Es begann mit einem Boot und Protesten gegen Atomtests. Dieses Jahr feiert die Umweltschutzorganisation "Greenpeace" ihr 50-jähriges Bestehen. Und hat noch einiges vor.
Am Anfang war es nur eine spontane Idee: "Wir hoffen, dass wir mit einem Boot nach Amchitka segeln und uns der Bombe entgegenstellen werden", sagte der amerikanische Ingenieur Jim Bohlen 1970 zu einem Reporter der "Vancouver Sun". Genau das hatte kurz zuvor Bohlens Frau Marie vorgeschlagen, als beide überlegten, wie sie gegen die Atomtests der USA im Nordpazifik protestieren könnten.
Ein Boot hatten die Bohlens da noch gar nicht. Gemeinsam mit Freunden trieben sie einen alten Fischkutter namens "Phyllis Cormack" auf. Sie nannten ihn "Greenpeace" und machten sich damit am 15. September vor 50 Jahren auf die abenteuerliche Reise.
Organisation in mehr als 55 Ländern aktiv
Die Aktion sorgte für so viel Aufmerksamkeit und internationale Empörung, dass das Atomwaffentest-Programm schließlich abgebrochen wurde. Und: Die Umweltschutzorganisation Greenpeace war gegründet.
Ein halbes Jahrhundert später ist Greenpeace eine der größten Umweltschutzorganisationen der Welt, in mehr als 55 Ländern aktiv, mit rund drei Millionen Unterstützern. Allein in Deutschland, wo es 1980 die erste Aktion gab, hat Greenpeace nach eigenen Angaben mehr als 600.000 Mitglieder.
Zum Jubiläumsfest am heutigen Montag werden unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in Stralsund erwartet.
"Dies ist Europas 'Man on the Moon'-Projekt", schwärmte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Der Green Deal: Klimawandel bewältigen, Jobs und Wohlstand schaffen – geht das?
Gewaltfreie Aktionen für bessere Lebensgrundlagen
Greenpeace will mit gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen kämpfen. Das sei auch ein Kampf für soziale Gerechtigkeit weltweit, betont Galit Gun im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Gun ist Leiterin der Globalen Kampagnen für Klima und Energie am Hauptsitz von Greenpeace in Amsterdam.
Mit Hilfe zahlreicher Experten prangert die Organisation Umweltprobleme an, hat viele von ihnen aufgedeckt, und scheut den Kampf gegen große Konzerne nicht. Greenpeace will Verursacher und Regierungen zum Handeln zwingen - etwa im Kampf gegen den Klimawandel. "Wir wollen sie zur Rechenschaft ziehen", sagt die Kampagnen-Leiterin.
Spektakuläre und auch oft umstrittenen Aktionen
Gerade in den 1980er und 1990er Jahren machte Greenpeace vor allem mit spektakulären und auch oft umstrittenen Aktionen Schlagzeilen. Berühmt wurden die Einsätze der "Rainbow Warrior": Aktivisten zogen mit dem grün angemalten Schiff und dem fröhlichen Regenbogen in den Kampf gegen die Aufbereitung von Atommüll, gegen das Schlachten von Robben-Babies, den Walfang und gegen französische Atomtests auf dem Mururoa-Atoll.
Greenpeace erhält viel Lob - für den Einsatz für bleifreies Benzin oder für schadstofffreie Kühlschränke etwa.
Aber gefährliche Aktionen sorgen auch für Kritik. Zuletzt war das die missglückte Aktion beim Spiel Deutschland gegen Frankreich bei der Fußball-Europameisterschaft in München im Sommer. Ein Gleitschirm-Flieger hatte bei einer Bruchlandung im Stadion zwei Männer verletzt. Eigentlich sollte er nur einen Ball in die Arena werfen und gegen Sponsor Volkswagen protestieren. Greenpeace entschuldigte sich.
Spektakuläre Aktionen und gewaltlose Proteste
Spektakuläre Aktionen werde es aber weiterhin geben, sagt Kampagnen-Chefin Gun. "Und sicher auch mit Schiffen", sagt Gun. So wie es vor 50 Jahren angefangen hatte. "Wir müssen gerade jetzt im Kampf gegen die Klimakatastrophe alles und jeden einsetzen - es ist: alle Mann an Deck."
Der weltweite Druck der Bürger werde nicht verschwinden, sagte jüngst auch die Exekutiv-Direktorin von Greenpeace, Jennifer Morgan, der Zeitschrift "Rolling Stone". "Die Demonstrationen werden immer weiter anwachsen." Sie betonte, dass direkte Aktionen und gewaltlose Proteste zur Identität von Greenpeace gehören.
Die Greenpeace-Chefin ist überzeugt, dass man im Kampf gegen den Klimawandel das Ruder herumreißen kann: "Die Frage ist nur: Schaffen wir es schnell genug?"