Fast 2.000 Menschen starben 2021 an Konsum illegaler Drogen, die Zahlen steigen jährlich. Heroin und Langzeitschäden bleiben die Haupttodesursachen.
Die Anzahl der Drogentoten in Deutschland ist 2021 weiter gestiegen: 1.826 Menschen starben an den Folgen des Missbrauchs illegaler Substanzen, ein Anstieg zum Vorjahr um 15,5 Prozent.
NRW am stärksten betroffen
Besonders in NRW nahm die Zahl der Drogentoten zu, in dem bevölkerungsreichsten Bundesland (17,92 Millionen Einwohner) starben 401 Menschen. In Bremen (0,68 Millionen Einwohner) waren es 40, eine Zunahme zum Vorjahr von 127 Prozent.
Grund für den weiteren Anstieg könnte die Corona-Pandemie sein. Sie hat die Situation für Süchtige verschlimmert. Durch Lockdowns und Kontaktbeschränkungen waren Hilfsangebote für Drogenabhängige nur eingeschränkt nutz-, Ansprechpartner nicht mehr greifbar und feste Strukturen brachen weg. Allerdings stiegen die Zahlen auch schon vor der Pandemie wieder stärker an.
Die Droge, die am häufigsten zum Tod führte, war wie in den Jahren davor Heroin oder Morphin, oder das Opioid in Verbindung mit anderen Substanzen. 686 Menschen starben durch eine Überdosis daran.
Am meisten Menschen starben allerdings durch Langzeitschädigungen wegen des Drogenkonsums. Zu dem körperlichen Raubbau haben Personen ein höheres Risiko, sich über gemeinsam genutztes Drogenbesteck oder Beschaffungsprostitution mit Krankheiten wie HIV und Hepatitis C zu infizieren.
Schätzungen gehen von rund 165.000 Heroinabhängigen in Deutschland aus. Die effektivste und häufigste Behandlungsform für sie ist die legale Verabreichung von Substituten, die im Gegensatz zu den illegalen Substanzen frei von Verunreinigungen sind und durch die kontrollierte Abgabe auch vor Infektionen schützt.
Zwar steigt die Zahl der Substitutionspatienten, doch waren 2021 mit 81.300 kaum die Hälfte der Abhängigen gemeldet. Gleichzeitig gibt es immer weniger substituierende Ärzte. Besonders in Hamburg verdichteten sich die Patientenzahlen, im Jahr 2021 therapierte dort ein Arzt durchschnittlich acht Drogenabhängige mehr als 2019. Flächendeckende Hilfe lässt sich so nicht gewährleisten.
Zusätzlich erhöht die Kriminalisierung der Abhängigen die Hemmschwelle, Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Viele sehen die die bisherige Drogenpolitik, Verbote von bestimmten Substanzen würden die Menschen schützen, als gescheitert.
Sorgenkind Drogenpolitik
Die Drogen- und Suchtpolitik muss in vielen Bereichen neu gestaltet werden, so sieht es Burkhard Blienert, der seit Beginn des Jahres Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen ist. Jedes Jahr wird am 21. Juli in vielen Städten in Deutschland an die Menschen gedacht, die an den Folgen ihrer Suchterkrankung gestorben sind.