Die Feuerfront vor Athen scheint sich teilweise zu beruhigen - dafür brennt es auf der Halbinsel Peleponnes jetzt umso heftiger. Antike Stätten wie Olympia sind bedroht.
Ein neuer Waldbrand in Griechenland gefährdet das Dorf Olympia auf der Halbinsel Peloponnes. Der griechische Zivilschutz ordnete am Mittwochnachmittag per SMS an die Einwohner an, den Ort zu verlassen. In unmittelbarer Nähe befindet sich die berühmte antike Stätte Olympia, bei der vor den Spielen stets das Olympische Feuer entzündet wird.
"Wir haben eine Verteidigungslinie rund um die antike Stätte und das Dorf gebildet", sagte der Gouverneur der Region Nektarios Farmakis im Staatsfernsehen.
Kulturministerin Lina Mendoni sei auf dem Weg von Athen nach Olympia, berichtete derweil das griechische Staatsradio.
Olympia bereits 2007 durch Feuer stark zerstört
Bei verheerenden Bränden waren 2007 in dieser Region im Westen des Peloponnes Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Auch die antike Stätte von Olympia war damals schwer beschädigt worden, das eigene Löschsystem hatte nicht funktioniert. Betroffen war vor allem die Anhöhe über dem Heiligen Hain, die unter dem Namen "Kronoshügel" bekannt ist. Dort findet jeweils einige Monate vor den Sommer- und Winterspielen das Zeremoniell zur Entfachung des Olympischen Feuers statt.
Olympia. Glanzvolles Heiligtum der griechischen Antike. Mehr als tausend Jahre lang kommen hier Menschen aus ganz Griechenland und dem Römischen Reich zusammen und bejubeln Athleten.
In Athen sprach die Feuerwehr am Mittwoch von einem Teufelskreis: Der Wind in der Brandregion im Norden der Hauptstadt ließ nach, so dass das Feuer dort weitgehend eingedämmt werden konnte. Dafür steckt die ganze Stadt jetzt unter einer gewaltigen Rauchglocke, die sich mangels Wind auch nicht verflüchtigt.
In Griechenland und in der Türkei brennt es weiter. Von der EU geschickte Löschflugzeuge helfen der Türkei. Die Kritik am Krisenmanagement der Regierung will nicht verstummen.
Helfen würden nur frische Böen, die jedoch das Feuer neu entflammen könnten. Die vorläufige Ruhe an der Feuerfront ist momentan also nur das: vorläufig.
Griechischer Premier spricht von "Alptraumbrand"
Mehr als 80 Häuser sind den Flammen bisher zum Opfer gefallen, seit der Brand am Dienstag seinen Lauf nahm. Der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis sprach bei einem Besuch in der Region am Mittwochmorgen von einem "Alptraumbrand".
Gleichzeitig herrscht große Erleichterung, weil der Brand nach jetzigem Stand keine Menschenleben gefordert hat. Die Bewohner der evakuierten Orte wurden vorerst auf Staatskosten in Hotels untergebracht, Mitsotakis versprach den Wiederaufbau der Häuser.
- "Albtraumbrand" in Athens Vororten
Feuerwehrleute in Griechenland kämpfen auch am Morgen weiter gegen den Großbrand in den nördlichen Vorstädten Athens. Tausende Einwohner mussten ihre Häuser verlassen.
Auf die Brände folgt der Rauch
Derweil leiden so gut wie alle Bewohner Athens nicht nur unter der Gluthitze, sondern auch unter einer enormen Feinstaubbelastung durch die Rauchschwaden. Zwischenzeitlich meldete die griechische Gesundheitsbehörde für das Stadtzentrum eine Belastung von bis zu 465 Mikrogramm Feinstaub je Kubikmeter. Zum Vergleich: EU-weit gilt als Grenzwert ein Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.
Wer auf den Balkon tritt, merkt das sofort: Die Augen tränen, die Luft kratzt im Hals, das Atmen fällt schwer. Die Bewohner sind aufgerufen, die Häuser nicht zu verlassen und die Fenster geschlossen zu halten.
Feuer gab es auch auf den Urlaubsinseln Rhodos und Kos sowie auf der Insel Euböa. Insgesamt kämpfte die Feuerwehr landesweit gegen 40 größere Brände, wie der der Zivilschutz am Vorabend mitgeteilt hatte. Landesweit sind ersten Schätzungen zufolge Hunderte Häuser verbrannt oder beschädigt worden.
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