heute der Kurpark von Bad Dürrenberg liegt, sprudelten schon in der Steinzeit Solequellen. Vermutlich hat die Schamanin sie genutzt. Schließlich lebte sie mehrere Jahre mit zwei an der Innenseite bis in die Zahnhöhlen aufgefeilten Schneidezähnen. Und Sole hat heilende Wirkung.
Die Zahnwurzelentzündungen habe sie erstaunlich gut im Griff gehabt, sagt Walter Wohlgemuth, Direktor der Klinik für Radiologie am Uniklinikum Halle. "Auch ansonsten ist sie sehr gesund gewesen. Sie muss große Kompetenzen als Heilerin besessen haben." Fehlbildungen an ihrem Schädel und den Halswirbeln führten bei bestimmten Kopfbewegungen zu einem Nystagmus:
Dabei rattern die Augen von oben nach unten. Das muss die Menschen zutiefst erschreckt haben.
Walter Wohlgemuth, Radiologe
Tod möglicherweise bei Heilungsversuch
Es sah aus, als sei sie im direkten Geisterkontakt, was ihre Glaubwürdigkeit unterstützte. "Bei den Versuchen dem kranken Kind zu helfen, scheiterte sie jedoch und hat bei den Anstrengungen wohl selbst ihr Leben verloren, weshalb die beiden zusammen bestattet wurden", sagt Meller.
Die Ergebnisse der Forschungen zur Schamanin von Bad Dürrenberg hat Meller gemeinsam mit dem Historiker Kai Michel in einem neuen Buch mit dem Titel "Das Rätsel der Schamanin. Eine Reise zu unseren archäologischen Anfängen" zusammengefasst.
Quelle: Thomas Schöne, dpa
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